Serie „DSC-Geschichte ab 1990“: Teil 8 = 2006-2008
13.08.2020
13.08.2020
Wir machen weiter mit unserem Geschichts-Rückblick auf die DSC-Zeit seit 1990. Nach sieben Teilen widmen wir uns heute dem endlich geglückten Neuanfang in der Bezirksklasse unter Trainer Harald Fischer. Zuvor geht es aber nochmal ein bergab – da müsst Ihr durch. Ansonsten erfahrt Ihr einiges mehr zu Pokal-Höhenflügen, einem Spielabbruch durch Beinstellen, einem grandiosen Auswärtstriumph in Riesa und vor allem zur Wiedereingliederung der Fußballer in den Gesamtverein Dresdner SC 1898 e.V. – einer der bedeutendsten Schritte in der jüngeren DSC-Vergangenheit.
Saison 2006/07 (Bezirksliga Dresden)
Nach den Jahren des Abstiegs ging es für den DSC 1898 nun erstmals auf sechstklassiger Ebene, in der Bezirksliga Dresden, zur Sache. Und nach den Jahren des Neuanfangs als man als Anhänger des Sportclubs wusste, dass wieder eine schwere Saison bevorstehen würde, war die Ausgangslage diesmal unklarer. In den Jahren zuvor war klar, dass der Klassenerhalt das Ziel sein muss. Diesmal hoffte man, dass der Fahrstuhl anhält und man sich gut positionieren kann. Doch diese Hoffnung erhielt schon am ersten Spieltag einen Dämpfer.
Doch bevor es an die Saison geht, schauen wir auf die Entwicklungen im Kader. Und ganz so viel passierte hier ausnahmsweise mal nicht. Mit Stefan Haase und Martin Götze kommen zwei Dynamo-Youngster aus der A-Jugend zum DSC. Matthias Scholze kommt aus Holtendorf und Moritz Niese von der Betriebssportgemeinschaft Philip Morris Berlin. Dazu stehen noch einige Spieler der Zweiten im Perspektivkader. Unter anderem wurde Alexander Preißiger befördert. Haase und Preißiger – zwei spätere Kapitäne des DSC. Dafür geht Routinier Daniel Bensch weg, ebenso die Sportkameraden Eismann, Grell, Pabst und Richter. Trainer Andreas Pach steht Albrecht Kaltofen als Co-Spielertrainer zu Seite.
Nach einer eher holprigen Vorbereitung ging es am ersten Spieltag zum SSV Neustadt-Hohwald gen Osten. Und hier gab es gleich den erwähnten Dämpfer gegen die von Hans-Jürgen Nünchert (das war der Kurzzeit-DSC-Trainer ohne eine einzige Trainingseinheit) trainierten Neustädter. Spielten die Friedrichstädter anfangs noch feldüberlegen, fielen dann nach der Pause direkt nacheinander zwei Gegentore. In der Folge lief nicht mehr viel zusammen, Christoph Baum sah noch die Ampelkarte und die mitgereisten 20 DSC-Fans fühlen sich in die Vorjahre versetzt. Einem 0:1 in der Heimspielpremiere gegen Großpostwitz-Kirschau folgt bei Stahl Freital endlich das erste Tor und der erste Punkt (1:1). Dabei wird die Steglich-Führung erst kurz vor Ultimo ausgeglichen. Gegen Dynamos Zweite hat man dann vor 296 Zuschauern im Steyer-Stadion im Rahmen der Landespokal-Ausscheidungsrunde keine Chance und verliert klar mit 0:2. Vier Tage später am vierten Spieltag dann endlich der erste Sieg. 3:0 heißt es gegen den SV Hoyerswerda 1919, wobei die Tore 2 und 3 erst in den Schlussminuten fallen.
