Serie „DSC-Geschichte ab 1990“: Teil 6 = 2002-2004
24.05.2020
24.05.2020
Wir blicken auf die DSC-Geschichte seit 1990 zurück und nach fünf größtenteils sehr positiven Folgen beginnt nun die depressive Zeit. Der DSC hat sich in kurzer Zeit zur Nummer 1 der Stadt und bis zur Vizemeisterschaft in der dritten Liga hochgespielt. Doch in der Saison 2001/02 konnte man nur mit Glück die Liga halten, weil der 1. FC Magdeburg keine Lizenz erhalten hat und die Absteiger aus der 2. Liga regional günstig verteilt waren. Heute blicken wir auf die schwarzen Jahre 2002 bis 2004 zurück. Neben dem Sportlichen geht’s auch um die Jahrhundertflut der Elbe, das Stadtderby mit seinen Ausschreitungen, Heimspiele in Meißen, den Aufstieg von Erzgebirge Aue, den DSC als Filiale des FC Porto und bettelnden Profis in der SportBild. Nehmt Euch Zeit und lest Teil 1 des großen Abstiegs des großen DSC.
Saison 2002/03 (Regionalliga Nord)
Der personelle Umbruch wurde bereits während der Vorsaison eingeleitet. Das Budget wurde radikal gekürzt, Spieler eingespart und ein Sanierungskonzept aufgelegt. Der kurzfristige Klassenerhalt nach Saisonschluss kommt noch hinzu. Ein großer Umbruch ist die Folge. Alle ausländischen Spieler verlassen den DSC – bis auf Stürmer Martin Smisek (der sich in einem Testspiel aber einen Kreuzbandriss zuzog) und Olexiy Kurylenko. Mit René Beuchel und Sven Ratke wechseln zwei Spieler zum Ortsnachbarn Dynamo. Ronny Ernst geht zu Ligakontrahent Rot-Weiß Essen. Torwart Roger Schöne wechselt zu Oberligist Sachsen Leipzig. Nur sechs Spieler bleiben.
Dafür kommen neu zum DSC: Frank Seifert (Rot-Weiß Erfurt) – er erlernte das Fußball-ABC übrigens bei DSC-Vorgänger FSV Lok Dresden zu DDR-Zeiten, Stürmer Sven Kubis (Energie Cottbus), Jens-Uwe Zöphel (Wacker Burghausen), Jörg Schwanke (SC Paderborn), Markus Gaubatz (VfL Oldenburg), Jens Schaumkessel (Gelb-Weiß Görlitz), Torwart Christian Beer (1. FC Magdeburg), André Gumprecht und Uwe Kramer (beide FSV Zwickau). Mit Robert Krause rückt ein Akteur in die Regionalliga-Elf, der schon im DSC-Nachwuchs aktiv war, dann aber zum VfL Pirna-Copitz ausgeliehen wurde. Aus der DSC-Zweiten rücken Albrecht Kaltofen und Nobert Menzel in den Regionalliga-Kader auf. Zum Trainingsauftakt stehen neben 12 vertraglich fest gebundenen Spielern übrigens 14 weitere Probanden auf dem Spielfeld.
Mit dem Mini-Etat von unter einer Million Euro (ca. 900.000 Euro) ist natürlich nur der Klassenerhalt das Ziel – im Grunde ist man konkurrenzlos unterlegen. Präsident Bernd Engst sagte dazu zum Saisonstart: „Der Verein wird zukünftig nach der Maxime arbeiten: Wir geben nicht mehr aus, als wir einnehmen. Es macht keinen Sinn, Schulden anzuhäufen und dann in der nächsten Saison vor einem ‚Scherbenhaufen‘ zu stehen. Wir haben uns entschieden, die Existenz des Vereins nicht zu gefährden.“ Ganz neue Töne beim Sportclub nach der Dathe-Ära. Vernünftig, aber auch leichter gesagt als getan, wenn die Einnahmen gering sind. Trainer Eberhard Vogel schätzt folgerichtig ein: „Wir wollen die Klasse halten – und das wird schwer genug.“
Mit 18 Teams geht es in die neue Regionalliga-Saison. Mit dabei fünf Amateur-Mannschaften (Leverkusen, Bremen, HSV, BVB, 1. FC Köln). Während neben dem DSC mit dem CFC, Aue und Dynamo vier Teams aus Sachsen kommen, sind es gleich neun Kontrahenten aus Nordrhein-Westfalen.
Die Saison beginnt nach reihenweise schwachen Testspiel-Ergebnissen für den Sportclub grandios. Mit zwei Siegen aus den ersten beiden Spielen steht der DSC vorübergehend auf Tabellenplatz 4. 30 mitgereiste DSC-Anhänger sehen zum Auftakt in Osnabrück zwar einen 2:0-Heimsieg des VfL, aber die 7.220 restlichen Zuschauer hatten sich zu früh gefreut. Zwölf Tage nach dem Spiel gab’s die Punkte am grünen Tisch. Grund: die Niedersachsen hatten Wolfgang Schütte spielen lassen, der Mittelfeldspieler hatte im letzten Spiel der Vorsaison aber Gelb-Rot gesehen und war somit gesperrt.
