Im Gespräch mit dem Staffelleiter der Landesklasse Ost: Gerald Socha
06.12.2020
06.12.2020
Die Landesklasse Ost im Männer-Bereich pausiert ebenso wie der gesamte Amateurfußball. Zur erneuten Zwangspause unterhielt sich das Online-Team des DSC mit dem Staffelleiter der Landesklasse Ost, Sportfreund Gerald Socha. Der engagierte Ehrenamtler ist seit Jahren Staffelleiter, aber auch zuvor schon als Fußballer, Schiedsrichter und Funktionär aktiv. Wir sprechen mit Gerald Socha über sein Engagement, die Tätigkeiten eines Staffelleiters und natürlich auch wie es mit der unterbrochenen Saison weitergehen kann.
DSC-Online-Team: Hallo Herr Socha, bitte stellen Sie sich doch zunächst einmal ganz kurz vor.
Gerald Socha: Ich bin Jahrgang 1962, verheiratet, habe eine Tochter, zwei Enkel – der „Große“ spielt bereits Fußball bei den E-Junioren, ich wohne in Pirna und bin seit 25 Jahren im Garten- und Landschaftsbau tätig.
DSC-Online-Team: Ich darf verraten, dass Fußball ein wichtiger Bestandteil Ihres Lebens ist. Sie waren aktiv als Schiedsrichter, Schiedsrichterbeobachter, Schiedsrichterobmann und auch engagiert im Sportverein als Übungsleiter, Platzwart und Geschäftsführer. Inzwischen begleiten Sie auch in den Fußballverbänden diverse Ämter. Haben wir das so alles richtig aufgezählt oder was haben wir noch vergessen? Und was ist Ihr Heimatverein in der Region, dem Sie ganz besonders die Daumen drücken?
Gerald Socha: Sie haben gut recherchiert. Ich war und bin noch in vielen Bereichen aktiv. Anfangs beschränkten sich meine Tätigkeiten noch auf meinen Heimatverein 1. FC Pirna. Älteren Sportfreunden ist der Verein vielleicht auch unter den Namen KW Pirna beziehungsweise SV Pirna-Süd bekannt, dem ich seit mittlerweile 42 Jahren die Treue halte. Im Laufe der Zeit wurden dann auch übergeordnete Verbände auf meine Vereinsarbeit aufmerksam. Und so kam es, dass ich heute als Staffelleiter der Kreisoberliga Sächsische Schweiz/Osterzgebirge und der Landesklasse Ost, sowie als Verantwortlicher für die sächsischen Hallenlandesmeisterschaften fast nur noch auf Verbandsebene tätig bin.
DSC-Online-Team: Haben Sie auch selbst aktiv Fußball gespielt?
Gerald Socha: Ja natürlich, was für eine Frage. Begonnen habe ich als Achtjähriger bei der SG Falkensee-Finkenkrug im heutigen Bundesland Brandenburg. 1978 dann der Wohnortwechsel nach Pirna. Hier spielte ich noch einige Jahre im Junioren- und Herrenbereich meines jetzigen Vereines, allerdings nur auf Kreisniveau. Als ich merkte, dass es leistungsmäßig nicht weiter nach oben ging, wechselte ich die Seiten und machte die Schiedsrichterprüfung. Altersbedingt konnte ich jedoch damals nur noch bis in die Bezirksklasse aufsteigen. Also die Spielklasse, die ich heute auch als Staffelleiter betreue.
DSC-Online-Team: Wie kam es zu diesem beeindruckenden Werdegang in der Fußballwelt? Wie lässt sich diese Liebe zum runden Leder erklären?
Gerald Socha: Ich stamme aus einem sehr sportbegeisterten Elternhaus. Meine Mutter war selbst aktive Handballerin, mein Vater hatte sich der Leichtathletik verschrieben. Zu Hause wurde nicht nur über Sport gesprochen, man war regelrecht ‚sportverrückt‘. Da war natürlich schnell klar, dass ich ebenfalls einen sportlichen Weg einschlagen werde. Dass es dann der Fußball wurde, habe ich einem Kumpel zu verdanken, der mich einfach mal zum Training mitnahm.
Dazu noch eine kleine Episode: Unmittelbar nach meiner Jugendweiheehrung in der Sporthalle meiner damaligen Schule ging es nicht wieder nach Hause, wo die ahnungslosen Gäste mit den Geschenken warteten, sondern ohne dass auch ich etwas davon wusste, im Trabi von Falkensee nach Dresden (240 km) zum Pokalspiel Dynamo gegen Zwickau. Ein schöneres Jugendweihegeschenk konnte man mir nicht machen.