Doch die Freude währt nur kurz. Vor 210 Zuschauern im Kamenzer Stadion der Jugend dürfen sich die 31 Sportclub-Anhänger von Dorfassis mit Knallern bewerfen lassen und müssen ein peinliches 0:8 miterleben. Dass dabei René Fritzsche nach 25 Minuten und Tätlichkeit vom Feld geschickt wird, ist da nur eine Randnotiz. Ex-DSC-Spieler Sascha Schönfeld nutzt die Minuten 85 bis 89 zu einem lupenreinen Hattrick und beweist Auflösungserscheinungen beim ehemaligen Deutschen Meister. Spätestens jetzt ist klar, wo die Saison hingeht. Im nächsten Heimspiel-Programmheft zitiert Andreas Tschorn die DSC-Fußball-Legende Heinz Berner: „Es darf nicht sein, dass einer auf den Platz läuft, ohne von unbändigem Siegeswillen beseelt zu sein. Das ist er seiner Mannschaft, seinen Kameraden und dem Publikum schuldig. Notfalls sollte er dem Trainer sagen: ‚Ich fühle mich heute nicht in der Lage.‘ Das wäre ehrlich.“ Wer den Meisterstern auf der Brust trägt, muss sich dieser Ehre auch bewusst sein und immer alles geben. Bei der höchsten Pflichtspiel-Niederlage seit DSC-Gründung war dies leider nicht der Fall.
Einem Sieg gegen Radebeul folgen drei Niederlagen, darunter auch gegen die dritte Mannschaft von Dynamo (1:3 nach 1:0-Pausenführung) – welch eine Schmach vor 186 Zuschauern im Ostragehege. Bis zur Winterpause gibt es nur noch einen Sieg (1:0 gegen Oppach). Elf Punkte nach 15 Spieltagen bedeuten Platz 15 in der 16er Staffel. Mit elf Punkten sind es bereits 5 Punkte Rückstand zum rettenden Ufer.
Im Bezirkspokal wird es dagegen eine relativ erfolgreiche Saison. Man kämpft sich bis ins Viertelfinale vor nach einem Achtelfinal-Erfolg über Stahl Freital nach Elfmeterschießen. Dabei geht es zum Kreispokalsieger Rotation Oberseifersdorf in die Oberlausitz – für die Gastgeber ein wahres Volksfest mit dem Spiel gegen den ‚großen‘ DSC. Rund 400 Zuschauer sehen ein spannendes Spiel inklusive Verlängerung, in welcher Tom Stephan und Dennis Begrow den höherklassigen DSC ins Halbfinale schießen. Soweit zum sportlichen Part im Jahr 2006. Aber wichtiger und interessanter ist der Verlauf des Insolvenzverfahrens und die damit einhergehenden Zukunftsplanungen.
Am 8. Juni 2006 findet eine Mitgliederversammlung statt. Hier wird betont, dass die Mitglieder aktuell die einzige bedeutende Einnahmequelle seien und alle Einnahmen ins Tagesgeschäft flössen. Für die Abwicklung der Altforderungen der zahlreichen Gläubiger wird für Anfang Juli eine Gläubigerversammlung anberaumt. Verkündet wird in der MV zudem, dass es das Ziel sei, wieder in den Gesamtverein Dresdner SC 1898 integriert zu werden. Wir erinnern uns kurz: Am 1. Februar 1999 löst sich die Fußballabteilung aus dem Gesamtverein und wird in den eigenständigen Verein Dresdner SC Fußball 98 überführt. Im November würde die Delegiertenversammlung des DSC 1898 anstehen, in der die Delegierten über die Wiederaufnahme abstimmen müssen. Der Präsident des DSC 1898 unterstützt das Vorhaben unter dem Prinzip eines klar einzuhaltenden Finanzkonzeptes, welches jährlich mit dem Gesamtverein abzustimmen ist. Die Mitglieder des DSC Fußball 98 unterstützen diesen Plan und es werden in der Folgezeit viele Gespräche geführt.
Der Tag der Entscheidung für die DSC-Fußballer ist der 30. November 2006. Nein, Insolvenzverwalter Jan Gärtner hat keinen Einsatz. Dafür stimmen die Delegierten der einzelnen Abteilungen des Gesamtvereins DSC 1898 e.V. über die Wiederaufnahme der Abteilung Fußball zum 1. Juli 2007 ab. Eine richtungsweisende Entscheidung für die Fußballer und keine einfache für die Delegierten, hatte man doch beim Austritt einiges an zerschlagenem Porzellan in Form von Schulden hinterlassen. Letztlich stimmen 78 Prozent der Delegierten für die Wiederaufnahme und machen den Weg bereit für die Wiedereingliederung in den Gesamtverein. Marcus Zillich sagte kurz nach der Versammlung dazu: „Wir haben unsere Standpunkte und Ansichten glaubhaft vermittelt.“ Die von den Anhängern gegründete Notfall-Variante Dresdner SC Friedrichstadt e.V., bei der es dann aber ganz unten wieder losgegangen wäre, ist damit nunmehr bedeutungslos und muss glücklicher Weise nicht aktiviert werden. Dem DSC-Kompetenzteam um Marcus Zillich gilt ein großer Dank, dass dieser Weg so bestritten wurde und erfolgreich abgeschlossen werden konnte.
