Serie „DSC-Geschichte ab 1990“: Teil 4 = 1998-2000
28.04.2020
28.04.2020
Der DSC ist wieder angekommen in der 3. Liga. Dort hat er zwar zwischen 1992 und 1994 bereits gespielt, aber die damalige 10-gleisige Oberliga war natürlich nicht mit der jetzt existierenden viergleisigen Regionalliga zu vergleichen. Diese Zeit gehört wohl mit zu den bewegendsten in der jüngeren DSC-Geschichte, weshalb wir auch ausführlich darauf eingehen. Kampf um den Klassenerhalt, Ausgründung der Abteilung, Machtwechsel im Dresdner Fußball, Qualifikation für die neue Regionalliga und vieles mehr bestimmten die zwei Jahre zwischen 1998 und 2000. Wie es dem DSC dabei genau erging, erfahrt Ihr im Folgenden. Und ab jetzt gibt’s zu jeder Saison auch noch kleine Bilder-Galerien mit ein paar Eindrücken.
Saison 1998/99 (Regionalliga Nordost)
Hansa Rostock in der 1. Bundesliga und Energie Cottbus in der 2. Liga vertreten die neuen Bundesländer im deutschen Profifußball. Der Rest spiet Regionalliga – und mit dabei: unser DSC. Zudem auch Dynamo Dresden, der Tabellenzweite der Vorsaison. Nicht nur aus heutiger Sicht übrigens eine klasse Liga, u.a. mit CFC, VfB Leipzig, FCM, Zwickau, Aue, Union, Plauen, Jena, Erfurt, Sachsen Leipzig, Babelsberg und dem FC Berlin, der sich während der Saison in den Berliner FC Dynamo zurück benennt. Klanghafte Namen im nordostdeutschen Bereich. Mit dem VfB Leipzig, FSV Zwickau und Carl-Zeiss Jena waren zuvor auch gleich drei Teams aus der 2. Bundesliga abgestiegen und sorgten für diese Besetzung.
Der Chemnitzer FC sollte übrigens am Ende der Saison die Meisterschaft holen und sich in den Aufstiegsspielen gegen Osnabrück durchsetzen. Übrigens gab es schon damals „klasse“ Aufstiegsregeln. Vier Regionalligen, vier Aufsteiger. Wie macht man das also? Na klar, die beiden Ersten aus dem Nordosten und Norden spielen einen Aufsteiger aus. Der Verlierer misst sich anschließend mit den Vizemeistern aus den Staffeln Süd und West/Südwest (die beiden Meister dieser Staffeln stiegen direkt auf), um in einem Dreierturnier den letzten Aufsteiger auszuspielen.
Der Sportclub beendet seine erste Regionalliga-Saison auf einem guten 13. von 18 Plätzen. 36 Punkte bei 31:52 Toren bedeuten immerhin 13 Punkte Vorsprung vor der regulären Abstiegszone. Croatia Berlin steigt ab, ebenso wie der insolvente Spandauer SV Berlin. Dennoch darf nicht vergessen werden, dass die gesamte Saison eine Gratwanderung war. Der DSC taumelte zumeist knapp über dem Strich und konnte sich erst in der 2. Halbserie entscheidend absetzen und den Klassenerhalt erreichen.
Die Sternstunde der Saison war der 1:0-Auswärtssieg beim 1. FC Dynamo Dresden am 14. April 1999. Nach einem 0:2 im Hinspiel sorgte der Freistoß-Treffer von Ex-Dynamo Steffen Binke (36. Min) vor gerade mal knapp 4.000 Zuschauern für die Entscheidung. Während der DSC einen wichtigen Dreier im Abstiegskampf holt, dürfen sich die Gastgeber einiges anhören („Vorstand raus!“ usw.). Die Dynamo-Spieler „flüchten“ mit dem Bus vom Rasen bis zu den Umkleiden während Neu-Trainer Colin Bell als einziger den Weg in die Kurve findet. Am Saisonende stehen die Schwarz-Gelben nur zwei Punkte und zwei Tabellenplätze vorm DSC.
