Serie „DSC-Geschichte ab 1990“: Teil 10 = 2010-2012
03.01.2021
03.01.2021
Jubiläum – in unserer kleinen Geschichtsserie. Ihr könnt heute den zehnten Teil der jüngeren DSC-Geschichte seit 1990 lesen und es wird diesmal endlich wieder positiver. Versprochen! Ihr könnt nach einer gefühlten Ewigkeit mit Abstiegen und Konsolidierung diesmal sogar auf einen Aufstieg zurückblicken. Aber den gabs auch erst im Nachhinein zu feiern. Zudem geht’s unter anderem um dramatische Partien, die graue Haare hervorriefen, den Spielabbruch gegen die Post, der sich zur langwierigen Posse entwickelt, die Ligenreform im Bezirksfußball, ein spektakuläres Tor des Monats und einem begonnenen Umbruch mit dem Einbau von jungen Nachwuchsspielern, von denen noch heute einige dabei sind. Viel Spaß beim Lesen vom zehnten Teil!
Saison 2010/11 (Bezirksklasse Dresden Staffel 4)
Das vierte Jahr in der Bezirksklasse Dresden in Folge sollte ein ganz Wichtiges werden, aber dazu gleich mehr. Bereits am Ende der vergangenen Saison stellen sich die ersten Weichen im Rahmen der Kaderplanung für die bevorstehende Saison 2010/11. So wird mit Torwart Victor Janakiew der erste Neuzugang präsentiert, der vom Bezirksligisten Bischofswerdaer FV wechselt. Etwas schmallippig wird dagegen der Abgang von Robert Gläsel Ende Juni 2010 bekanntgegeben. Nach internen Vorkommnissen wird überraschend das Ende des Offensivspielers beim DSC verkündet.
Gleich dreimal „wildert“ der Sportclub beim FV Laubegast. Mit Manuel Kahlig kommt ein alter Bekannter zurück ins Gehege, begleitet vom jungen Talent Markus Pokorny und dem erfahrenen Defensivspieler Johann Kaltofen, dessen Bruder Albrecht bereits im DSC-Kader aktiv ist. Auch Tim Hoffmann (Großenhain), Andrea Balsamo (A-Jugend) und Tuan Anh Ngo (Dynamo IV) sind Neuzugänge.
Die Vorbereitung auf die neue Saison hat noch gar nicht richtig begonnen, da beginnt der sächsische Landespokal mit ganzen drei Ausscheidungsrunden. Der DSC nutzt es als Vorbereitungsprogramm und arbeitet sich dabei bis in die erste Hauptrunde vor. Erst wird der sorbische Verein SV Sankt Marienstern mit 2:1 geschlagen, dann Hellerau mit 6:1 düpiert, wobei André Csobot mit 5 Treffern groß aufspielt. In Runde 3 gibt es einen 4:2-Heimsieg über Laubegast. Die 1. Hauptrunde steht dann gegen den FSV Krumhermersdorf auf dem Programm und hier ist Schluss für die Schwarz-Roten. Gegen den Bezirksligisten heißt es nach torlosen 90 Minuten nach der Verlängerung dann 0:2.
Warum ist nun aber die bevorstehende Saison so wichtig? Ganz einfach: es steht eine Spielklassen-Reform an. Ab der Folgesaison 2011/12 werden die Bezirksverbände abgeschafft. Die Institution zwischen Landesverband und Kreisverbänden wurde einfach gestrichen. Damit einher geht eine Anpassung der Ligenstruktur. Aus drei Bezirksligen werden vier und aus neun Bezirksklassen werden 12 – eine für (fast) jeden Kreisverband. Für den DSC ist es also die Chance, von einer verbesserten Aufstiegsregelung zu profitieren, schließlich wird eine ganz neue Bezirksliga befüllt. Die Anzahl der freien Plätze ist abhängig von Absteigern aus den höheren Ligen. Die freien Plätze werden dann mit Zusatzaufsteigern in der Reihenfolge einer virtuellen Bezirksklassen-Tabelle über alle Staffeln hinweg vergeben. Zumindest, was die Teams des eigenen regionalen Gebietes angeht. Für den DSC ist das der Osten von Sachsen. Entscheidend ist also nicht nur die Position in der eigenen Liga, sondern auch wie die Punkteanzahl im Vergleich zu den relevanten Teams bspw. aus der Lausitz in den anderen Bezirksklasse-Staffeln im Vergleich dasteht. Eine Vielzahl an im Saisonverlauf ausgefallenen Partien erschweren die Rechnung zudem.
