Serie „DSC-Geschichte ab 1990“: Teil 12 = 2014-2016
26.03.2021
26.03.2021
Weiter geht’s mit unserem Rückblick auf die letzten 30 Jahre DSC-Geschichte. Nach Jahren des Aufstiegs bis zur Regionalliga folgte der Absturz bis in die Stadtoberliga. Seit 2012 stabilisierte sich der DSC nun in der Bezirksliga Ost und wurde in der Saison 2013/14 immerhin Fünfter. Wie es weiterging, erfahrt Ihr heute mit dem Rückblick auf die beiden Spieljahre von 2014 bis 2016. Im Fokus diesmal ein Herzschlagfinale, das seinesgleichen sucht, stetiger Abstiegskampf und eine Sportgerichts-Posse mit erfolgreichem Ausgang. In diesem Sinne – viel Freude beim Blick zurück!
Saison 2014/15 (Landesklasse Ost)
Der DSC spielt wieder im Landesmaßstab! Na gut, es ist nicht viel passiert. Die Bezirksliga wird in Landesklasse umbenannt und der Sportclub ist weiter im siebtklassigen Maßstab dabei. Nach dem guten fünften Platz in der Vorsaison rappelt es im Sommer aber trotzdem ein wenig und Boris Lucic wird als Trainer vor die Tür gesetzt.
Nach gut vier Jahren endet die Lucic-Zeit beim DSC. Unter dem früheren Regionalliga-Kicker des Sportclubs gelang der Neuaufbau mit vielen jungen Spielern. Nach der verpassten Qualifikation für die neue Bezirksliga gelang der Aufstieg aus der Stadtoberliga und die Konsolidierung in der Bezirksliga Ost. Doch mit Knut Michael als Trainer und Dirk Dreßler als Co-Trainer stellen sich die Schwarz-Roten im Sommer neu auf. Während sich der Verein neue Impulse erhofft, sagt Lucic der Sächsischen Zeitung: „Schade, diese Entscheidung der Leitung ist schwer nachvollziehbar.“ Zwischen 1994 und 2003 spielte Michael neun Jahre als Verteidiger bei den Schwarz-Roten und war da auch Teamkollege von Lucic. Vor seinem DSC-Engagement trainierte er die SG Kesselsdorf. Dreßler war auch in Kesselsdorf an der Seite von Michael und hat eine DSC-Vergangenheit im DSC-Nachwuchs.
Der Offensivspieler Lukas Hauptmann wechselt nach Laubegast, während Lars Schöffel und Moritz von Galen ihren Lebensmittelpunkt von Dresden weg verlegen. Aus der Jugend rückt Thanh Long Nguyen, der bereits seit 2003 im Verein aktiv ist, nach oben. Mit Louis Breuninger und Tom Paulat kommen zwei junge und ehemalige DSC-Jugendspieler ins Ostragehege. Die Neuzugänge ergänzt Maik Wetzorke, der aus Königswartha an die Elbe wechselt.
Die Testspiele verlaufen sehr durchwachsen: sechs Niederlagen, ein Sieg. Knut Michael erklärte dies wie folgt: „Die Jungs waren ordentlich unter Belastung und hatten auch schwere Beine.“ Ob die Beine auch zum Saisonbeginn noch zu schwer waren? Erst das Aus im Bezirkspokal gegen den Meißner SV. Dann folgen in der Liga einem 1:1 gegen Neustadt/Spree zwei 0:1-Niederlagen. Erst am vierten Spieltag gibt es beim 3:1 in Cossebaude den ersten Dreier zu feiern, begleitet von heftigen Gewittern, die das Spiel später beginnen und dann nochmal zwischenzeitlich unterbrechen lassen.
Am fünften Spieltag gewinnen die Friedrichstädter zum ersten Mal daheim (4:1 gegen Königswartha). Und zum ersten Mal in der Saison fallen bei DSC-Spielen auch in Halbzeit 2 Tore, davor konnten die Zuschauer zur Halbzeit getrost nach Hause gehen und hätten nichts verpasst.