Der Meister wird auch Zuschauerkrösus mit 4.265 Zuschauern im Schnitt. Die durchschnittlich 1.066 Zuschauer beim DSC bedeuten dagegen den vierzehntbesten Ligawert. Maßgeblich nach oben treibt diese Zahl das Heim-Derby gegen Dynamo mit 7.350 Zuschauern während die Heimsiege gegen Stendal und Spandau jeweils nur 320 Zuschauer sehen wollen.
Auf der Trainerbank gab es ein hin und her. Aufstiegs-Coach Matthias Schulz, der ja in den frühen 90er Jahren schon als Spieler beim DSC brilliert hatte (u.a. Landesliga-Torschützenkönig 1991/92, später auch Kapitän) wurde nach der Saison wieder ins Manager-Amt zurückgezogen. Seine Ambitionen auf das Traineramt machte er aber dennoch deutlich. In die Saison gehen die 98er dafür mit Matthias „Lotte“ Müller, der schon ab der Wende bis 1994 die Zügel in der Hand hatte. An seiner Seite als Co-Trainer Karsten Petersohn. Doch am 26. Februar 1999 wird Müller entlassen und Schulz rückt wieder in die verantwortliche Trainer-Position zurück. Petersohn bleibt wiederum an seiner Seite. Im April folgte auf dem Manager-Posten übrigens mit Dirk Losert ein weitere Ex-Spieler, der die Zeit nach der Wiedergründung maßgeblich mitbestimmt hat.
Personell war die Ausgangslage für die Schwarz-Roten gar nicht so einfach, da die Aufholjagd in der Vorsaison dazu geführt hatte, dass einige der Stützen ob des Rückstandes auf den Tabellenführer bereits woanders unterschrieben hatten und im Sommer folgerichtig wechselten. Dafür kommen z.B. Andras Diebitz aus Bischofswerda, Hans-Jürgen Weiß vom FV Dresden-Nord und Veiko Berger vom VfB Chemnitz. Von Dynamo wechseln Sören Holz, Steffen Binke, Peter Heidler und Abrecht Kaltofen in die Friedrichstadt. Dauer(b)renner bei den Spielern war Nikica Maglica, der als einziger Akteur alle Spiele bestritt. Es folgen Thomas Weidner, Alexander Gleis und Andreas Diebitz.
Eine große Sache ging dann im Dezember 1998 über die Bühne. Es waren wirtschaftliche Zwänge, die am 2. Dezember 1998 die Gründung des „Dresdner Sportclub Fußball 98“ notwendig machten – im Hotel Mercure Newa. Am 17. Dezember 1998 machte sich die Fußballabteilung des Dresdner SC 1898 in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Bürohaus Bürgerwiese (St. Petersburger Straße) schließlich selbstständig und trat dem Dresdner SC Fußball 98 bei. Man hatte sich also ausgegründet und hinterließ im Gesamtverein reichlich Schulden. Es gab seit Saisonstart große Probleme, die Gehälter und Prämien der eigenen Spieler zu bezahlen. Man lebte also wohl über den eigenen Verhältnissen und hoffte auf neue Sponsoren. Ein Trikotsponsor ging, über Nacht wurden die alten Trikots der Vorsaison hervorgekramt. Dann folgt mit „EBAU“ (Dresdner Entwicklung GmbH) der nächste. Der Vorstand zahlte wohl phasenweise die Gehälter aus eigener Tasche damit es weitergeht. „Spannende“ Zeiten.
Vorerst wurde aber weiterhin unter der Bezeichnung Dresdner SC 1898 gespielt. Bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung des Gesamtvereins Dresdner SC 1898 am 21. Dezember 1998 im Verwaltungsgebäude der AOK Sachsen stimmten 119 der 137 anwesenden stimmberechtigten Vereinsmitglieder (zehn Gegenstimmen, acht Enthaltungen) für die Selbstständigkeit der Abteilung Fußball. Nach der Eintragung in das Vereinsregister erhielt der Dresdner SC Fußball 98 schließlich am 12. Januar 1999 das Kürzel e. V. und somit konnte ab dem 25. Januar 1999 der Spielbetrieb der DSC-Fußballmannschaften unter dem Namen Dresdner SC Fußball 98 stattfinden, nachdem Mannschaften und Mitglieder übernommen wurden – was der Sächsische Fußball-Verband parallel bestätigt hatte. Das erste Spiel in der Regionalliga gegen Sachsen Leipzig ging allerdings mit 0:1 verloren.