Der Saisoneinstieg verläuft dann gleich richtig heiß. Ein Heimspiel gegen Stadtkonkurrent Post SV steht auf dem Plan. Nach 55 gespielten Minuten führt der DSC mit 2:0 durch Tore von Johann Kaltofen und Christian Heinrich. Doch plötzlich stürmen etwa 15 Vermummte vom Stadion-Außengelände auf die Tribüne und wollen DSC-Fahnen entwenden. DSC-Anhänger und Ordnungsdienst können dies unterbinden und einen Täter dingfest machen sowie der Polizei übergeben. Der Rest verschwindet in Windeseile wieder. Der Schiedsrichter unterbricht die Partie. Nachdem die Lage auf der Tribüne geklärt ist, könnte es weitergehen. Könnte! Denn die Gäste vom Post SV wollen nicht mehr aufs Spielfeld zurück. Warum? Die Sicherheit sei nicht gewährleistet. „Aus Angst“, sagt der stellvertretende Abteilungsleiter gegenüber der Sächsischen Zeitung. Das klingt natürlich für jeden Dabeigewesenen wie Hohn und Spott, schließlich müssen die Post-Spieler oder Anhänger gar keine Angst vor irgendetwas haben. Über die Fan-Zugehörigkeit der Täter lässt sich freilich nur spekulieren, aber sagen wir es mal so: Post liegt hinten. Das Verhältnis Post – DSC, das zwischen Dynamo – DSC und das Post – Dynamo ist jeweils recht eindeutig. Die Begleitumstände auf den Tribünen sprechen auch ihre Sprache. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Die Jungs von der Hebbelstraße ziehen es aber durch, bleiben in der Kabine (warum sind sie überhaupt dorthin?). Am Ende aber mit „Erfolg“. Denn das Spiel wird zum Unverständnis vieler wiederholt. Das Sportgericht entscheidet, dass der Schiedsrichter die Partie hätte wieder anpfeifen müssen. Allein er ist dafür zuständig zu entscheiden, ob das Spiel fortgesetzt werden kann. Weigert sich ein Team, muss er das Spiel formal dennoch wiedereröffnen und dann feststellen, dass ein Team die Fortsetzung verweigert. Ob ein beteiligtes Team dies vorab bereits kommuniziert, ist unrelevant. Sprich: ein Pfiff fehlt dem DSC zum Saison-Auftaktsieg. Der Vizepräsident des Sächsischen Fußball-Verbandes sowie Sportrichter des Nordostdeutschen Fußballverbandes sagte dazu dem MDR: „Wenn der Schiedsrichter der Meinung ist, dass keinerlei Bedrohung mehr besteht, muss er das Spiel einfach nur wieder anpfeifen.“ Aber kein Vorwurf an den Schiedsrichter, bei solchen Ausnahmesituationen ist der Paragrafen-Dschungel nicht leicht zu durchschauen. Ein gesunder Sportsgeist der Vereine ist hier vielmehr wünschenswert.