Am 22. November treten die Sportclubberer gegen Radebeul mit einer Jubiläums-Trikot-Sonderauflage an. Anlässlich des 60. Jubiläums der Gründung des SC Einheit Dresden, der in der Traditionslinie des DSC steht, agierte man mit extra für dieses Spiel gefertigten rotweiß gestreiften Trikots – in Anlehnung an die historischen Trikots von 1958. Glück brachte es nicht, das Spiel geht mit 1:3 verloren. Aber es ist die sich wiederholende Geschichte: Denn 60 Jahre zuvor am 21. November 1954 verlieren die Fußballer der BSG Rotation Dresden mit 1:3 gegen den Armeeklub Vorwärts Berlin – erstmals mit SC Einheit-Logo auf der Brust.
Die gesamte Hinrunde verläuft enttäuschend. Auch das letzte Hinrundenspiel geht verloren – mit 0:3 beim Tabellenletzten aus Weixdorf. Der DSC steht damit nur auf dem vorletzten Platz, wenn auch alles noch eng beisammen ist. Die Realität heißt aber ganz klar Abstiegskampf.
Am 26. November 2014 präsentiert der Gesamtverein des DSC ein neues Vereinslogo. Unter Federführung vom neuen Präsidenten Wolfgang Söllner sowie Lars Rohwer wurde ein neues Logo entwickelt, welches das ovale Logo mit der DSC-Fahne ersetzt, welches seit der Wiedergründung 1990 gültig war. „Mit dem neuen Logo ist uns ein wichtiger Schritt für die weitere positive Entwicklung unseres Sportvereins gelungen“, freut sich Wolfgang Söllner. Der Großteil der Fanbasis reagiert sehr kritisch auf das neue und nicht ganz so individuelle Logo, hängt man doch an der historischen DSC-Fahne, die auch in der Satzung entsprechend verankert ist. Das neue Logo wird auch gern als Zielscheibe diffamiert. Man wird sehen, ob das Logo auch langfristig den DSC begleiten wird.
Für die Rückrunde bereichern Marco Grahle und Kristian Waltschew den DSC-Kader. Doch die ersten drei Rückrunden-Partien gehen trotz eines intensiven Trainingslagers in Altenberg allesamt verloren. Fünf Punkte Rückstand aufs rettende Ufer, da brennt die Hütte beim DSC. In den beiden Folgepartien geht es quasi schon um alles. Gegen den punktgleichen TSV aus Cossebaude sorgen Heinrich und Gröblehner nach sieben Niederlagen in Folge endlich wieder für ein Erfolgserlebnis (2:0). Eine Woche darauf holen die Michael-Schützlinge in Königswartha zumindest einen Punkt. Die Nichtabstiegszone ist damit wieder in Reichweite.
Der Heimerfolg gegen Cossebaude ist übrigens das letzte DSC-Spiel mit der historischen Holztribüne. In der Woche darauf ist die Tribüne komplett verschwunden. Die DSC-Fans verabschieden ‚ihre‘ Tribüne mit einem Spruchband: „Haben viel gefeiert – kaum geklagt, der Zahn der Zeit hat schwer genagt. Nun lege ich mein Kleid hernieder, erstrahl im Neuen alsbald wieder.”
Mit dem neuen Aufwind im Rücken gelingt im Heimspiel gegen Borea Dresden eine wahre Wiederauferstehung. 229 Zuschauer sehen ein sattes 6:0, bei dem Christian Heinrich gleich viermal netzt. Doch das große Zittern geht weiter, denn dem Spektakel folgen drei Niederlagen. Vier Spieltage vor Schluss ist der DSC weiter Vorletzter und einen Dreier vom Nichtabstieg entfernt. Zudem ist unklar, ob es drei oder vier Absteiger geben wird. Im schlimmsten Fall kämpfen also vier Teams um den einen sicheren Nichtabstiegsplatz. Und im Restprogramm warten noch drei Teams aus den Top5 der Liga – ist die Lage schon aussichtlos?
Egal, einfach von Spiel zu Spiel schauen – so ist die Devise im Fußball. Neue Hoffnung keimt nach dem Erfolg gegen Budissa Bautzen II, immerhin Tabellenzweiter, auf. Mit 4:1 wird der Gast nach Bautzen zurückgeschickt und zugleich zwei Kontrahenten im Abstiegskampf überholt. Weiter geht’s in Radebeul. Ein Doppelpack von Waltschew dreht den 1:0-Rückstand und sorgt für einen wichtigen Dreier, denn auch alle drei Kontrahenten im Abstiegskampf siegen. Und noch immer ist nicht klar, ob der viertletzte Tabellenplatz reichen wird.