Als Präsident im neuen DSC Fußball fungierte zunächst Arnold Vaatz (CDU-Bundestagsabgeordneter) mit seinem Präsidiums-Team Thomas Brasch, Bernd Engst, Rudolf Hadwiger und Ernst Lieb.
Übrigens: Am 4. November 1998 verkündeten die Tageszeitungen etwas voreilig, dass die sich herauslösende DSC-Fußball-Abteilung und der FV Dresden-Nord fusionieren. Als Name stand wohl „FV Dresden 1898“ auf der Agenda. Es fanden bis dato wohl schon drei Gespräche der jeweiligen Vorstandsmitglieder statt. Damals sagte der Noch-Manager Matthias Schulz dazu: „Natürlich müssen die Verantwortlichen bei einem Zusammenschluss an alles und an alle denken, wobei die Entscheidung der Mitglieder ausschlaggebend ist und wesentlich davon geprägt sein sollte, welche Ziele in der Zukunft verfolgt werden sollen und wie die Tradition des DSC und des Namens übertragen werden kann. … Wir können uns diesen Entwicklungen auch im Fußball nicht verschließen, denn wir haben unsere Vision vom bezahlten Fußball nicht ad acta gelegt.“ Von Seiite der Nordlichter klang dies so, Trainer Thomas Baron: „Eine Fusion mit dem DSC braucht natürlich ihre Zeit. Es wäre aber sehr wichtig für Dresden, dass der Neuling die dritte Liga hält. Ich weiß, dass wir kurzfristig helfen können. Aber es kann natürlich nicht nur ein Geben unsererseits werden, denn schließlich wollen wir das Erreichte nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.“ Die Gedanken kamen wohl vor allem im Abstiegskampf auf, um den DSC in der Klasse zu halten. Wenig später war dieses Thema aber Geschichte und der DSC machte sich allein per Ausgliederung auf den Weg.
Beim Vereinswappen kam der DSC gar nicht hinterher. Zum ersten Heimspiel am 30. Januar 1999 konnte noch gar kein neues Wappen präsentiert werden. Erst zum 3. Februar wurde ein neues Vereinslogo präsentiert (entworfen von der Agentur Steiner & Steiner), welches dann am 1. Juli 1999 nochmals verändert wurde und bis zum Ende des DSC Fußball 98 Bestand haben sollte.
Der Spielbetrieb im eigenständigen Dresdner SC Fußball 98 e.V. sollte bis zum Jahr 2007 andauern ehe im Zuge der Insolvenz des DSC Fußball 98 (Insolvenzantrag am 18. November 2005) die Wiedereingliederung in den Gesamtverein Dresdner SC 1898 e.V. erfolgt.
Auch im Fanartikel-Bereich ging es erstmals so richtig los. Vom Basecap über ein Telefonkartenset, Aufkleber und einer Armbanduhr bis hin zu Schals wuchs das Angebot rapide. Zudem wird das Buch „100 Jahre DSC“ veröffentlicht.
Saison 1999/2000 (Regionalliga Nordost)
Die Regionalliga-Saison 1999/2000 sollte eine entscheidende werden. Der DFB hatte vor Saisonbeginn die Reduzierung der vier Regionalliga-Staffeln auf nur noch 2 beschlossen. Ab Sommer 2000 sollte es also nur noch eine Staffel Nord und eine Staffel Süd geben. Für die Nordost-Staffel bedeutete dies also eine Qualifikations-Saison, in welcher die ersten Sechs für die neue zweigleisige Regionalliga qualifiziert sind. Der Siebente geht in Qualifikationsspiele um den Verbleib in der Regionalliga und der Ligameister darf in die Qualifikation um den Aufstieg in die 2. Liga gehen. Eine spannende Ausgangssituation und für die 18 Teams der Nordost-Staffel ein zu erwartendes Hauen und Stechen.