Die Posse geht aber noch weiter. Der DSC legt gegen die Entscheidung sein Veto ein. Letztlich wird das Spiel für Anfang Oktober neuangesetzt. Nach Empfehlung des Sportgerichts an den Spielausschuss wäre eine Fortsetzung ab der 56.Minute beim Spielstand von 2:0 für den DSC aus Fairnessgründen möglich gewesen. Der DSC stimmte diesem Vorschlag zu, der Post SV verweigerte die Zustimmung. Zehn Tage vorm Spiel gibt der Dresdner SC dann bekannt, zu dem kompletten Wiederholungsspiel nicht anzutreten. „Für uns ist es nicht hinnehmbar, als an der Situation und deren Ausgang vor dem Sportgericht nicht schuldiger Verein, allein Leidtragender zu sein. Weiterhin möchten wir ein klares Zeichen setzen, dass es nicht Anliegen und Interesse aller am Fußballsport Beteiligten sein kann, dass es Chaoten und Störern gelingt, direkt auf den Ausgang von Spielen einwirken zu können. Aus diesem Grund, und ungeachtet und im Wissen um alle Konsequenzen, haben wir, Abteilungsleitung, Trainer und Mannschaft des Dresdner SC 1898 den Entschluss gefasst, am 09.10.2010, nicht anzutreten.“, so die Abteilungsleitung Fußball des DSC 1898.
Kurz vorm Nachholspiel-Datum einigen sich Verband sowie beide Vereine darauf, das angesetzte Spiel zu verlegen. Zeitgewinnen ist angesagt. Letztlich wird die Entscheidung bis ins Jahr 2011 vertagt und das Spiel für den 22. Januar 2011 neu angesetzt – mit Beginn ab Minute 1. Wie es dort weitergeht, könnt Ihr gleich lesen.
Aber zurück zur Saison. Am zweiten Spieltag holt der DSC den ersten Sieg nach: 2:1 heißt es in Meißen für die Dresdner. Es folgen aber drei Spiele ohne Sieg. Erst beim 2:0 in Hellerau stehen die Zeichen wieder auf Erfolg. Es werden dann sechs Siege in Folge und der Sportclub ist wieder mitten in der Spitzengruppe, nur Großenhain hat sich leicht abgesetzt. Es steht dann das Spitzenspiel gegen die vierte Mannschaft von Dynamo Dresden an. Ja, richtig gelesen. Es hatte sich eine Vierte beim Ortsnachbarn gegründet und bis in die Bezirksklasse hochgespielt. Trotz 0:1-Führung durch Christian Heinrich verspielt der DSC auf dem Nebenplatz des Harbig-Ovals den Dreier und fährt am Ende mit einer 3:1-Niederlage nach Hause. 250 Zuschauer wollen das sehen, etwa 80 davon sind am Ende ziemlich enttäuscht. Und auch das zweite Spitzenspiel eine Woche später geht verloren. Gegen Großenhain heißt es 1:0 für die schwarz-gelben Gäste.
Der DSC rangiert damit auf Platz 8 und 14 Punkte hinter dem Spitzenreiter GFV. Zu Platz 2 sind es aber „nur“ sechs Punkte Rückstand und bekanntlich wird ja mehr als ein Team aufsteigen. Die letzten drei Spiele des Jahres fallen witterungsbedingt aus – in Tauscha nimmt man gleich zweimal Anlauf, aber 40 Zentimeter Schnee verhindern auch die zweite Ansetzung.
Die Hallensaison ist von Erfolg geprägt: Platz 1 in Senftenberg und Platz 1 beim Dresdner Hallenmasters des ESV Dresden. Bei letzterem sichert sich Alexander Preißiger mit 12 Toren die Torjägerkanone und Janakiew, der auch vier Treffer beisteuert, den Titel als bester Torhüter. Ansonsten verlässt Manuel Kahlig den Verein wieder, genauso wie Martin Mikolayczyk und Torhüter René Groß, der zu Possendorf wechselt. Hier lässt der Oldie seine Karriere ausklingen, nachdem er sich beim DSC zuletzt mit Janakiew abgewechselt hat.