Das Glücks-Blatt wendete sich aber äußerst schnell. Denn nach dem 2:1-Sieg über den KFC Uerdingen mit Trainer-Debütant Claus-Dieter ‚Pele‘ Wollitz, welches das letzte Regionalliga-Spiel im Steyer-Stadion sein sollte, kam die Flut. Am Samstag, den 10. August holt sich der DSC in Paderborn eine 0:2-Niederlage ab und auch hier gibt es schon kräftig Regen. Gleichzeitig wird in Dresden die Alarmstufe 1 verhängt (Pegelstand: 4,45 Meter). Am Sonntag wird die Alarmstufe 2 erreicht. Tief Ilse sogt mit viel Wasser vom Mittelmeer dafür, dass die Flüsse ansteigen und die Talsperre Malter am Montag, den 12. August überläuft. In Der Folge verwüstet die Weißeritz die Orte am Flusslauf und letzten Endes auch Dresden samt der Friedrichstadt. Und es geht weiter mit der Elbe: Dienstag – Alarmstufe 3 / Mittwoch – höchste Alarmstufe 4 – Pegel 6,90 Meter – jetzt steht auch das Heinz-Steyer-Stadion samt den restlichen Sportplätzen unter Wasser. Bis auf ein paar wenige Sandsäcke gab es hier keine Sicherungsmaßnahmen. Am Sonnabend, den 17. August – das für diesen Tag terminierte DSC-Heimspiel gegen Werder Bremen Amateure wird logischer Weise verlegt – erreicht die Jahrhundertflut der Elbe um 7 Uhr mit 9,40 Metern ihren Höchststand.
Die folgende Bilder-Galerie zeigt Eindrücke vom 19.08.2002. Zwei Tage nach der Flut steht der Elbepegel bei 7,40 Metern und damit zwei Meter unter dem Höchststand.
Einen Tag später kommt bei 6,45 Metern Elbe-Pegel im Stadion wieder das erste „Grün“ zum Vorschein.
Die großen Schäden sorgen dafür, dass der DSC lange Zeit nicht mehr in der Heimat spielen und trainieren kann. Die Regionalliga-Elf tritt teilweise sogar in Meißen an. Aber dazu gleich mehr. Es beginnt für den Club eine Odyssee. Manchmal weiß Geschäftsführer Michael Krämer früh noch nicht, wo am tag trainiert werden kann. Es wird improvisiert. Es stehen teilweise nicht einmal Umkleiden zur Verfügung. Das Team trainiert unter anderem in Weißig, auf dem Platz von Rotation Dresden, auf der Geibelstraße beim SV Dresden-Neustadt, auf der Meschwitzstraße, beim ESV Dresden und in Meißen. Auch der DSC-Nachwuchs hat seine Heimat verloren. Alle Plätze sind beschädigt, das Nachwuchszentrum mit dem sogenannten „Weißen Haus“ ist quasi nicht mehr existent. Bis heute fehlt dem DSC damit eine eigene Vereinsheimat, wohl eine der schwerwiegendsten Hinterlassenschaften der Flut.
Grade zu absurd wirkt es rückblickend, wo der DSC-Nachwuchs seine Spiele austrägt. Die B-Jugend spielt zum Beispiel in Laußnitz, die C-Jugend in Kalkreuth. Man freute sich natürlich über jeden Verein, der hilft, aber sinnvolle Rahmenbedingungen sind dies nicht mehr. Auch ein Grund, warum im DSC-Nachwuchs ein großes Loch entstehen wird. Ein großer Dank gilt dem Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., der mit einer 100.000 Euro-Spende dafür sorgte, dass zwölf Container für den DSC-Nachwuchs aufgestellt werden konnten. Zudem wurde damit in Trainings- sowie Spielutensilien wie Bälle oder Trikots investiert. Alles war in den Fluten untergegangen. Auch der DFB bescherte dem DSC im Dezember eine große Unterstützung. 380.000 Euro wurden zugeteilt zur Überwindung der Flutschäden. Zu allem Überfluss soff im Januar 2003 das Ostragehege erneut ab – erste beseitigte Schäden und ausgelegte Rollrasen wurden so erneut in Mitleidenschaft gezogen.
Am 23. August spielt der Sportclub in der Filmstadt Babelsberg und liefert einen echten Krimi. 3:0 führen die Friedrichstädter in der Fremde, doch dann läuten die Babelsberg-Fans mit einer Pyroshow die Wende ein. Es beginnt ein heißer Tanz. In Minute 74 fällt das 1:3, vier Minuten vor Schluss das 2:3 und als dann noch ein Babelsberger an den Pfosten köpft, ist vermeintlich alles überstanden. Doch der abprallende Ball springt beim misslungenen Klärungsversuch von Uwe Kramer doch noch ins eigene Tor: 3:3. Babelsberg vollzog übrigens zur Partie eine Spendensammlung für die Hochwasser-Opfern in Dresden und übergab einen Teil auch direkt an den DSC. Der DSC erfährt von einigen Vereinen viel Solidarität, hat aber dennoch die eigene Heimat verloren.