Und so rüstete die komplette Liga auf. Nahezu jeden Tag gab es neue Gerüchte über Spielerwechsel und große Summen standen im Raum – passend dazu einige Zeitungs-Überschriften zum DSC aus der Sommerpause: „120.000 Mark Ablöse für Bulatovic?“, „Thomas Hoßmang vom FC Energie im Gespräch“, „Platzt der Scholz-Wechsel?“, „Ratke unterschreibt Vertrag“, „Warten auf Sanchez“, „Sanchez wartet auf Bustos“ (jeweils SZ), „Marcetic bekommt Jahresvertrag“ (BILD). Der DSC agierte wohl mit einem Etat von rund 3,8 Millionen Mark – zum Vergleich in der Vorsaison waren es dagegen nur 1,4 Millionen Mark. Dieser Wert führt aber in der Etat-Rangliste nur zu Rang 9. Der 1. FC Union Berlin geht mit 9,5 Millionen ins Rennen, während der VfB Leipzig mit 9,0 Millionen Mark plant. Auch Dynamo agiert mit 6,2 Millionen mit fast dem Doppeltem vom DSC. So machen es bei einigen Kontrahenten die Kinowelt-Millionen möglich, dass die Kassen prall gefüllt sind, aber die Rechte nicht mehr komplett beim Verein liegen.
Auch der DSC ließ sich da nicht bitten und holte inklusive der Winterpause über ein Dutzend neue Spieler ins Gehege. Heiko Scholz kommt von der SG Wattenscheid 09, Thomas Hoßmang von Energie Cottbus, René Groß, René Beuchel und Rocco Milde vom FSV Zwickau, Tino Wächtler vom CFC, Falko Thomas aus Neugersdorf und Sven Ratke aus Hellerau. Für Thomas Boden zahlt der Sportclub 50.000,- Mark Ablöse an Laubegast. Zudem kommen zwei Südamerikaner zum DSC, die einen maßgeblichen Anteil an der weiteren Entwicklung haben sollten. Der Argentinier Sergio Bustos, der zuvor schon einmal in Nürnberg gespielt hatte, kommt von CA Chacarita Juniors und ist ab dem dritten Spieltag mit dabei. Und Stürmer Sergio German Sánchez kommt schon zu Saisonbeginn von Defensa y Justicia.
Im Mai 1999 bricht beim Sportclub eine neue Ära an, die Dathe-Ära. Mit vielen Jahren Abstand wird man sagen, dass es für den DSC eine riesige Chance war, aber das eingegangene Risiko letztlich auch am Weg zum Abgrund Schuld ist. Die Abhängigkeit von einer Person ist letztlich kein gesundes Entwicklungsszenario. Arnold Vaatz trat als Präsident zurück und machte so den Weg frei für Dathe, der als Geschäftsführer der USD Immobilien GmbH zugleich wichtig(st)er Sponsor war. Dathe wurde vom Aufsichtsrat einstimmig als neues Vorstandsmitglied gewählt und trat sogleich die Vaatz-Nachfolge als Präsident an. Sicher auch ein Grund für das rapide Wachstum des Etats und für einige Spieler-Verpflichtungen wie z.B. Thomas Hoßmang. Pikant: Dathe ist eigentlich großer Dynamo-Fan und auch Sponsor. Doch in den bewegten Jahren beim Stadtnachbarn hat man ihn verärgert und seine Unterstützung ausgeschlagen und so wollte Dathe den Traum vom Profi-Fußball für Dresden beim DSC verwirklichen. Im Grußwort zum ersten Spiel sagt Dathe: „Unserem Ortsrivalen Dynamo wünschen wir ebenfalls bestes Gelingen in dieser Saison.“ Ob das ernst gemeint war?
Witziges gibt es schon vom Saisonstart bei den Amateuren von Tennis Borussia Berlin (die Erste spielte 2. Bundesliga) zu berichten. Bei der üblichen Passkontrolle vorm Spiel fiel auf, dass gleich bei neun TeBe-Akteuren das Passfoto und der Stempel fehlt. Der erfahrene DSC-Geschäftsstellenleiter Michael Krämer meldete sofort Protest an. Die Berliner klebten schließlich Programmheft-Fotos in die Pässe und das Spiel beginnt so mit einiger Verspätung. Nach dem klaren 4:1-Erfolg wird der Protest zurückgezogen. Die Saison beginnt gut für den DSC. Die beiden Argentinier, Hoßmang, Ratke und Scholz schlagen voll ein und auch der Rest agiert als harmonische und spielstarke Elf. Nach vier Spieltagen grüßt der Sportclub sogar von der Tabellenspitze. Die Siege feiern Fans und Spieler üblicher Weise in der Gaststätte bzw. Kellerkneipe „Lyra“, die von Spieler Andreas Diebitz geführt wird.