DSC-Online-Team: Als Staffelleiter der Landesklasse Ost und zugleich auch der Kreisoberliga Sächsische Schweiz/Osterzgebirge sind Sie sehr engagiert für den Fußballsport. Wie kommt man zu diesen Ämtern?
Gerald Socha: Auch wenn es jetzt wie eine Phrase klingt: durch jahrelange gewissenhafte und ehrliche Arbeit. Man fängt ganz unten an, durchläuft möglichst viele Alters- und Leistungsklassen. Für meine jetzigen Funktionen braucht man viel Erfahrung. Meine vorangegangenen Tätigkeiten im Verein halfen mir dabei enorm.
DSC-Online-Team: Was sind die typischen Aufgaben eines Staffelleiters?
Gerald Socha: Die Aufgaben und Abläufe der Staffelleitertätigkeit beruhen auf einem Jahr für Jahr wiederkehrenden Prozedere. Gemeinsam mit den Mitgliedern des jeweiligen Spielausschusses wird erst einmal die Terminplanung für das gesamte Spieljahr erstellt, an die Pläne höherer Ligen angepasst und anschließend in einem Rahmenterminplan zusammengefasst. Wenn dies geschehen ist, erfolgt wiederum gemeinsam die Ausarbeitung der Auf- und Abstiegsregularien, bevor für jede Staffel unter Berücksichtigung der Platzkapazitäten und Sonderwünsche der Vereine eine Feinabstimmung der Ansetzungstage und -zeiten erfolgt. Während der laufenden Spielsaison liegt der Fokus auf der Auswertung und Verwaltung aller Spieldaten. Hier steht uns ja seit einigen Jahren das DFBnet [Anmerkung der Redaktion: onlinebasiertes IT-System zur Verwaltung des deutschen Fußballsports] als ausgezeichnetes Hilfsmittel zur Verfügung.
Wenn es die Zeit erlaubt, schaue ich mir hin und wieder Spiele vor Ort an und komme dabei auch gern mit Vereinsvertretern und auch Schiedsrichtern ins Gespräch. Einige kenne ich ja noch aus meiner aktiven Schiedsrichterzeit. Den Kontakt zu Aktiven, Betreuern und Vereinsfunktionären zu halten, zählt meines Erachtens mit zu den wichtigsten Aufgaben eines Staffelleiters. Ich muss an dieser Stelle gestehen, dass ich beim DSC das letzte Mal in meiner Zeit als Schiedsrichterbeobachter auf der Tribüne gesessen haben. Das ist leider schon eine Weile her. Ich hoffe aber, dass ich das noch in diesem Spieljahr ändern kann.
Eine der schönsten Aufgaben des Staffelleiters ergibt sich allerdings immer erst am Ende eines Spieljahres: die Ehrungen der Staffelsieger, Torschützenkönige und Fairplay-Sieger. Es ist doch immer wieder etwas Besonderes in die freudestrahlenden und stolzen Gesichter der Spieler und Betreuer zu schauen. Und wer glaubt, dass ein Staffelleiter anschließend auch erst einmal Sommerpause hat, der irrt. Zu dem Zeitpunkt steckt er bereits wieder voll in der Vorbereitung der nächsten Spielsaison.
DSC-Online-Team: Als Staffelleiter verfolgen Sie die Landesklasse Ost sicher sehr intensiv. Was hat Sie im bisherigen Saisonverlauf überrascht?
Gerald Socha: Nun, wir haben noch nicht einmal ein Viertel der Spiele absolviert. Da kann man noch nicht von Überraschungen sprechen. Der gute Start von Sebnitz und Oderwitz hat mich aber dennoch beeindruckt. Hatten beide Teams im Vorjahr doch etwas zu kämpfen. Im Gegensatz dazu: Königswartha. Die Mannschaft hat bis jetzt überhaupt noch kein Bein auf den Platz bekommen.
DSC-Online-Team: Abgesehen von der Corona-Pandemie – was waren bisher Ihre größten Herausforderungen als Staffelleiter?
Gerald Socha: Jede neue Saison als Ganzes ist auch eine neue Herausforderung. Wenn man denkt, es läuft, kommen plötzlich aus irgendeiner Ecke Probleme auf einen zu. Es bei der Lösung allen recht zu machen und dabei stets den Grundsatz der Gleichbehandlung aller einzuhalten, das ist schon oftmals eine riesige Herausforderung.
DSC-Online-Team: Nun durchleben wir ein außergewöhnliches Fußballjahr mit einem vorzeitigen Saison-Abbruch und nun mit einer erneuten Saison-Unterbrechung. Wie durchleben Sie diese Zeit und schätzen die aktuelle Lage ein?