Das Insolvenzverfahren beim DSC Fußball 98 läuft unterdessen weiter verliert nun aber an Bedeutung, schließlich bereiten sich alle auf den Wechsel zum DSC 1898 in der nächsten Sommerpause vor. Die Löschung des DSC Fußball 98 nach Abschluss des Insolvenzverfahrens ist unterdessen vorprogrammiert. Der langjährige DSC-Trainer Matthias Müller, der Anfang der 90er Jahre den Neustart des DSC begleitete sagte gegenüber der SZ: „Blender und Verschwender haben den Fußballverein in den Abgrund geführt.“ So kann man es gut zusammenfassen. Träume und Erfolg sind schön, aber über allem sollte die Sicherung der Vereinsexistenz stehen. Dies war in den zurückliegenden Jahren leider nicht immer der Fall. Anfang vom Ende war die eigentlich erfolgreiche Regionalliga-Zeit. Diesen Knacks konnte man nicht überwinden und man lebte einfach über den Verhältnissen und eigenen Möglichkeiten. Mit großem Glück und viel Arbeit konnte der komplette Exodus vermieden werden und mit der Widereingliederung in den Gesamtverein DSC 1898 beginnt (hoffentlich) eine neue Ära.
Eine neue Ära beginnt auch auf der Trainerbank des DSC. Am 14. Dezember verkündet das Kompetenzteam um Marcus Zillich per Pressemitteilung: „Nach eingehender langer Beratung über verschiedene mögliche Wege zum Klassenerhalt und aufgrund der sportlichen Situation hat sich das Team um Marcus Zillich entschieden die Rückrunde mit einem neuen Trainer in Angriff zu nehmen. Der Verein dankt Trainer Andreas Pach für seine bisher geleistete Arbeit. Er wird dem Verein auch weiterhin in verantwortlicher Position zur Verfügung stehen.“ Neun Tage später und damit direkt vor dem Weihnachtsfest wird dann mit Andreas Diebitz der neue Coach vorgestellt. Diebitz spielte ja viele Jahre in noch erfolgreicheren Zeiten für den DSC und sammelte von 2001 bis 2003 als Co-Trainer beim DSC bereits Erfahrungen. Der frühere DDR-Oberligaspieler, der auch auf Europacup-Einsätze verweisen kann sollte den Klassenerhalt noch möglich machen.
In der Hallensaison gab es immerhin einen Sieg bei der Vorrunde zur Bezirksmeisterschaft zu verzeichnen. In der Endrunde in Wilsdruff reichte es zu Platz 4 unter den 8 teilnehmenden Teams (den Sieg sicherte sich der Heidenauer SV).
Der 42-jährige Gastwirt der Gaststätte Lyra reaktivierte zur Winterpause Nikica Maglica – ebenfalls 42 Jahre alt. Der Kroate hatte unter Pach keine Rolle mehr gespielt und half zweitweise in der 2. Mannschaft aus. Ebenso kam mit Gunnar Klemm ein ehemaliger DSC-Regionalligaspieler zurück. Und dann doch etwas überraschend kurz nach der Winterpause auch noch Torwart René Groß mit einem erneuten Comeback, nachdem er ein Jahr zuvor ja seinen Rücktritt erklärt hatte.
Nach schwachen Testspielen beginnt die Rückrunde dann vielversprechend. Gegen den Tabellenletzten SSV Neustadt-Hohwald hält Stefan Horn kurz vor Spielende mit einem gehaltenen Elfmeter den Dreier fest, nachdem Albrecht Kaltofen den Sportclub in Front gebracht hatte. Diebitz wechselte sich am Ende übrigens selbst ein und lief auch in der Folge hier und da selbst mit auf. Nur noch 2 Punkte Rückstand zum Klassenerhalt. Doch es folgen vier Spiele mit nur vier Punkten, zu wenig – trotzdem schrumpft der Rückstand zu den Nichtabstiegsplätzen auf einen einzigen Zähler. Im Bezirkspokal-Halbfinale geht es zwischendurch noch gegen den ganz klaren Staffelersten Heidenau ran. Mit einer starken Leistung hält der Sportclub das Spiel komplett offen, geht durch Christoph Baum sogar in Führung und kann durch den eingewechselten Michael Damm in der 82. Minute nochmal zum 2:2 ausgleichen. Der Favorit schlägt aber bis zum Spielende zurück und gewinnt mit 3:2. Der DSC verpasst so den Finaleinzug, die Leistung macht aber für die Saisonschlussphase nochmal Mut.