Der vorletzte Spieltag in Laubegast fällt dann ins Wasser. Dabei ist alles bereit: Die Sonne scheint, beide Teams kommen zur Erwärmung aus den Kabinen, die Fans strömen herbei. Doch am Horizont zieht ein Gewitter auf. Durch immer wiederkehrende Blitze unterbrechen beide Teams ihre Spielvorbereitungen und das Schiedsrichterkollektiv wartet entsprechend ab. Eine halbe Stunde nach dem ursprünglich geplanten Anpfiff gibt es dann Regen satt und zusätzlich Hagel. Nach 45 Minuten bewertet das Schiedsrichtergespann noch einmal die Lage, doch noch immer durchziehen Blitze die Umgebung. Daraufhin wird das Spiel endgültig abgesagt. Da bereits in der Folgewoche das Saisonfinale ansteht, wird das Spiel bereits vier Tage später in der Woche wiederholt. Ein Punkt muss her, um Borea wieder zu überholen, ein Dreier würde Gleichstand mit Weixdorf bedeuten. Vor 396 Zuschauern entwickelt sich eine hochspannende Partie. Der DSC geht schnell per Strafstoß von Gröblehner in Front. Doch sein zweiter Strafstoß landet am Außenpfosten und verpasst das 2:0. Der DSC ist zudem über 70 Minuten in Überzahl, doch Ex-DSC’er Christian Freudenberg sorgt kurz nach der Pause für den Ausgleich der 06er. Heinrich verpasst in der Nachspielzeit aus aussichtsreicher Situation die Entscheidung zugunsten des DSC.
So kommt es zum absoluten Showdown am letzten Spieltag. Die Dramaturgie hätte man sich kaum besser ausdenken können. Cossebaude steht als Absteiger fest. Königswartha kämpft noch um Rang 11. Auf diesem steht der DSC punktgleich vor Borea mit dem um ein Tor besseren Torverhältnis, aber weniger geschossenen Toren. Auf Rang 10 rangiert Weixdorf mit zwei Punkten mehr auf der Habenseite und zugleich DSC-Kontrahent im Heinz-Steyer-Stadion.
Die Zahl der Absteiger hängt an der Aufstiegsfrage aus der Landesklasse. Spitzenreiter Bad Muskau und Verfolger Budissa Bautzen II hatten bereits ihren Aufstiegsverzicht verkündet. Um den dritten Platz mit Aufstiegsberechtigung spielen noch vier Teams, unter anderem Laubegast. Die 06er sagten aber bereits zum DSC-Spiel, dass sie ein Aufstiegsrecht nicht wahrnehmen würden. Dies wollte nur Radebeul, die die Chance am letzten Spieltag aber verspielten. Eigentlich muss die Verzichts-Meldung bis zum 30.04. erfolgen, doch dies tat nur Bautzen. Bad Muskau verkündete den Verzicht erst Anfang Juni, was zum Sportgerichtsfall wurde. Für den DSC war so klar, dass man unbedingt an Weixdorf vorbei muss, um sicher zu gehen. Zudem muss auch bei einem Sieg das Borea-Spiel in Zschachwitz beachtet werden, denn man muss mindestens so hoch gewinnen wie Borea, um im Sieg-Fall auch vor den Nordlichtern zu bleiben.
Der Abstiegskrimi wird zum Zuschauer-Rekord. Sage und schreibe 755 Zuschauer wollen das Spiel im Ostragehege verfolgen und sorgen für lange Schlangen an den Kassen und Essenständen. Rekord-Kulisse beim Sportclub seit über 10 Jahren! Ein Weixdorfer-Eigentor bringt den DSC in Front. Zur Halbzeit sieht es damit gut aus. Der DSC führt 1:0, Borea parallel mit 2:1 in Zschachwitz. Ein weiteres Borea-Tor würde den DSC aber in Not bringen. Doch letztlich heißt es Borea nur 3:3. Der DSC spielt dagegen groß auf. Waltschew sorgt nach einer Stunde für das 2:0. Baldauf verkürzt für die SGW zwar nochmal auf 2:1, aber Julius Wetzel sorgt nur vier Minuten später mit dem 3:1 für die Vorentscheidung. Philipp Gröblehner macht den Klassenerhalt mit dem 4:1 kurz vor Ende perfekt. Der DSC ist in Ektase, während die sympathischen Weixdorfer bedröppelt auf dem Platz sitzen, sich aber als äußerst faire Verlierer präsentieren. Das gesamte Stadion ist sich einig, dass diese verzwickte Situation nicht im Abstieg für die SGW als Viertletzter münden darf.