Gerald Socha: Diese Ruhe um den Amateurfußball ist schon sehr unheimlich. Keine Spielergebnisse, keine Anrufe oder E-Mails der Vereine. Da muss man schon aufpassen, dass man beim Neustart noch alle Namen richtig zuordnen kann. Die Einschränkungen kommen aus meiner Sicht zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt. Mit den bevorstehenden Festtagen werden die Corona-Infektionen vermutlich nochmals ansteigen. Dass dies eine oder weitere nochmalige Verlängerungen bzw. Verschärfungen des Lockdowns bedeutet, dürfte wohl jedem klar sein. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt können wir überhaupt froh sein, wenn wir bis zum 30.06. noch eine komplette Meisterschaftshalbserie hinbekommen. Alles andere wäre in Anbetracht der jetzigen Zahlen und daraus resultierenden Maßnahmen unrealistisch.
DSC-Online-Team: Der Sächsische Fußball-Verband hat angedeutet, dass die Regularien eine verkürzte Saison zulassen. Wie sehen Sie das? Ist eine Komplettdurchführung überhaupt noch denkbar? Oder welche Alternativmodelle stehen zur Debatte?
Gerald Socha: Der Sächsische Fußball-Verband hat dies nicht nur angedeutet, sondern hat nach gründlicher Aufarbeitung der Geschehnisse des letzten Spieljahres entsprechende Regularien in seine Spielordnung aufgenommen! Dies geschah bereits vor Beginn des laufenden Spieljahres. Somit wurde Rechtssicherheit geschaffen und jeder Verein kann sich ausrechnen wie im eingetretenen Fall entschieden wird.
Wie bei Bedarf zu verfahren ist, wissen wir also nun. Aber nicht ob und wann. Dies hängt allein vom künftigen Pandemieverlauf und den daraus resultierenden Beschlüssen der Entscheidungskette ‚Bund – Länder – Kommune‘ ab. Erst ganz am Ende dieser Kette befinden sich die Fußball-Verbände. Das muss jedem klar sein. Es macht also zur Zeit wenig Sinn, auf Drängen einiger weniger uneinsichtiger Vereinsvertreter Pläne für einen Neustart auszuarbeiten, um sie dann nach vier oder fünf Tagen wieder einstampfen zu müssen.
DSC-Online-Team: Welche Gremien entscheiden über den weiteren Ablauf? Und wann könnte es aus Ihrer Sicht frühestens weitergehen, wenn die pandemischen Entwicklungen und die politischen Entscheidungen es wieder zulassen?
Gerald Socha: Sobald die von mir genannte Entscheidungskette wieder grünes Licht für die Öffnung der Sportstätten und Durchführung von Fußballspielen gibt, egal ob mit oder ohne Zuschauer, wird der Spielausschuss dem Präsidium des Sächsischen Fußball-Verbandes einen aktuell angepassten Rahmenterminplan zur Bestätigung vorlegen. Dem Pokal als Qualifikation für einen DFB-Wettbewerb, in dem der DSC ja noch erfolgreich vertreten ist, wird hierbei oberste Priorität gewährt.
Ebenfalls ist vorgesehen, allen Mannschaften vor dem ersten Spiel eine kurze Vorbereitungszeit einzuräumen. Wie kurz diese sein wird, darüber wird noch zu entscheiden sein. Wieviel Spiele dann noch im Meisterschaftswettbewerb bis zum 30. Juni ausgetragen werden können, wird sich zeigen. Leider gibt es keine Garantie, dass wir auch bei einer Wiederaufnahme des Spielbetriebes von weiteren krankheitsbedingten Spielausfällen oder gar Unterbrechungen verschont bleiben. Schlimmstenfalls droht sogar wieder ein vorzeitiger Abbruch. Dies sollten wir uns immer vor Augen halten. Hoffen wir, dass es nicht dazu kommt.
DSC-Online-Team: Wir bedanken uns für das Interview und die spannenden Einblicke in Ihre Arbeit. Möchten Sie zum Schluss noch etwas loswerden?
Gerald Socha: Ja sicher! Natürlich gilt mein Dank erst einmal den Verantwortlichen des DSC für diese nicht alltägliche Präsentationsmöglichkeit. Ich hoffe, dass ich Ihnen damit einen kleinen Einblick in eine interessante und abwechslungsreiche Tätigkeit ‚hinter den Kulissen‘ sowie zum derzeitigen Stand des Geschehens rund um die Landesklasse Ost geben konnte.
Ich wünsche Ihnen trotz aller Einschränkungen und Verzicht eine schöne und besinnliche Weihnachtszeit im Kreise Ihrer Lieben. Tun Sie alles, damit Sie gesund bleiben!
[EE]