Ein „kleineres“ Hochwasser sorgt dann im Januar für Unruhe. Bei einem Maximalpegel von 6,68 cm steht auf allen Plätzen ein wenig Wasser, wobei der Sportstätten- und Bäderbetrieb einen Kunstrasenplatz mit Folien abdeckt. Das Stadion ist durch das nach der Jahrhundertflut eingebaute Flutschutztor geschützt und bleibt wasserfrei. Etwa ab 6,40 m Pegelstand wird es kritisch für die Plätze im Ostragehege. Letztlich bleibt es aber dabei und einige DSCer verdingen sich anschließend als Helfer bei der Schadenbeseitigung. Der Flut fällt aber das Nachholspiel gegen die Post erneut zum Opfer. Es muss also ein weiterer Anlauf her.
Einen Sieg, ein Unentschieden und eine Niederlage später ist es dann soweit: DSC gegen Post – Klappe, die Fünfte (Abbruch, Neuansetzung verweigert, Rückrundenspiel abgesagt, Neuansetzung vom Hinspiel abgesagt): wird es diesmal 90 Minuten Fußball geben? Nein! Ganze 45 Minuten vor Spielbeginn entscheidet das Schiedsrichterkollektiv, dass das Spiel aufgrund von Glätte durch einsetzenden Schneefall nicht stattfinden kann.
Es folgen drei Erfolge für die Sportclub-Buben ehe es dann wirklich so weit ist. Diesmal aber wieder im Steyer-Stadion, erneuter Heimspiel-Versuch. Und es geht tatsächlich über die komplette Distanz – im sechsten Anlauf. Held des Tages ist eindeutig DSC-Akteur Tino Wecker. Erst besorgt er nach 40 Spielminuten das 1:0 ehe er drei Minuten später mit einem Geniestreich auf 2:0 erhöht. Er verwandelt eine Ecke direkt ins Dreiangel des Post-Tores und das mit der Außenseite, also mit lins von der linken Ecke. Ganz stark! Da das DSC-FanTV mit der Kamera dabei ist, bringt er es damit zum MDR-Tor des Monats. Die ARD lehnt wegen technischer Anforderungen letztlich ab. Nach der Halbzeitpause kommen die Gäste noch einmal zurück und können egalisieren, aber André Csobot erzielt einige Minuten später das 3:2 nach Flanke von Christian Heinrich. Der Dreier ist damit quasi doppelt verdient. Und drei Wochen später gibt es dann auch die Paarung an der Hebbelstraße. Diesmal ist Heinrich der Matchwinner. Mit drei Treffern hat er wesentlichen Anteil beim 5:1-Auswärtssieg.
In der Folge agieren die 98er aber erneut zu inkonstant und verpassen so den Sprung in die Spitzengruppe. Erst zum Saisonende hin gibt der DSC nochmal richtig Gas. Vier Siege in Folge, darunter gar ein 11:1 beim TSV Garsebach und Siege über Dynamo IV (6:2) sowie Tabellenführer Großenhain (3:1), bringen die Friedrichstädter nochmal zurück in den Aufstiegskampf. Das hätten wohl selbst die größten Optimisten nicht mehr geglaubt. Platz 4 in der Liga, ein Punkt Rückstand auf Post, zwei Punkte auf den Meissner SV. Holt man einen davon ein, reicht das zum Bezirksliga-Aufstieg. Oder man macht im Vergleich zu den anderen Staffeln noch einen Platz gut. Das letzte Heimspiel gegen Tauscha endet mit 3:0 für den Sportclub und die Ausgangslage bleibt beim Alten.
Im letzten Saisonspiel muss der DSC auf einen Ausrutscher von einem der drei Konkurrenten Post SV Dresden, FSV Oderwitz und Gnaschwitz-Doberschau hoffen. Mit 2:0 führen die Schwarz-Roten bei Fortschritt Meißen-West und blicken dann wohl eher auf die anderen Plätze. Anders ist das 2:2 am Spielende gegen den Drittletzten nicht zu erklären. Aufstiegschance vertan. Aber es hätte auch so nicht gereicht. Die Kontrahenten geben sich keine Blöße. Der DSC wird Liga-Vierter und scheitert damit um drei bzw. vier Punkte (je nach Torverhältnis) am Aufstieg. Und das ausgerechnet gegen den Post SV, den man zweimal schlagen konnte. Vier Punkte sind es bis zu Meißen und sechs bis Großenhain. Da kam das Erwachen einfach zu spät und die gute Aufstiegschance durch die Zusatzaufsteiger ist vertan. Der DSC verbleibt in der Bezirksklasse, die sich fortan aber Stadtoberliga nennt. 157 Zuschauer sehen im Schnitt die DSC-Heimspiele.