Dann folgt das Derby. Am 1. September 2002 steht Dresden noch unter dem Eindruck des Jahrhundert-Hochwassers. Die Polizei rechnet beim Derby, welches als DSC-Heimspiel im Harbig-Stadion ausgetragen wird, daher nicht mit größeren Problemen und ist nur mit einer äußert geringen Anzahl an Einsatzkräften vor Ort. Doch dies wird zum Problem. 17.100 Zuschauer sehen eine Nullnummer. Der DSC freut sich über wichtige Einnahmen (geschätzt rund 150.000 Euro) im minimalen Regionalliga-Budget während einige Dynamos es mit „Verreckt an unserem Geld“ kommentieren. Danach entlädt sich bei „einigen vielen“ der circa 15.000 Dynamo-Anhängern die Wut. Dem ungeliebten Stadtnachbarn möchte man zeigen, wer die Stadt beherrscht.
So prägen unschöne Szenen die Zeit vor, während und nach dem Spiel. Mit dem DSC-Schal im Stadionumfeld hat man an diesem Tag eher wenig zu lachen – ganz nach dem Schwarz-Gelben Tapeten-Motto „Hass und Tod dem DSC“. Kurz vor Spielschluss strömen Dynamos aus den Fanblöcken in Richtung Gästeblock, welcher sich in der Folge äußerst schnell leert. Dennoch erwischt es einige DSC-Fans. Außerhalb ist keine Polizei zu sehen. Am Gästeblock nur rund 120 Beamte, die sich anschließend verbarrikadieren. Im Gästeblock verbleiben für dann längere Zeit ein paar restliche versprengte DSC-Anhänger und die Polizei riegelt den Block ab und sieht sich danach selbst schweren Geschützen gegenüber. Etwa 1.500 Schwarz-Gelbe machen nun Jagd auf die Polizei und sogar deren Pferde. Die Bilanz: 13 vorläufige Festnahmen, 43 verletzte Beamte (davon 3 Schwerverletzte), zertretene Werbebanden, Angriffe auf Ordner, herausgetrennte Zaunfelder, fliegende Steine und Fahrräder und viele Kollateralschäden. Der 1.9. wird so zum Mythos bei einigen Gewaltbereiten und zugleich zum Symbol des überbordenden Hasses. Zum Schmunzeln am Rande: das Sportgericht des NOFV verurteilt im Nachgang beide Vereine zu einer Geldstrafe in Höhe von 1.500 Euro für mangelhafte Sicherheitsvorkehrungen.
Kurz nach dem Pokalspiel sagt Manager Chris Waschke, dass der Verein keine Heimspiele mehr im Harbig-Stadion austragen wird: „Nach den skandalösen Vorfällen beim Stadtderby werden wir im Harbig-Stadion keine Spiele mehr austragen, abgesehen vom Pokalspiel und dem Punktspiel der zweiten Halbserie gegen Dynamo. Wir tragen für unsere Zuschauer Verantwortung und können dort deren Sicherheit nicht mehr gewährleisten.“ Da an Spiele im Steyer-Stadion vorerst auch nicht zu denken ist, schaut man sich in Pirna-Copitz und Meißen um. In Dresden gibt es kein anderes regionalligataugliches Stadion.
Zudem legt man der Stadt Pläne für einen Neubau eines kleinen 5.000-Mann-Stadions im Ostragehege (hinter der alten Eishalle oder hinter der Messe) oder auf der Eisenberger Straße vor. Entscheidung: Es wird vorerst Meißen – Stadion Heiliger Grund. Später spielen im Harbig-Stadion mit Dynamo, dem DSC und gelegentlich dem FV Nord zweitweise gleich drei Vereine. Im Steyer-Stadion macht man das Nötigste, ohne aber von Seiten der Stadt mehr an die Regionalliga-Fußballer zu denken. Der Verband hatte ohnehin ein Ultimatum zum 30. Juni 2003 gesetzt. Das Projekt des kleinen Neubaus wird nicht unterstützt. Man kann getost sagen, dass die Stadtväter sich schon wieder klar an Dynamo orientieren und die Vereine sonst hinten runterfallen.
Das Debüt in Meißen geht gegen die Weder Amateure vor 644 Zuschauern über die Bühne und mit 1:3 verloren. Für die DSC-Fans steht ein Shuttlebus zur Verfügung, einige Meißner wollen sich das Spektakel auch nicht entgehen lassen, aber insgesamt beginnt eine äußerst triste Heimspielzeit. Über die Auswärtspartie bei der SG Wattenscheid 09 (2:2) berichtet die DNN: „Die Hoffnung, mit dem Unentschieden wieder mehr Sicherheit für die kommenden Aufgaben zu bekommen, hegen sicher auch die zwölf mitgereisten DSC-Fans, die im Lohrheidestadion bemerkenswerterweise mehr Stimmung verbreiteten als die 783 restlichen.“ Dabei waren die Gastgeber etwas irritiert als sie ihre Kassenhäuschen am Gästeblock wieder schlirßen konnten, schließlich hatte das Dutzend auch noch Freikarten vom Verein.