Tabellendritter wurde am Ende übrigens Neustadt/Spree, doch auch der LSV verzichtete auf den Aufstieg. Die Frage ist aber, wie der Verband mit dem verspäteten Aufstiegsverzicht von Bad Muskau umgeht? Leider nur mit einer Geldstrafe, so dass Weixdorf den bitteren Gang in die Stadtoberliga gehen muss. Der DSC ist durch einen starken Saison-Endspurt mit 10 Punkten aus den letzten vier Spielen dem Abstieg gerade noch entkommen. Nach dem fünften Platz im Vorjahr dennoch eine enttäuschende Leistung. Nicht unerwähnt bleiben, sollte auch ein 6-Punkte-Anzug für Kontrahent Borea Dresden in der Winterpause wegen Nichterfüllung des Schiedsrichtersolls. Ohne diese Strafe wäre der DSC eine Liga runter gegangen.
Martin Käseberg ist der einzige DSC-Spieler, der alle Spiele bestrietet und auch die meisten Spielminuten absolviert, gefolgt von Alexander Preißiger und Christian Heinrich sowie Jungspund Julius Wetzel. Heinrich wird mit 13 Treffern bester Torschütze vor Kristian Waltschew (6 Tore). Die Durchschnitts-Zuschauerzahl bei DSC-Heimspielen steigt auf 244 Anwesende, natürlich auch getrieben durch den Rekord-Saisonabschluss gegen Weixdorf.
Die zweite Mannschaft wird unter Trainer Peter Klose deutlich unspektakulärer Achter in der Stadtliga B.
Saison 2015/16 (Landesklasse Ost)
Nach zwei freien Wochen Sommerpause rief das Trainerteam um Knut Michael zum Aufgalopp und keine drei Wochen später stand mit dem Landespokalspiel gegen den Landesligisten NFV Gelb-Weiß Görlitz bereits das erste Pflichtspiel auf der Agenda. Und dies ging knapp nach Verlängerung mit 1:2 verloren. Christian Heinrich hatte zuvor kurz vor Spielschluss den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt.
Aber bevor wir auf die Saison schauen, blicken wir zunächst auf die Veränderungen der Personaldecke. Mit Marco Britschka und Daniel Pfitzner kommt echte Qualität vom FV Dresden 06 ins Gehege. „Maxi“ Schulze (SG Groß Gaglow), Sascha Riedel (FC Fortuna 91 Plauen), Tobias Hildebrand (Empor Walschleben), Torhüter Dario Arndt (KSV Hessen Kassel) und die Eigengewächse Tom Deutschmann, Joe Zacher sowie Adrian Herkt stehen ebenfalls neu im DSC-Kader – genauso wie ab der Winterpause Moritz Brunold. Dafür verabschieden sich mit Nico Fuchs, Elias Hofmann, Maik Wetzorke, Christopher Schultchen, Philipp Mayer auch einige Akteure, zumeist durch Wegzug bedingt. Dies gilt auch für Kapitän Stefan Haase, den es beruflich in die USA zieht, aber erst im März 2016. Bis dato ist der Kämpfer voll dabei.
Das Saisonziel ist klar: nicht wieder zittern müssen, kein erneutes Saisonfinal-Spektakel wie in der Vorsaison. Die Truppe soll sich stabilisieren. Stefan Haase sagt passender Weise „So ein Schlussspurt wie letzte Saison klappt wahrscheinlich nicht jedes Jahr. Man kann aber sagen, dass die Mannschaft inklusive Trainerteam in dieser Situation noch enger zusammengerückt ist.“ Und zunächst sieht es auch ganz gut aus. Mit vier Siegen und einem Unentschieden geht es positiv durch die Testspiele. Nach dem knappen Pokalaus holen die Schwarz-Roten zum Saisonauftakt in Laubegast trotz einiger Ausfälle ein beachtliches 2:2. Doch das war’s dann auch schon mit der Herrlichkeit. Vier Punktspiel-Niederlagen später steht man auf dem letzten Tabellenplatz und erinnert sich ohne Freude an die Vorsaison. Da helfen auch zwei weitere Testspiel-Erfolge nicht weiter.