Doch es folgt mal wieder ein richtiger Genickschlag. Gegen den Tabellenzweiten, den Radebeuler BC 08, setzt es im Weinbergstadion eine herbe 1:8-Schlappe. In Unterzahl (rote Karte für Nico Opitz) zeigt der DSC in Hälfte 2 richtige Auflösungserscheinungen und wird komplett überrollt. Da ändert auch das zwischenzeitliche 1:5 von Michael Damm nichts. Horst Rau jun. Erzielt für den RBC gar vier Tore. Es folgt nur ein magerer Punkt aus den nächsten drei Spielen. Sechs Punkte Rückstand bedeutet dies im Abstiegskampf.
Letzte Hoffnung soll mit einem Sieg im nächsten Spiel gesammelt werden. Gegen Königswartha, den punktgleichen Tabellennachbarn, ging es für beide Teams um alles. Gespielt wird auf Platz 11. Und die 184 Zuschauer erleben ein krasses Spiel, welches lange in Erinnerung bleiben sollte. Nach Führungstreffer für die Gäste fliegt Dennis Begrow nach 28 Spielminuten mit Rot vom Platz. Der KSV erhöht vor der Pause sogar noch auf 0:2. Eigentlich ein aussichtloses Unterfangen. Doch dann gibt der DSC nochmal alles. Zu allem Überfluss schickt Schiedsrichter Robert Zeibig dann aber auch noch Stefan Haase mit der Ampelkarte vorzeitig zum Duschen. Dies kann der Königswarthaer Wagnern aber auch und folgt Haase wenig später. Nun wird es spannend. Nikica Maglica trifft per Foulelfmeter zum 1:2, Baum egalisiert mit dem 2:2 neun Minuten vor dem Ende. In der 87. Minute, nachdem mit Angermann der zweite Gästespieler vom Feld geschickt wird, nutzt Marc Erdmann im 9-gegen-9 die sich bietenden Räume und schießt den DSC mit 3:2 in Front. Ein Wahnsinn!
Vermutlich ist dies zu viel Aufregung für einen Königswarthaer Fan und Sponsor, der in der 89. Spielminute dem Linienrichter ein Bein stellt. Auf Platz 11 steht man ja direkt am Geländer nur einen Meter von der Auslinie entfernt. Der Täter wird von den DSC-Ordnern dingfest gemacht. Der Linienrichter hat starke Schmerzen im Knie, so dass Schiedsrichter Zeibig das Spiel abbricht. Später wird das Sportgericht des Sächsischen Fußball-Verbandes nach Anhörung diverser Zeugen das Spiel mit 2:0 für den DSC werten. Trotz positiver Stellungnahmen zum DSC-Ordnungsdienst und keiner Versäumnisse erhalten die 1898er übrigens trotzdem eine Geldstrafe in Höhe von 150,- Euro wegen des Vorkommnisses. Tja, man ist halt als Gastgeber einfach immer schuld.
Die Hoffnung keimt aber nur eine Woche. Gegen den unmittelbar vor dem DSC platzierten SV Wesenitztal muss unbedingt ein Sieg her. Doch „Lotte“ Müller, der den DSC Anfang der 90er aus der Bezirksliga in die Oberliga führte, mit seinem SVW dreht die DSC-Führung von Nico Opitz zu einem letztlich ungefährdeten 4:1-Erfolg. Der DSC ist damit praktisch abgestiegen. Vier Spiele stehen aus, sieben Punkte beträgt der Rückstand und selbst das Torverhältnis ist absolut mies. Es folgen Siege gegen Dresden Nord II und in Oppach. Doch am vorletzten Spieltag lassen dann die direkten Konkurrenten des DSC nichts anbrennen, so dass nach dem eigenen 3:5 gegen die starken polnischen Stürmer von Bad Muskau der Abstieg auch offiziell besiegelt ist. Da hilft auch der lupenreine Hattrick vom eingewechselten André Csobot nichts, der aus einem 0:2 ein zwischenzeitliches 3:2 macht.