Wie es das Schicksaal so will. Im Landespokal gibt es erneut das Dresdner Derby. 24 Tage nach dem Ligaduell folgt die Pokalpartie der 1. Runde. Der DSC tauscht das Heimrecht mit Dynamo. Das DSC-Fanprojekt ruft zum Boykott auf. Verein und Fanbeauftragter Thomas Kaden unterstützen dies nicht. Die Meinungen zum Boykott sind geteilt. Unstrittig ist, dass auf beiden Seiten viele Fans keine Lust mehr auf dieses Duell haben. Nur 5.040 sehen am Mittwochabend das Spiel, welches der DSC mit 0:1 verliert. Die Polizei sucht derweil in Zeitungen mit Fotos nach 42 Randalierern und kann diese so zum großen Teil auch identifizieren – insofern sie sich nicht gleich selbst stellen. Diesmal sind übrigens 476 Beamte im Einsatz. Es bleibt weitestgehend ruhig. Machten die Derbys vorher Lust beim Publikum, so ist dies nun vorbei.
Mit Meißen als Heimspielort wird der DSC nicht warm. Dreimal heißt es 0:1 (Bremen Amateure, Münster, Essen), gegen die HSV-Amateure gibt es immerhin einen Punkt, aber wieder kein Tor. Nur drei Tage vorher spielen die 98er am 9. Oktober ein Benefizspiel gegen die Profis des Hamburger SV im ebenfalls von der Flut betroffenen Hitzacker in Niedersachsen. Auch diese Partie endete torlos. Das zweite DSC-Tor in Meißen fällt dann in Spiel Nummer 5 gegen die Amateure vom 1. FC Köln, aber es gibt eben auch drei Gegentore. Ein erster sportlicher Saisonsieg gelingt dagegen beim SC Verl: 2:0 heißt es bei Dauerregen für die Dresdner trotz 55 Minuten Unterzahl. Nach den fünf Partien ist dann Schluss mit dem Projekt Heimspiele in Meißen. Die Vereinsführung folgt dem Wunsch der Fans und Spieler. Gegen die Amateure von Bayer 04 Leverkusen kehrt man Mitte November ins ungeliebte Harbig-Stadion zurück. Ergebnis: 0:1 vor 421 Zuschauern. Die Sächsische Zeitung titelt passend: „Kein Stadion, keine Punkte, kein Drittliganiveau“. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Sportlich erhält man nach dem Hinrundenabschluss erstmals die rote Laterne. Dem guten Saisonstart mit sechs Punkten aus zwei Spielen folgten nur sieben weitere Zähler in 15 Partien. Und man wird die Laterne nicht mehr abgeben – so viel sei verraten. Zur Winterpause hat der DSC bereits acht Zähler Rückstand auf die Nichtabstiegsplätze.
Ein negatives Erlebnis machen die DSC-Fans beim Auswärtsspiel bei den Amateuren von Borussia Dortmund. Das Spiel geht mal wieder klar verloren. Mit 6:1 unterliegen die Gäste dem BVB-Reservekader im Stadion Rote Erde. Vor 334 Zuschauern nehmen es die DSC-Fans mit Galgenhumor und machen eine friedliche Polonaise über die Tribüne – es herrscht keine Fantrennung. Selbst anwesende BVB-Spieler machen mit. Der Ordnungsdienst hat aber etwas dagegen. Und ohne Vorankündigung wird der stimmungsvolle Haufen jäh unterbrochen und es entwickelt sich eine handfeste Auseinandersetzung. Ein Beispiel für Irrsinn, Willkür oder angezettelte Selbstbestätigung.
Für ein „Highlight“ in der Winterpause sorgt Torhüter Enrico Keller, der im Hintergrund-Bericht der SportBild nach Hause einlädt. Der Titel der Story lautet: „Ohne Freundin müsste ich betteln gehen“. Im passenden Bild steckt ihm seine Freundin und Arzthelferin Anna 35,- Euro zu. Der DSC hätte ihm bisher nur das Juli- und August-Gehalt vollständig überwiesen. Der Vorstand gibt wenig später zu, mit zwei Monaten Gehalt im Rückstand zu sein und zieht eine Bürgschaft der Firma USD von Thomas Dathe, um die Gehälter zu begleichen. Man verhindert einen Spielerstreik und suspendiert Kapitän Thomas Hoßmang, den man als Rädelsführer ansieht. Nachträglich muss man sich fragen lassen, ob nicht gar eine geordnete Insolvenz mit Zwangsabstieg eine gute Lösung gewesen wäre. Aber das ist spekulativ, eine Insolvenz ist ja auch keine Sicherheit des Fortbestandes des Vereins.
Trainer Eberhard Vogel stand natürlich auch schon zur Debatte – kein Wunder als klarer Tabellenletzter. Man darf ihm im Rückblick sicher bescheinigen, nicht zu wenig aus der Mannschaft herausgeholt zu haben und auch mit vollem Einsatz dabei gewesen zu sein. Andererseits wollte man handeln und nochmal was anderes versuchen. So gab‘s inmitten der Winterpause am 17. Januar einen Wechsel zu verzeichnen. Vogel geht, Jose Morais kommt. Der Wechsel drei Tage vor Beginn der Rückrundenvorbereitung lief mit einigen Nebengeräuschen ab, so wurde die Pressemitteilung Freitag-Abend verschickt und auf eine Pressekonferenz am Montag verwiesen. Selbst Spieler lasen es nur im Videotext. Der 38-jährige Portugiese hatte zuvor die D1-Junioren von Schalke 04 als Co-Trainer betreut – irgendwie witzig. Davor betreute er den Oberligisten Westfalia Herne und war auch als Assistent von Jupp Heynckes bei Benfica Lissabon aktiv. Ihm zur Seite steht auch weiterhin Routinier und der von den Fans als „Fußballgott“ titulierte Andreas Diebitz.