Am 10. Oktober gibt es dann endlich den ersten Punktspiel-Dreier beim 3:0-Heimerfolg über Stadtkonkurrent Blau-Weiß Zschachwitz. Die Null steht dann auch in den beiden Folgespielen. Der Nullnummer gegen Schiebocks zweite Garnitur folgt ein erneuter 3:0-Heimsieg gegen den Aufsteiger aus Striesen. Tabellenplatz 10, läuft doch langsam an, so denken viele. Aber vier Spiele und zwei geholte Punkte später hat sich das Bild schon wieder geändert. Der Jahresabschluss mit einem 1:0 daheim gegen Budissa Bautzen II rettet die Bilanz ein wenig. Der Sportclub rangiert zur Winterpause auf Tabellenplatz 11, mit direktem Kontakt zur Abstiegszone.
Zwischendurch aber mal ganz was anderes: Am 15. September des Jahres 2015 wäre Helmut Schön 100 Jahre alt geworden. Die Deutsche Post und Post Modern würdigen zu diesem Anlass den ‚Mann mit der Mütze‘ aus der Friedrichstadt mit Sonderbriefmarken. Und zumindest an der Marke der Deutschen Post ist ein DSC-Fan nicht ganz unbeteiligt. Über 20 Jahre verfolgt Heinz Matthes schon diese Idee, als er beim Post-Konzern sowie dem Bundesminister für Post und Telekommunikation eine entsprechende Sonderbriefmarke vorschlug. Das Ministerium lehnte den Vorschlag aber ab, da die Vorlaufzeit zu kurz war. Nur ein Jahr später, am 26. Februar 1996, verstarb der ehemalige DSC-Spieler sowie DSC-Trainer und Weltmeister-Bundestrainer leider. Aber Matthes blieb immer am Ball und gab seine Idee nicht auf. Es ist der 20. Februar 2013 als sich der Coswiger DSC-Fan an seinen Schreibtisch setzt und die Idee wieder hervorkramt. Er schreibt erneut der Deutschen Post AG sowie dem Bundesministerium der Finanzen und ist diesmal zwei Jahre früher dran: „In der Hoffnung, diese zweieinhalb Jahre reichen für die Vorbereitung aus, bedanke ich mich für Ihre Bemühungen.“ Und seine Hoffnungen sollten sich bezahlt machen. Der Programmbeirat des Ministeriums (was es nicht alles gibt) entscheidet im Oktober 2013, dass die Ehrung Helmut Schöns unter den 500 eingereichten Vorschlägen zu den 52 Sondermarken für das Jahr 2015 gehören wird.
Übrigens: Im Zusammenhang der offiziellen städtischen Ehrung kündigte Sportbürgermeister Winfried Lehmann an, dass die Steintribüne des Steyer-Stadions im Zuge der geplanten Umbauarbeiten als Helmut-Schön-Tribüne benannt werden soll. Wir werden es im Blick behalten, ob diese Ankündigung noch zur Realität wird.
Im Winter absolviert die Mannschaft ein dreitägiges Trainingslager in Magdeburg im Fußball-Trainingszentrum des 1. FC Magdeburg. Neben einem Testspiel gegen die A-Junioren des FCM stehen diverse Trainingseinheiten und mannschaftsbildende Programmpunkte auf dem Programm. Dabei gibt es auch ein Wiedersehen mit Thomas Hoßmang, der 102 Drittliga-Spiele für den DSC absolvierte, und nun die A-Junioren des FCM betreut. Ein paar Jahre später steigt er zum Cheftrainer des sachsen-anhaltinischen Drittligisten auf. Das Spiel gegen den U19-Regionalligisten endet 2:1 für die Gastgeber. Dabei trifft Philipp Gröblehner per direkt verwandelter Ecke zum späten Anschluss. Möglich macht das Trainingslager auch eine Crowdfunding-Aktion, die über 1.000 Euro von Fans und Unterstützern einsammelt.