Das Spieljahr beendet der DSC mit 28 Punkten als Drittletzter – bei 30:70 Toren. Acht Punkte fehlen schließlich zum Klassenerhalt. Es geht damit runter in die Bezirksklasse Dresden. Nur 122 Zuschauer haben die DSC-Heimspiele besucht – eine historische und bis heute zum Glück nicht mehr erreichte Tiefstmarke. Stark war der Sportclub dagegen beim Thema Platzverweise. Ganze fünf rote Karten und 6 Ampelkarten bedeuten insgesamt elf Platzverweise im Saisonverlauf.
Das Saisonende ist zugleich das Ende für Trainer Andreas Diebitz. Der frühere Kämpfer und von den Fans als Fußballgott titulierte „Diebi“ kann den Fahrstuhl auch nicht anhalten. Am Ende hat auch dieses Engagement nicht gepasst, den DSC nicht vorangebracht. Es ist Zeit für einen Neuanfang – auch auf dem Trainerposten.
Die Zweite vom DSC landet nach dem Abstieg aus der Bezirksklasse in der ersten Stadtliga-Saison auf Platz 9 und darf im letzten Heimspiel dem Gast vom SV Eintracht Dobritz zum Staffelsieg und Aufstieg gratulieren. 40 Punkte aus 30 Spielen ist hier die geschaffte Marke am Saisonende.
Saison 2007/08 (Bezirksklasse Dresden Staffel 4)
Der 1. Juli 2007 ist der Tag, an dem der Fußball wieder zurückkehrt in den Dresdner SC 1898 e.V.! Ein bedeutender Moment nach Jahren der „Selbständigkeit“ und zuletzt vor allem der Krisen samt Insolvenzverfahren des DSC Fußball 98 e.V. Der Präsident des Gesamtvereins, Günther Rettich, richtete am Tag der Wiedereingliederung folgende Worte an die neue Abteilung:
„Liebe ‚neue‘ Vereinsmitglieder. Ich darf Sie recht herzlich in unserer neugegründeten Abteilung Fußball als Mitglieder begrüßen. Damit wird eine alte Tradition im DSC 1898 e.V. wiederbelebt. Die Beschlussfassung hierzu in der Delegiertenversammlung im November 2006 war nicht leicht. Aber die Argumente des Kompetenzteams haben letztlich überzeugt. Ich wurde vielfach gefragt, welche Erwartungen ich an die neue Abteilung habe. Was ich erwarte, ist eine offene, vertrauensvolle und transparente Zusammenarbeit, die nicht vom Misstrauen aus der Vergangenheit geprägt sein sollte. Im sportlichen Bereich wünsche ich mir, dass vor allem der Nachwuchs wieder an die früheren Erfolge anknüpfen kann.“
Am 30. Oktober findet schließlich die erste Mitgliederversammlung der neuen Abteilung Fußball statt. In der DSC-Leichtathletikhalle führt DSC-Präsident Günther Rettich als Versammlungsleiter durch die Veranstaltung. In der gut gefüllten Räumlichkeit wird unter anderem die Abteilungsleitung gewählt: Marcus Zillich (Abteilungsleiter), Ulrich Herzog (Stellvertreter), Kai Lohmann (Schatzmeister), Torsten Mönch (Manager) und Dietmar Müller (Nachwuchsleiter). Ein Entwurf zur Abteilungsordnung wurde in der Folge debattiert, konnte jedoch nicht endgültig beschlossen werden, da es hier noch Abstimmungsbedarf mit der Satzung des Gesamtvereines gab. Andreas Pach agiert derweil als sportlicher Leiter weiter für den DSC.
Nicht zu vergessen ist, dass die Spielklassen-Übernahme durch den Vereinsübertritt keine Selbstverständlichkeit war. Im Grunde sind ja alle Mitglieder in den DSC 1898 übergetreten während der alte Verein vom Insolvenzverwalter weiter abgewickelt wird. Eine verzwickte Situation, in der gute Arbeit mit dem Sächsischen Fußball-Verband notwendig war, um die Sicherung aller Spielklassen gewährleisten zu können. Im schlimmsten Falle wären alle Spielklassen verlorengegangen und man hätte dies als Neugründung gewertet. Dann wäre es überall von ganz unten wieder losgegangen. Aber das Kompetenzteam hat ganze Arbeit geleistet und die Abteilung zukunftsfähig aufgestellt.