Währenddessen tritt Bernd Engst im Präsidium in die zweite Reihe und Lutz Hiller übernimmt das Amt als erster Mann im Verein. Der Inhaber der Meißner Fenstertechnik war schon als Sponsor für den Verein unterwegs.
Mit neuem Schwung soll es in die Rückrunde gehen. Der DSC kauft sich ein portugiesisches Sextett ein: Claudio Rodriges, Bruno Baltazar, Helder Miguel da Costa, Carlos da Mota, Paolo Manuel Vieira, Claudio Oeiras. Dafür machen einige andere Aktive Platz, bei Routinier Seifert aber eher überraschend. Passend zur neuen Sprache auf dem Trainingsplatz bemüht sich der Verein zudem um einen Kooperationsvertrag mit dem FC Porto. Da flog das halbe Präsidium mit Trainer sogar extra nach Porto, um die Details zu klären. – Trainingslager, Spieler-Ausleihen usw. Ihren ersten Einsatz haben die Portugiesen beim Testkick gegen Rot-Weiß Erfurt auf schneebedecktem Boden im Stadion an der Eisenberger Straße (Ergebnis: 0:2). Im Trainingslager im portugiesischen Tabua gabs dann zwei Partien gegen Erstligist Académica Coimbra (1:2) und den Drittligisten FC Porto II (1:0).
Zum Rückrundenauftakt geht’s mit einer offensiv ausgerichteten Taktik nach Bremen und trotz abgeschlagener Tabellensituation keimte natürlich nochmal Hoffnung auf, die mit einem Remis bei den Werder-Bubis zumindest ein wenig untermauert wurde. Mit dem 2:0-Sieg über Babelsberg wird das dann schon konkreter. Es folgt das Derby gegen Dynamo. 14.073 Zuschauer sehen eine 1:0-Niederlage der Schwarz-Roten durch ein Freistoß-Tor von Maik Wagefeld. Es folgen drei Niederlagen und der Abstieg ist damit im Grunde besiegelt, denn 13 Punkte Rückstand bei 8 ausstehenden Partien ist nicht machbar. Da hilft auch ein achtbares 2:2 bei Rot-Weiß Essen vor 7.718 Zuschauern im Georg-Melches-Stadion nicht weiter. Die 10 mitgereisten DSC-Fans (Negativrekord der Saison) hat es trotzdem gefreut. Thomas Hoßmang sorgt mit einem 30 Meter-Freistoß in bekannter Manier nach 86 Spielminuten für den Ausgleich.
Es reicht aber hinten und vorne nicht. Im Kölner Südstadion gibt es dann einen negativen Höhepunkt. Bei den Amateuren des 1. FC Köln präsentiert sich die DSC-Elf desolat und geht mit 3:1 noch verhältnismäßig gut unter. Die meisten Kicker sind mit ihren Gedanken schon nicht mehr beim Sportclub und dafür bleibt ein Eigengewächs wie Robert Krause 90 Minuten auf der Bank. Der stellt sich anschließend mit nur drei weiteren Spielern den 14 Fans im Gästeblock und dort gibt es sehr deutliche Worte zu hören, aber nicht nur von den Fans. Morais lässt Spieler auf der Bank vergammeln, um die sich der Verein für die folgende Oberliga-Saison bemüht – schon eigenartig.
Zuschauerseitig hat der DSC im Schnitt 1.910 Fans bei seinen Spielen, was aber maßgeblich am Derby gegen Dynamo und am letzten Heimspiel liegt. Dort gelingt Aue der Aufstieg und die Gäste bringen alles mit, was im Schrank einen lila Schal hat. Negatives Highlight war hier das vorletzte Heimspiel gegen die Amateure des BVB mit nur noch 149 Zuschauern. Ansonsten liegt der „wahre Schnitt“ wohl irgendwo um die 500 inklusive aller Probleme um die drei Heimstätten des DSC.
Zurück zum Aue-Spiel. Die Erzgebirgler brauchen einen Sieg in Dresden für den Aufstieg in die 2. Bundesliga. DSC-Geschäftsführer Michael Krämer frohlockt in der Vorwoche mit Blick auf die eigene Vereinskasse, dass wohl mehr als 1.000 Auer kommen mögen. Naja, knapp daneben ist auch vorbei: es werden 7.380 Zuschauer. Die DSC-Organisation zeigt sich völlig überfordert. Es klappt nichts. Selbst im spärlich gefüllten Heimbereich muss man eine Stunde vorm Spiel eine elendig lange Schlange an dem einen Bierwagen sehen. Im Gästebereich ist die Überforderung noch größer. Kassen, Eintrittskarten, Getränke- und Essensstände – nichts reicht aus. Der DSC hätte sich mit den aufstiegstrunkenen Gästen gesundstoßen können, blamiert sich aber vollends. Die Auer Fans springen bei sengender Hitze vorm Spiel sogar ins benachbarte Arnold-Bad, um sich abzukühlen – mangels Getränke-Zugang. Eine amateurhafte Außendarstellung in der Öffentlichkeitsarbeit und auch bei organisatorischen Fragen im gesamten Saisonverlauf müssen sich die Verantwortlichen attestieren lassen.