Im August kommt mit Hans-Uwe Pilz ein DDR-Auswahlspieler als Manager zum DSC und ersetzt Dirk Losert. Doch schon wenige Tage später ist Pilz aber wieder weg und Trainer in Zwickau.
Am 7. Spieltag geht’s zum Auswärts-Derby und Dynamo titelt selbst: „Alle Achtung! Der Spitzenreiter ist zu Gast“. 14.300 Zuschauer sehen ein umkämpftes 2:2, bei dem Bustos und Sanchez treffen und Dynamo erst in der 89. Minute zum Ausgleich kommt. Dabei hätten die beiden Argentinier fast nicht gespielt. Die Ausländerbehörde wollte beide abschieben, da sie nur mit Touristen-Visa eingereist waren und so keine gültige Aufenthaltsgenehmigung für die Arbeit beim DSC hätten. Ein Schelm, wer böses dabei denkt. Nur eine einstweilige Verfügung verhinderte am Tag vor dem Spiel die Abschiebung. Wenig später flogen beide nach Buenos Aires, beantragten dort die notwendige Genehmigung und flugs ging es wieder zurück nach Deutschland. Problem gelöst. Später verhängt das Amtsgericht aber noch hohe vierstellige Geldstrafen für die Spieler.
Immer wieder geistert auch das Thema Fusion zwischen Dynamo und DSC durch die Medien und Vereine, um einen starken Dresdner Fußball-Club in der Bundesliga zu etablieren. Präsident Thomas Dathe ist klarer Verfechter dieser Lösung. Die Sächsische Zeitung zeigt per Bildmontage sogar ein großes Foto mit kombinierter Dynamo/DSC-Blockfahne im Fanblock. Letztlich bleiben die Ideen aber alle ohne „Erfolg“, weil es von führenden Köpfen sowie Fans beider Vereine nicht gewollt ist.
Am 11. Spieltag verlieren die DSC-Kicker die Tabellenführung an Union und kurz darauf auch mit 1:0 bei Union. Union steht oben, was sich bis zum Ende nicht mehr ändern soll, aber immer verfolgt vom Sportclub. Währenddessen treibt Dathe mit seinem Team die Themen Merchandising und Vermarktung weiter voran. Neuer Marketing-Mitarbeiter für die Stadionvermarktung wird sein enger Vertrauter Jens „Leo“ Löwe. Es geht um die Vorbereitungen der wirtschaftlichen Prüfungen für die neue zweigleisige Regionalliga. Erstmals findet dies für den DSC als Lizenzierung statt. Dabei geht es insbesondere um die Etatnachweise sowie das Stadion. Für letzteres beantragt der Verein bei der Stadt Dresden sogar einen Erbbaurechtsvertrag. Für den Fall der Qualifikation geht der DSC mit 6,8 Millionen Mark für die 2. Liga und 4,8 Millionen Mark für die 3. Liga in die Planung für die Saison 2000/01.
Im Fanbereich treibt Lars Kretzschmar in verantwortlicher Position das DSC-Fanprojekt voran, welches für einige Jahre fester Bestandteil der DSC-Fanszene ist. So wird unter anderem im Winter 2000 mit den Sweet Hearts eine Damen-Fanmannschaft gegründet, die den DSC bei diversen Fanturnieren vertritt. Beim Fanfinale im Sommer 2000 in Berlin gab es einen starken vierten Platz nach Siegen über St. Pauli und Bielefeld sowie ein 0:0 gegen den KSC. Im Halbfinale zog man gegen Jena mit 0:1 den kürzeren und auch gegen den HSV reichte es im Spiel um Platz 3 nicht zum Sieg. Es gründen sich in dieser Zeit auch diverse Fanclubs wie z.B. die apokalypse, Torgau, Lyra, Trachau aber auch die später umstrittene Ostfront.