Als Trainer übernimmt Harald Fischer. Der 57-jährige Sportlehrer ist ein richtiger Fußball-Fachmann und in Fußball Dresden sehr gut bekannt und vernetzt. Fischer war schon DDR-Oberligatrainer in Bischofswerda, DFB-Stützpunkttrainer und führte Dynamo Dresden II in die Landesliga. Seine großen Erfahrungen im Nachwuchsbereich sollten helfen, den Neuaufbau beim DSC mit den vielen jungen Spielern zum Erfolg zu bringen. DSC-Manager Torsten Mönch äußerte sich dazu: „Wir wollen die Chance zum Neuaufbau beim Schopfe packen. Wir haben viele junge Spieler im Team und Harald Fischer gilt als absoluter Experte im Nachwuchsbereich. Er ist der richtige Mann am richtigen Ort.“ An seiner Seite agiert ab der Winterpause Jens Flügel als Co-Trainer.
Den Kader verlassen die „Alten“: Diebitz, Maglica, Klemm und Groß. Ebenso gehen Begrow, Erdmann und Grüninger. Für den Abteilungsleiter Marcus Zillich geht’s in die zweite Mannschaft. Neu hinzu kommen wieder Akteure aus der eigenen zweiten Mannschaft sowie Spieler wie etwa Rico Niederlein (Striesen), Torsten Kahl (Laucha), Rico Helbig (Dölzschen), Peter Klose (Laubegast) und später in der Winterpause dann Bert Schindler und Adrian Miersch (beide Bannewitz) sowie Pierre Kloppisch (Stahl Riesa).
Es ist aber eine spannende Herausforderung für den erfahrenen Trainer. Zum ersten Training stehen ganze sieben Spieler auf dem Rasen. Doch bald schon wird viermal die Woche trainiert und Fischer kümmert sich auch in Sondereinheiten um manche Belange.
Fünf Saisons hat es gedauert, um aus der dritten Liga bis in die siebente Liga abzustürzen. Zum Saisonauftakt geht es zum Post SV Dresden und André Csobot (zweifacher Torschütze) sowie Robert Gläsel besorgen den ersten Sieg (3:1) in der Bezirksklasse für die Schwarz-Roten. Den ersten Mini-Dämpfer gibt es am dritten Spieltag bei der 1:0-Niederlage in Lommatzsch. Eine Woche später gibt’s daheim im Bezirkspokal ein 1:4 gegen die zweite Mannschaft vom FV Dresden Laubegast, damals Bezirksliga-Aufsteiger – mit argen Personalsorgen behaftet hat Coach Fischer kaum eine Aufstellungs-Option. Rico Helbig, Bruder des damaligen DSC-Stadionsprechers Roy Helbig, besorgt übrigens den Ehrentreffer. Und auch beim ESV Dresden gehen die Friedrichstädter als Verlierer vom Platz (2:1). Der Saisonstart ist durchwachsen, der DSC steht im Liga-Mittelfeld.
Eine Initialzündung ist dann das Spiel bei Aufstiegsanwärter TSV Stahl Riesa. Vor 452 Zuschauern beim Zuschauerkrösus gab es einen satten 5:0-Erfolg für die Friedrichstädter. Riesa, einst auch ein namhaftes Team, ging nach der Insolvenz den langen Weg von ganz unten nach „oben“ zurück in die Bezirksklasse. Endlich mal wieder ein Name und ein Gegner mit Fans für den Sportclub. Da hatten auch 63 DSC-Fans richtig Bock drauf und machten in Riesa ordentlich Bambule. Der hohe Sieg war Lohn für eine lange Zeit voller Schmach und alle Anwesenden begriffen, dass Sie Teil eines ganz besonderen Tages geworden sind. Noch heute denkt man (als DSC-Fan) gerne an diesen 13. Oktober 2007 zurück. Coach Fischer freute sich nach dem Spiel in seiner unnachahmlichen euphorischen Art: „Die Jungs haben sehr diszipliniert gespielt – nach vorn wurde Druck aufgebaut und die Chancen resolut genutzt.“
Es folgen drei Siege und dann geht’s wieder etwas hin und her. Zur Winterpause steht der DSC mit guten 30 Punkten auf Rang 4 – direkt hinter Weixdorf und Stahl Riesa. Nur der noch ungeschlagene Lommatzscher SV ist schon sieben Punkte enteilt.