Zum letzten Regionalliga-Spiel in der DSC-Geschichte reist der Sportclub nach Leverkusen zu den Bayer 04 Amateuren. Die Mannschaft kommt in Teilen direkt aus einem Club und nicht ganz nüchtern zum Treffpunkt mitten in der Nacht, um sich anschließend im Mannschaftsbus auszuschlafen. Eine gute Vorbereitung wie sich herausstellt. Tore von Oeiras und da Costa sorgen für einen 2:1-Sieg zum Abschluss. Für den Großteil der Mannschaft ist es das letzte Spiel im DSC-Dress und auch Trainer Morais verlässt den Club am Saisonende. Das Präsidium verlängert ebenso den Vertrag von Manager Waschke nicht. Der DSC plant derweil mit einem Oberliga-Start unter Amateurbedingungen.
Der DSC kämpft um die Planung für die neue Saison. Es fehlen aber Zusagen von Sponsoren. Kein Wunder, wenn zugleich Bürgschaften gezogen wurden. Man eiert umher und die Perspektivspieler verlassen trotzdem den Verein. Manager und Trainer planen die neue Saison, werden aber freigestellt. Zum Saisonende steht der Verein quasi mit nichts da. Und wieder kommt im Rückblick der Gedanke an eine Insolvenz – dies wäre die vielleicht einzige Möglichkeit gewesen, den Abwärtstrend aufzuhalten. Denn so ist jetzt schon klar, worum es in der Oberliga gehen wird. Man muss ganz kleine Brötchen backen, aber hat noch mit alten Problemen zu kämpfen. Keine gute Voraussetzung.
Die DSC-Reserve legte in der Bezirksliga eine ähnliche Saison wie die Profi-Truppe hin und wurde Tabellenletzter. Da half auch der Einsatz von Andreas Diebitz nichts. Zur Winterpause wurde Trainer (und zugleich Nachwuchsleiter) Thomas Klippel freigestellt – für ihn übernahm Jens Wagner. Die Zweite holt in der Rückrunde zwar 17 anstatt nur 7 Punkte, steigt als Vorletzter trotzdem in die Bezirksklasse ab.
Saison 2003/04 (NOFV-Oberliga Süd)
Der personelle Umbruch zur Sommerpause ist der wohl größte in der gesamten Vereinsgeschichte. Vom alten Regionalligakader bleibt gar niemand übrig. Die Mannschaft setzt sich in der Folge aus Junioren, Spielern der 2. Mannschaft und einigen Herangeholten zusammen. Das Team besitzt ein äußert junges Gerüst, dem einzelne Routiniers Halt geben sollen.
Trainer wird Detlev Zimmer, der aus Neuruppin an die Elbe kommt. Er bestimmt Rückkehrer Peter Heidler, der vom VfB Pößneck kommt, zum Kapitän. Ansonsten kommen beispielsweise Ex-Dynamo Danny König aus Paraguay, Thomas Schmuck aus Bischofswerda, Matthias Hein aus Neuruppin und das Trio Christoph Baum, Stefan Strauß und Roberto Schiwon aus Hoyerswerda zum DSC. Mit den Torhütern Rüdiger Huster (Dynamo) und Robert Reschke (Eisenhüttenstadt) hat man fast die ältesten Spieler auf der wichtigen Position. Kein Spieler ist über 30 Jahre alt. Aus der DSC-Zweiten und dem Juniorenbereich rücken gleich mehrere Akteure nach oben: Dennis Begrow, Albrecht Kaltofen, Uwe Lichtenberger, Alexander Anoschkin, Stephan Nuck, René Fritzsche und Markus Weise. Später kommt noch der bundesligaerfahrene Sven Benken als wichtige Stütze hinzu.
Wir haben die Umstände des Umbruchs und der finanziellen Lage ja bereits beschrieben. Ziel war ganz klar der Klassenerhalt. Nach fünf Jahren Regionalliga dachte man als Fan aber schon, dass dies möglich sein muss. Nimmt man im Rückblick alle Fakten zusammen, muss man aber auch erkennen, dass die Chancen dafür nicht sehr gut standen. Kein Geld, kompletter Umbruch, ein extrem junges Team mit ein paar mehr oder weniger gestandenen Stützen und dazu ein Umfeld, was sich neu ordnen muss.
Die Oberliga-Saison beginnt vor 1.037 Zuschauern bei Germania Halberstadt mit einer 1:0-Niederlage durch einen Foulelfmeter. Im ersten Heimspiel – endlich wieder im heimischen Steyer-Stadion – sehen 310 Fans ein 3:3 gegen Erfurt-Nord – da half auch die zweimalige Führung der Schwarz-Roten nicht. Diese legten nach der Partie aber Einspruch gegen die Wertung ein, weil die Gäste auf dem Spielberichtsbogen nicht wie gefordert einen U21-Spieler eingetragen hatten. Eineinhalb Wochen später die Entscheidung des Sportgerichts des NOFV, die Geschäftsführer Michael Krämer wie folgt beschreibt: „Am Donnerstag haben wir per Fax die Entscheidung des Sportgerichts erhalten, dass die Partie mit 2:0 für uns gewertet wird. Am Freitag kam ein zweites Schreiben, in dem der Verband mit Bedauern auf einen Übermittlungsfehler verwies. Demzufogle wird die Partie für uns mit 3:3 gewertet, während die Erfurter eine 0:2-Niederlage zu Buche stehen haben.“ Genau dieser Fakt soll am Saisonende noch einen gewichtigen Einfluss auf das Abstiegsszenario haben.