Die Zweite nutzte die Spielklassenreform auch negativ aus. Mit dem vorletzten Platz in der Stadtliga (höchste Liga auf Stadtebene) geht es damit runter bis in die Stadtliga B, die dann neuerdings die dritthöchste Liga auf Stadtebene darstellt.
Saison 2011/12 (Stadtoberliga Dresden)
Der DSC tritt erstmals in der Geschichte nur noch auf Stadtebene an, wenn man mal von den Anfängen und Kriegswirren absieht – da war dies dann aber die höchstmögliche Liga. Auch wenn es diesmal keinen Abstieg gab und der Sportclub weiter in Liga 8 rangiert, ist es eben nur noch die Stadtoberliga und nicht mehr Bezirksebene.
Im Kader sorgt dies für einen seit einiger Zeit mal wieder etwas größeren Umbruch. Gleich eine Reihe an Leistungsträgern verlässt die Friedrichstadt. So wechseln Christian Freudenberg, Stefan Steglich, Albrecht und Johann Kaltofen nach Laubegast, Marcus Pokorny nach Striesen, Moritz Niese zum Meissner SV und Tor-Garant Tino Wecker zum Großenhainer FV. Wecker verletzt sich kurz darauf bei einem Motorrad-Unfall schwer am Fuß, kann aber später wieder aktiv auf dem Platz seinem liebsten Hobby nachgehen. Einige Entscheidungen fielen dabei erst kurzfristig vor Saisonbeginn, so dass der eine oder andere Gewechselte trotzdem das Mannschaftsfoto bereicherte.
Dafür kommen Stefan Horn und Torsten Kahl zurück, letzteren zieht es in der Winterpause aber auch schon wieder weg. Dafür rücken einige Akteure aus der zweiten Mannschaft und A-Jugend auf, darunter auch Olaf Sieradzki, der heute noch in der Ersten aktiv ist. Es gibt mit Nico Opitz (aus der 2. Männer) und Philipp Opitz (aus Laubegast kommend) auch wieder ein neues Brüdergespann. Zudem kommt Frank Rittner aus Wesenitztal zum DSC.
Durch den Umbruch ist die Erwartungshaltung recht diffus. Einerseits muss der Anspruch sein, die Liga sofort zu verlassen. Andererseits ist auch klar, dass dies mit den vielen jungen Akteuren und einer ganz neuen Hierarchie nicht so einfach werden wird. So formuliert Boris Lucic zum ersten Saisonspiel gegenüber der Sächsischen Zeitung auch passend: „Diese Saison werden wir kaum um den Aufstieg mitspielen können. Nach und nach müssen junge Leute eingebaut werden, damit auch im Ostragehege wieder eine starke Fußballelf entsteht.“ Und gleich zu diesem Saisonbeginn geht’s gegen den Vorjahres-Stadtmeister Süd-West Dresden, der seit 23 Spielen ungeschlagen ist. Die Partie endet 1:1, da Alexander Preißiger zehn Minuten vor Abpfiff per Elfmeter den Ausgleich besorgt. Das Spiel zeigt sofort, dass es für den DSC keine ganz einfache Saison werden wird.
In der Vorsaison meldete Dynamo Dresden die eigene dritte Mannschaft vom Spielbetrieb ab und die vierte Mannschaft wurde so zur Dritten, übernahm aber das Spielrecht nicht und traf so erneut auf den DSC. Am zweiten Spieltag hieß es im Duell gegeneinander dann 2:2. Am dritten Spieltag gibt es endlich den ersten Stadtoberliga-Dreier: 3:0 ist das Endresultat gegen die SG Striesen. Es folgen ein Sieg, ein Unentschieden und zwei Niederlagen. Nach sieben Spielen stehen also nur zwei Siege auf der Habenseite – durchwachsen. Dann nimmt der Sportclub aber Fahrt auf. Bis zur Winterpause folgen ganze 5 Siege in Folge, eine Nullnummer und ein weiterer Sieg.