Der Auftakt in die Rückrunde geht mit einer Schweigeminute für den im Alter von nur 40 Jahren verstorbenen langjährigen DSC-Ordner Marco Schneider einher. Die Sächsische Zeitung schreibt dazu: „Der freundliche Hüne mit Händen so groß wie Baggerschaufeln gehörte seit Jahren zum gewohnten Bild im Steyer-Stadion.“ Das Spiel gegen Laubegast geht überdies verloren und verstärkt die traurige Stimmung.
Eine kleine Sensation gelingt dafür zwei Wochen später bei Rot-Weiß Bad Muskau, denn die Friedrichstädter kehren mit drei Punkten heim von der polnischen Grenze. Dies hatten wohl nicht einmal die paar mitgereisten DSC-Fans unter den 105 Zuschauern erwartet, so gab es ja auch sonst nie etwas zu holen an der Neiße. Und obendrein war es ein spannendes Duell. Den erfolgreichen Foulelfmeter der Gastgeber gleicht Gröblehner per Strafstoß aus. Dabei fliegt René Biela wegen Notbremse vom Platz. Nachdem Robert Thomas den DSC in Front schießt, erwischt es Martin Käseberg mit Gelb-Rot und Sebastian Kölzow verwandet seinen zweiten Foulelfmeter zum 2:2. Doch Alexander Preißiger sorgt mit einem Flugkopfball für den 3:2-Endstand und die große Überraschung.
Die darauffolgende Heim-Niederlage gegen Trebendorf ist dann nach fast 10 Jahren das vorerst letzte Spiel vom Capitano Stefan Haase. 199 Punktspiele hat der Außenverteidiger für den DSC bestritten und wandert nun nach Tennessee aus. Doch er sollte einige Jahre später wieder „heimkehren“.
Der DSC steht nahezu konstant auf Tabellenplatz 11, knapp über der Abstiegszone. Zwei Teams steigen sicher ab, der Tabellenzwölfte hängt noch von den Ergebnissen der anderen Ligen ab. Sechs Spieltage vor Schluss feiert der DSC im Steyer-Stadion ein fulminantes 6:0 gegen Bischofswerda II und klettert vorübergehend auf Rang 10. Am Tag des 118. Vereinsgeburtstages sorgt der Kantersieg für sechs Punkte Vorsprung vorm möglicherweise noch kritischen 12. Platz.
Damit ist die Luft gefühlt raus. Es folgt ein magerer Zähler aus fünf Partien. Der DSC rangiert so vorm letzten Spiel auf dem drittletzten Platz. Da inzwischen aber auch klar ist, dass Gelb-Weiß Görlitz doch nicht aus der Landesliga freiwillig absteigen möchte, ist der DSC-Klassenerhalt sicher.
Noch vor der vorletzten Saisonpartie teilt der DSC mit, dass sein Trainergespann um Knut Michael und Dirk Dreßler ab sofort nicht mehr für die 1. Mannschaft zur Verfügung steht. Beide haben sich von der Mannschaft verabschiedet und wünschen dem Team viel Glück für die letzten Spiele und die neue Saison. Bis zum Saisonende übernehmen interimsmäßig Stefan Steglich und Marcus Zillich das Training und die beiden ausstehenden Pflichtspiele. Und sie holen beim Saison-Halali in Bautzen nach starkem Spiel noch einen 3:2-Erfolg und schieben den DSC auf den Tabellenplatz 10 nach vorn.
Während Eintracht Niesky souverän in die Landesliga aufstiegt, enttäuscht der DSC mit nur 27 Punkten aus 26 Spielen. Im eigenen Stadion holen die Schwarz-Roten nur einen Punkt mehr als auswärts und sind damit das schlechteste Heimteam der Liga. Die Sportclub-Buben treffen auswärts sogar öfters als im eigenen Gefilde, wo im Durchschnitt 194 Zuschauer die Heimspiele besuchen.
Nur ein Spiel verpasst Alexander Preißiger, kann damit aber auf die meisten Spielminuten verweisen, gefolgt von Martin Käseberg und Marco Britschka sowie Julius Wetzel. Mit acht Treffern ist Christian Heinrich erfolgreichster DSC-Torschütze vor Alexander Preißiger (6 Tore) und Daniel Pfitzner (5 Tore). Für die ersten beiden ist es die letzte Saison im DSC-Dress, da sie in der Sommerpause nach Laubegast wechseln werden.