Nach zwei Remis gibt’s Niederlagen beim VfB Leipzig (0:1) und gegen Carl-Zeiss Jena (0:3). Ebenso gegen Grimma (0:3), beim Halleschen FC Chemie (0:1) und gegen Plauen (0:2). Gegen Stadtnachbar FV Dresden-Nord erzielt Peter Heidler immerhin mal wieder ein Tor, am Ende heißt es vor 750 Zuschauern im Stadion Wurzener Straße aber dennoch 1:3. Drei Punkte aus zehn Spielen bedeuten den vorletzten Tabellenplatz. Schlechter ist nur der punktlose FC Anhalt Dessau. Und die Dessauer sind der nächste DSC-Gegner und endlich gibt es wieder einen Sieg. Dass es aber nur zu einem 3:2-Erfolg reicht, ist schon bezeichnend, hatten die Gäste in zehn Spielen zuvor doch nur ein einziges Mal selbst getroffen. Durch frühe Tore führten die Anhaltiner mit 2:0. Danny König gelingt nach 81 Minuten der Anschluss, Stephan Nuck nach 83 Minuten der Ausgleich und Kapitän Heidler erzielt per Foulstrafstoß das Tor zum Dreier. Der Rückstand zur Nichtabstiegszone ist somit auf 3 Punkte verkürzt, aber man läuft mal wieder hinterher.
Ex-DSC’er Sven Kubis schießt mit einem Hattrick den FC Oberlausitz Neugersdorf zum klaren 5:1-Sieg über den DSC. Auch gegen den FCM (1:2) und bei Laubegast vor 1.250 Zuschauern (1:3) gibt es nichts Zählbares. Bis zur Winterpause folgen nur noch Unentschieden gegen den FSV Zwickau (1:1) und Germania Halberstadt (0:0). Acht Punkte aus 18 Spielen bei 16:38 Toren, Vorletzter und vier Punkte Rückstand auf die Nichtabstiegsplätze sind die düstere Bilanz des Oberliga-Jahres 2003.
Im Pokal ging es für den DSC dafür endlich mal wieder über die erste Runde hinaus. Gegen Bezirksligist Rapid Chemnitz gab’s ein schmuckloses 2:0. Im Achtelfinale gelingt im Stadion Wurzener Straße nach Verlängerung ein 2:1 gegen den FV Dresden-Nord. Sven Benken markiert das entscheidende Tor nach 100 Spielminuten. Ihre ersten Spiele für die DSC-Erste absolvieren mit Einwechslungen Martin Mikolayczyk und Stefan Steglich. So kommt es im Viertelfinale zum Spiel gegen Dynamo Dresden. Der DSC gibt das Heimrecht ab und man führt das Spiel quasi gemeinsam durch, beispielsweise mit zwei Stadionsprechern. Im Harbig-Stadion sehen 5.818 Zuschauer (darunter 147 DSC’er im Gästeblock – mehr hatten verständlicher Weise keinen Bock mehr auf diese Paarung) ein 2:0 für den Regionalligisten. Maik Wagefeld trifft in Hälfte 1 vom Punkt und Ronny Scholze besorgt zwei Minuten vor Ende die Entscheidung.
Im Januar eröffnet der Tabellenletzte Anhalt Dessau das Insolvenzverfahren. In der Folge werden alle Ergebnisse der Dessauer und damit auch der einzige DSC-Erfolg der Saison gestrichen. Dafür steht so der erste von drei Absteigern fest. Nur zwei Wochen später folgt mit dem VfB Leipzig der nächste Verein. Die Leipziger bestreiten die restlichen Partien aber als sogenannte Pflichtfreundschaftsspiele ohne Wertung. Es wird also nur noch ein Absteiger gesucht und in der neuen Ausgangslage liegt der Sportclub nun drei Punkte hinter Erfurt-Nord und vier Punkte hinter Eintracht Sondershausen.
Und auf beide Vereine trifft man relativ schnell. In Sondershausen reicht es zum 1:1-Remis und im Nachholer gegen Erfurt-Nord gewinnt man 2:0. Gegen Carl-Zeiss Jena reicht es auswärts vor 2.485 Zuschauern zu einem völlig unerwarteten 1:1. Mikolayczyk hatte per abgefälschtem Freistoß getroffen. Jena-Coach Achim Steffens wird direkt nach dem Spiel beurlaubt und den Thüringern fehlen am Saisonende genau diese Punkte zum Staffelsieg. Den sichert sich am Ende dafür der VFC Plauen, scheitert in der Aufstiegs-Relegation aber am Meister der Staffel Nord, den Amateuren von Hertha BSC.