Besonders in Erinnerung bleibt den DSC-Fans vermutlich das Heimspiel gegen Blau-Weiß Zschachwitz. Bereits nach 22 Minuten führen die Schwarz-Roten mit 4:0 und das ist auch der Pausenstand. Doch die Kabinenansprache der Zschachwitzer muss inspirierend gewesen sein während sich die Sportclub-Buben immer mehr der Nervosität hingaben. Drei Minuten vor Spielende fällt dann der 4:3-Anschlusstreffer und in der Schlussminute rettet Sascha Hoffmann den Ball auf der Torlinie. Egal, Spiel gewonnen! Danach ist zumindest die Stadtpokal-Geschichte für den DSC beendet. Im Viertelfinale unterliegt man dem unterklassigen SV Eintracht Dobritz mit 1:2.
Ein äußerst spannendes Spiel gibt es dann wieder im Steyer-Stadion gegen Helios 24 Dresden. 58 Minuten lang passiert gar nichts, aber dann: 0:1 Helios, 1:1 Nico Opitz, 1:2 Helios, 2:2 Christian Heinrich. Dann fliegt noch ein Helios-Akteur vom Platz und es laufen die letzten Sekunden des Spiels. 124 Zuschauer sehen ein Handspiel eines Helios-Spielers an der eigenen Strafraumgrenze, der Schiedsrichter aber nicht. Erst beim nächsten Einwurf auf der anderen Spielfeldseite entscheidet er auf Hinweis seines Assistenten doch noch auf Freistoß für den DSC. Alexander Preißiger zirkelt diesen mit einem tollen Schuss ins Angel zum 3:2-Erfolg.
In der Winterpause werden die Friedrichstädter bei der Hallenstadtmeisterschaft nach einer knappen Final-Niederlage gegen Striesen Zweiter (Torschützenkönig Alexander Preißiger). Dafür gewinnt man erneut das Dresdner Hallenmasters vom ESV Dresden, diesmal im Finale nach Neunmeterschießen gegen die SpVgg Dresden-Löbtau. Ein weiteres kleines Highlight ist ein internationales Testspiel gegen den schweizerischen Drittligisten FC Blau-Weiß Oberburg, das der DSC mit Stürmer André Csobot im Tor mit 6:3 gewinnt. Initiator dafür ist der ehemalige DSC-Aktive und -Trainer Michael Damm, der sein neues Domizil in der Schweiz gefunden hatte.
Die Rückrunde beginnt mit einem 5:2-Erfolg über Rotation und die Sächsische Zeitung titelt „Mit 40 ist noch lange nicht Schluss“ und berichtet über den DSC-Abteilungsleiter und Rechtsverteidiger Marcus Zillich, der zum Umbau im Sommer wie folgt Stellung nahm: „Dieser Schnitt war nötig, wir sind wieder eine Mannschaft – ohne ständige Querelen.“ Die Leistung von Trainer Boris Lucic schätzt er als „phänomenal“ ein. Auf dem Trainerposten hat Boris Lucic bereits in der Vorsaison verstärkt den Ton angegeben während Mit-Trainer Jens Flügel auch arbeitsbedingt weniger Zeit findet und Stück für Stück ins zweite Glied rückt.
Neben dem Spielfeld kehrt Stefan Steglich zurück. Der viele Jahre für den Verein aktive Spieler kommt mit 29 Jahren nach verletzungsbedingtem Karriereende (Hüfte) am 1. Mai 2012 als Sportdirektor zurück und unterstützt den DSC fortan in dieser verantwortlichen Funktion.