Die Zweite vom DSC wird inzwischen von Sportdirektor Stefan Steglich trainiert. Mit einer starken Rückrunde (Zehnter nach der ersten Halbserie) arbeitet sich die Zweite immer weiter nach vorn und ist im Aufstiegskampf der Stadtliga B mit dabei. Aber der Saisonendspurt verläuft keineswegs ruhig und konzentriert, sondern wird von einem Spielausfall samt seinen Folgen überlagert. Am 17. April werden die Teams vom DSC und SV Dresden-Pillnitz während der Erwärmung auf Platz 11 von der Information überrascht, dass das Spiel ausfällt. Warum? Gleichzeitig findet auf Platz 6 ein Punktspiel der DSC-A-Junioren statt. Durch Regenfälle der Nacht ist der Platz nicht bespielbar, wovon sich auch die Schiedsrichter überzeugen. In der Folge entscheiden die Schiedsrichter beider Spiele entsprechend der Regularien, dass die ligahöher-spielenden A-Junioren auf Platz 11 antreten müssen und das Spiel der Zweiten dadurch ausfällt. Für die DSC-Zweite ein Schock, hatte man doch in der Vorwoche den Tabellenführer aus Radebeul mit 4:0 geschlagen und wollte nun mit gleichem Kader nachlegen.
Soweit noch nichts Ungewöhnliches. Das Spiel wird für Himmelfahrt neuangesetzt. Kurz davor legt aber der SV Pillnitz, der sich mitten im Abstiegskampf befindet, Einspruch gegen die Neuansetzung ein und leitet ein Sportgerichtsverfahren ein wegen des „schuldhaften Herbeiführen eines Spielausfalls“. Der Stadtverband setzt das Spiel per einstweiliger Verfügung ab. Für den DSC entbehrt dies jeglicher Logik, da eine Vielzahl an Fakten eine eindeutig andere Sprache spricht. Es folgen Stellungnahme um Stellungnahme. Das Sportgericht des Stadtverband Dresden entscheidet daraufhin überraschend zugunsten des Einspruches vom SV Dresden-Pillnitz und wertet die Partie für den DSC als verloren. Für die Zweite würde dies quasi das Ende des Aufstiegskampfes bedeuten. Und dies völlig unverschuldet. Da dem Sportclub die Argumentationslage immer noch eindeutig erscheint, legt der Verein beim Verbandsgericht des Sächsischen Fußball-Verbandes, welches die Sportgerichte der Kreisverbände kontrolliert, Berufung ein. Es entwickeln sich echte Stilblüten in den Stellungnahmen der Beteiligten. Der DSC legt das Geschehen auf immerhin acht Seiten ausführlich dar. Eine Woche vorm Saisonfinale liegt die DSC-Zweite zwei Punkte hinter den Aufstiegsplätzen und wartet noch immer auf die abschließende Entscheidung des Verbandsgerichtes.
Am Donnerstag vorm Saisonabschluss flattert das Urteil herein und der DSC bekommt ganz klar Recht zugesprochen – in allen Punkten. Der Verband setzt daraufhin den drei Tage später stattfindenden letzten Spieltag komplett ab und verschiebt diesen um eine Woche. Dafür wird die Partie zwischen dem DSC und Pillnitz neuangesetzt. Der DSC gewinnt die hart umkämpfte und gut besuchte Partie durch Tore in der 88. und 90. Minute mit 3:1 und kann damit am letzten Spieltag aus eigener Kraft aufsteigen. Gegen die dritte Mannschaft des FV Dresden Süd-West liegt die Zweite kurz nach der Hälfte mit 4:0 in Front, lässt den Gegner nochmal auf 4:3 herankommen und sorgt für allgemeines Zittern, doch nach 83 Minuten ist der Aufstieg in die Stadtliga A mit dem 5:3 perfekt. Aufstiegs-Coach Stefan Steglich fasst im Anschluss die Saison zusammen: „Auf Grund der Enge der Liga konnte unser Blick nicht permanent nach oben gehen, denn wir waren lange Zeit mit nur wenigen Punkten von den Abstiegsplätzen entfernt. Gerade nach dem einzigen verlorenen Rückrundenspiel gegen Turbine ging der Blick eher nach unten als nach oben. Wir konnten dann aber den Hebel nochmal umlegen und hatten am Ende einen derart guten Lauf, dass der Aufstieg die logische Belohnung war.“