Der DSC ist nun aber wieder dran und hat wieder eine Chance. Nach einer Nullnummer gegen den HFC überholen die Dresdner gar Erfurt-Nord und stehen mal wieder auf einem Nichtabstiegsplatz. Aber schnell sind es wieder fünf Punkte Rückstand. Vier Spieltage vor Schluss nach einem 0:5 in Magdeburg beim 1. FCM ist dann Schluss für Detlev Zimmer. Es übernimmt interimsweise Geschäftsführer Michael Krämer – mal eine ganz neue Ausgangssituation, über die man rückblickend nur lachen kann. Seine erste Kabinenansprache mag aber gefruchtet haben. Gegen Laubegast liegt man zur Halbzeit mit 2:0 in Front. Doch nach der Pause drehen die 06er die Partie und gewinnen mit 3:2.
Zwei Spieltage vor Schluss sind es sechs Punkte Rückstand, man hat aber das bessere Torverhältnis gegenüber Erfurt-Nord. Vorletzter Spieltag: Erfurt verliert und der DSC besiegt Pößneck mit 2:1 – erster Saison-Heimsieg. Showdown dann am letzten Spieltag. Die Friedrichstädter siegen mit 2:0 in Auerbach, aber Erfurt-Nord holt den einen entscheidenden Punkt gegen Sondershausen. Erinnert Ihr Euch an das Sportgerichtsurteil aus der Hinrunde. Erfurt verliert am grünen Tisch, für den DSC bleibt es aber beim Remis. Das hätte die Abstiegsfrage gedreht. Aber so ist der zweite Abstieg des DSC in Folge fakt.
Nur drei Siege (und 10 Unentschieden) in 30 Spielen sind einfach zu wenig. Auch wenn der DSC nach nur vier Punkten in der Hinrunde zumindest auf 15 Punkte in der Rückrunde aufstockte. Der krasse Umbruch war aber zu viel des Guten und es dauerte zu lange, eine Mannschaft zu bilden. Michael Krämer geht mit sechs Punkten aus vier Partien aber als recht erfolgreicher Trainer in die DSC-Geschichte ein. 293 Zuschauer im Heimspiel-Schnitt bedeuten den drittletzten Platz. Laubegast und Dresden-Nord verbleiben in der Oberliga, der DSC ist nunmehr also die Nummer 4 der Stadt – welch eine schnelle Wende.
Wirtschaftlich bleibt es immer ein Kampf. Man spart an allen Ecken und sieht sich mit Altlasten konfrontiert, beispielsweise einer 40.000 Euro-Forderung des Gesamtvereins aus Steuerschulden. Man ließ dies zwangsweise mangels Zahlungsfähigkeit vorm Amtsgericht klären. Das wies die Klage aber ab mit Verweis auf die Regelungen im Trennungsvertrag der Abteilung Fußball mit dem Gesamtverein. So kam es auch zur Entscheidung, dass am 7. Februar 2004 letztmalig das offizielle Programmheft „98er live“ direkt vom Verein erscheint, um Kosten zu sparen. In der Folge kümmert sich mit Andras Tschorn ein Ehrenamtlicher um das „Rudi“, welches für viele Jahre zur festen Größe wird. Übrigens: die ersten drei Ausgaben heißen noch „Rothemden aktuell“, erst gegen Neugersdorf (1:1) gibt es das „Rudi“. Das erscheint dafür zum Teil sogar bei Auswärtsspielen und für andere besondere Anlässe.
Zur Mitgliederversammlung im Mai 2004 gibt es keine Kandidaten für die Wahl zum Aufsichtsrat. Die Wahl fällt aus und das Präsidium um Lutz Hiller, Bernd Engst und Rudolf Hadwiger bleibt so im Amt, da es vom Aufsichtsrat bestimmt wird.
Die Zweite tritt als Absteiger in der Bezirksklasse an, mit Trainer Jens Wagner Und Co Uwe Helwig. Am Ende steht ein guter fünfter Platz zu Buche. Mit dabei übrigens unter anderem auch Marcus Zillich, später für lange Zeit Abteilungsleiter Fußball beim DSC. Aufmerksamkeit erregt der Sportclub hier mit einer nicht bezahlten Rechnung für den Spielbetrieb in der Bezirksklasse. Dafür wird sogar das Spiel bei Sebnitz vom Verband abgesagt. Der DSC erzwingt mit juristischen Spitzfindigkeiten, dass die Partie neuangesetzt wird, sagt das Nachholspiel dann aber am Tag vor dem Spiel selbst ab, weil er nicht genug Spieler beisammen hat. Auch hier wird zum Problem, dass einige Akteure in die Erste hochgerückt sind bzw. bei beiden Teams mitspielen. Bei zeitgleichen Ansetzungen wird es dann schwierig.
Im Jugendbereich geht es in der Saison nach der Flut mit fünf Teams weniger an den Start. Von einst acht Fußballplätzen wurden bis Saisonbeginn gerade mal ein Rasen- und ein Hartplatz wiederhergestellt. Dafür schafft es die B1-Jugend im Landespokal Sachsen mit einem 2:0-Sieg über Erzgebirge Aue im Halbfinale sogar ins Pokalfinale. Dort scheitert man dann aber an Stadtnachbar Dynamo Dresden (0:3).