Der erste Teil der Rückrunde verläuft durchwachsen. Beim 3:3 in Radeberg tritt der DSC mit den A-Jugendlichen Olaf Sieradzki, Julius Wetzel und Sascha Hoffmann in der Startelf an, Vincent Hupka wird noch eingewechselt, verspielt aber eine 3:0-Pausenführung noch und spielt am Ende 3:3. Dann stehen aber direkt nacheinander die zwei Top-Spiele gegen Dynamo III und Zschachwitz an. Gegen Dynamo heißt es am Ende 2:3, gegen Zschachwitz kann der Dreier aber eingesackt werden. In einem unglaublich spannenden Spiel im Dresdner Osten erzielt André Csobot trotz Unterzahl (rote Karte für Nico Opitz) in der 90. Minute das entscheidende 2:1 und sorgt für einen ungeheuer lauten Torjubel der vielen DSC-Fans unter den 184 Zuschauern. Der DSC schiebt sich so an Zschachwitz vorbei und schließt nach Punkten auf Spitzenreiter Dynamo III auf. Apropos Zschachwitz: der FV Blau-Weiß verkündet frühzeitig den Verzicht auf das eigene Aufstiegsrecht im Falle der Fälle. Es wird daher zum Zweikampf zwischen dem DSC und Dynamo, wobei auch bei der SGD immer wieder von einem Verzicht gemunkelt wird.
Nun wird der Saisonendspurt äußerst spannend. Einem 1:1 folgt ein 3:2-Erfolg bei Helios. Wie im Hinspiel wieder nix für schwache Nerven, Alexander Preißiger sorgt wie im Hinspiel kurz vor Ultimo (88. Minute) für das 3:2 und den Dreier. Durch den Heimrechttausch im Hinspiel mit Helios und Cossebaude muss der Sportclub die letzten drei Saisonspiele jeweils auswärts ran und Dynamo III noch einholen. Der DSC gewinnt dann klar bei Löbtau und es kommt zum Fernduell am letzten Spieltag.
Der DSC spielt in Cossebaude, Dynamo III bei Zschachwitz. Und die Zschachwitzer liefern mit einem 5:1-Sieg über Dynamo die perfekte Vorlage für den Sportclub. Der bietet zeitgleich am westlichen Ende Dresdens aber besten Sommerfußball und so sehen 100 Zuschauer eine erste Halbzeit ohne wirkliche Torchance. Kurz nach der Habzeitpause dann aber der Dosenöffner durch den eingewechselten Niko Kuon, der die Führung für die Männer aus dem Ostragehege besorgt. Weitere Chancen bleiben ungenutzt und dann schafft Cossebaude 12 Minuten vor Spielende den Ausgleich. Und dabei bleibt’s. Enttäuschte und weinende Gesichter beim DSC, während Dynamo-Coach Schinke seinen Jungs mitteilt, dass der Vorstand das Aufstiegsrecht wahrnehmen möchte.
Der DSC lässt so die große Aufstiegschance liegen und verbleibt in der Stadtoberliga. Und das als bestes Auswärtsteam der Liga – man holt auswärts vier Punkte mehr als zu Hause. Selbst das Torverhältnis ist auswärts besser. Ein Punkt fehlt aber auf Dynamo III. Durchschnittlich 178 Zuschauer verfolgen die DSC-Spiele in der Friedrichstadt.
Doch vier Tage später heißt es dann plötzlich Kommando zurück: Dynamo teilt dem Stadtverband Fußball Dresden doch noch seinen Aufstiegsverzicht mit, so dass der DSC am Mittwoch, den 20. Juni 2012 als Aufsteiger in die Bezirksliga ausgerufen wird. Diese Info kommt passend einen Tag vor der Saisonabschluss-Feier des DSC rein, so dass diese zur nachträglichen Aufstiegsfeier wird.
Die 2. Männermannschaft landet unter Trainer Bernd Thiem auf Tabellenplatz 9 der Stadtliga B. Die A- und D-Junioren holen den Stadtpokal-Titel ins Ostragehege.