In der Winterpause wird weiter am Erfolgsteam gewerkelt. Mit René Groß, Rocco Milde und René Beuchel kommen gleich drei Akteure vom Tabellenschlusslicht FSV Zwickau an die Elbe. Zudem wird mit Fernando Sebastian Cassano der dritte Argentinier eingekauft. Auch Ex-DSC’er Ronald Schmidt wird aus Plauen zurückgeholt. Das Team darf sich im türkischen Urlaubsort Belek auf die Saison vorbereiten – mit dabei auch einige schwarz-rote Anhänger. Gespielt wird hier gegen die türkischen Zweitligisten Jozgatspor (1:1) und Jetparspor (1:2) sowie den östereichischen Erstligisten Sturm Graz (1:2).
Beim Dresdner Volvo-Hallencup gibt es gleich zwei Derbys mit dem Regionalliga-Kontrahenten. Der DSC besiegt Dynamo erst mit 4:2, dann mit 4:3 und gewinnt durch ein 3:1 im Finale gegen Dresden-Nord auch das Turnier. Quintessenz der Derby-Erfolge: ein Becher- und Flaschen-Hagel aufs Parkett der enttäuschten schwarz-gelben Anhänger.
Sieben Punkte Vorsprung auf Rang 7 sind es zur Winterpause, ein gutes Pölsterchen. Vorn liegt Union mit 10 Punkten schon weit voraus. Und so geht es auch permanent voran. Im Rückrunden-Derby gibt’s vor offiziell 7.650 Zuschauern (angeblich deutlich mehr) als Heimspiel im Harbig-Stadion erneut ein 2:2. Milde und Maglica per Elfmeter bringen den DSC in einer starken ersten Hälfte mit 2:0 in Front, doch danach macht man Dynamo stark und muss letztlich noch das Remis hinnehmen. In der Folge geht es für die Friedrichstädter tendenziell nach oben und Mitte der Rückrunde ist man wieder Unions-Verfolger Nummer 1. Dies sieht auch DFB-Präsident Egidius Braun bei seinem Besuch des torlosen Remis gegen Aue. Am 19. April gibt es Post vom DFB. Die Lizenz für die 2. Liga gilt als erteilt. Da in der dritten Liga aber nicht so hohe Fernsehgelder fließen, müssen hier noch Bürgschaften hinterlegt werden. Darum kämpft der Club bis Ende Mai erfolgreich. Unter anderem ein sechsstelliges Engagement des neuen Hauptsponsors, der Immobilienfirma Minerva, macht es möglich.
Am 32. Spieltag, dem 10. Mai 2000, ist es dann Gewissheit. Das 0:0 beim BFC Dynamo sorgt dafür, dass dem DSC die dritte Liga sportlich nicht mehr zu nehmen ist. Zumindest nicht, wenn man das starke Torverhältnis des DSC als Grundlage sieht. Die ganz krassen Pessimisten sollten dann also erst drei Tage später beim folgenden 5:0-Heimsieg vor 1.510 Zuschauern gegen Babelsberg in Jubel ausgebrochen sein.
Der DSC wird mit 60 Punkten Vizemeister hinter Union (77 Punkte) und punktgleich mit Aue. Jena, Babelsberg und Sachsen Leipzig folgen dem DSC in die zweigleisige Regionalliga. Erfurt folgt über den Umweg Qualifikationsspiele. Union als Meister schafft dagegen in der Relegation den Aufstieg in die 2. Liga nicht und bleibt damit ebenso in der Regionalliga. Dynamo scheitert an der Qualifikation und steigt in die Oberliga ab. Der DSC ist nach Wende also erstmals wieder die Nummer 1 der Stadt – sportlich.
Im Schnitt besuchen 2.166 Zuschauer die DSC-Heimspiele. Das Ranking gewinnt Dynamo mit 6.168 Heimfans pro Spiel während der DSC-Wert immerhin Platz 11 bedeutet. Immerhin mehr als beispielsweise Zwickau und der BFC Dynamo.
Die 2. Männer des DSC wird guter Dritter in der Bezirksliga Dresden, schafft aber damit auch nicht den Aufstieg, von dem man gerne immer wieder mal träumte.