In der Hallensaison springt immerhin ein Sieg beim 2. Silvester-Cup der SG Motor Wilsdruff raus. Die SZ titelt derweil als Schlagzeile: „Fischer bringt den DSC in Schwung“. Fischer musste sich aber erst an die ‚Fußball-Niederungen‘ gewöhnen: „Eine Bezirksklassen-Elf zu trainieren, war für mich Neuland. In den höheren Ligen hatte ich die Spieler den ganzen Tag zur Verfügung. Hier wurde nur zweimal in der Woche trainiert, manche Akteure konnten berufsbedingt noch weniger teilnehmen.“ Die DSC-Spieler sind sich laut SZ-Beitrag übrigens alle einig: „Herr Fischer ist ein harter, aber sehr gerechter Trainer. Wir fühlen uns bei ihm in den besten Händen.“ Als wichtige Stütze wird Mittelfeld-Regisseur Stefan Steglich bezeichnet während Elvis Fennert, der aus der Zweiten aufstieg, eine starke Hinrunde bescheinigt wird. Übrigens: nach elf Platzverweisen in der Vorsaison sind es zur Saison-Halbzeit diesmal Null. Auch dies ein Indiz für eine neue Ära.
In der Rückrunde gibt es am 18. Spieltag vor starken 274 Zuschauern gegen den Spitzenreiter Lommatzscher SV eine torlose Nullnummer. Der DSC bleibt auf Schlagdistanz, kommt aber eben auch nicht näher ran. Ein 1:1 im Heimspiel gegen den ESV Dresden ebnet den Lommatzschern dann den Weg und spätestens nach der Nullnummer gegen Stahl Riesa vor 350 Zuschauern im eigenen Stadion sind die letzten Aufstiegsträume begraben. Lommatzsch und Stahl kämpfen um den Aufstieg und der DSC liegt nach 22 Spieltagen zehn Punkte dahinter auf einem recht sicheren Rang 3.
Das eine gute Serie von elf Punktspielen ohne Niederlage dann ausgerechnet beim späteren klaren Absteiger SV Traktor Kalkreuth zu Ende geht, war dann nicht zu erwarten. „Es war ein unwürdiger, beschämender Auftritt meiner Mannschaft“, so Fischer nach der Partie. Zwei Wochen später revanchierte man sich mit einem 10:0-Kantersieg gegen den SV Fortuna Leuben. Fünf Tore von Bert Schindler und drei von Robert Gläsel trugen dazu bei, ebenso wie ein „Traumkopfballtor“ (O-Ton Sächsische Zeitung) von Stefan Steglich.
Am Saisonende steht der Sportclub auf einem guten dritten Platz, punktgleich mit Weixdorf. 57 Punkte sammeln die Schützlinge von Trainer Fischer in den 30 Spielen. Lommatzsch steigt am Ende mit 75 Punkten vor Stahl Riesa auf. Bester DSC-Torschütze ist Robert Gläsel mit 13 Treffern vor Winter-Neuzugang Schindler mit 10 Toren sowie Steglich und Csobot mit jeweils 8 Treffern. Ein Tor steuerte übrigens der ‚Muskelmann‘ Andreas Martin bei, den sein aufrechter Laufstil prägte. Christoph Baum sammelte den einzigen Platzverweis der Saison (Gelb-Rot). 186 Zuschauer verfolgen die DSC-Heimspiele im Schnitt.
Nach dieser Saison konnte man beim Sportclub endlich mal zufrieden durchatmen und den Neuaufbau als gelungen bezeichnen. Der akribische und ehrgeizige Harald Fischer dachte aber schon weiter: „Meine Erwartungen sind höher. Das Anspruchsniveau kann nicht Bezirksklasse heißen. Der DSC muss sich höhere Ziele stellen. Doch dafür gibt es viel zu tun.“ Damit ist alles gesagt.
Die zweite Mannschaft kommt mit 30 Punkten auf Platz 12 (von 16) der Stadtliga ein. Die Truppe um Trainer Uwe Lichtenberger spielt damit weiterhin nur eine Liga unter der Ersten.