Im Gespräch mit Julian Hesse (DSC-Schiedsrichter-Talent)
19.06.2025
19.06.2025
Julian Hesse (2. von rechts) mit (von links nach rechts): Lutz Wagner (ehemaliger Bundesliga-Schiedsrichter), Nils Großmann (DSC-Schiedsrichter) und Wolfgang Haslberger (aktueller 2. Liga-Schiedsrichter)
Seit über zwei Jahren ist Julian Hesse, der zudem in der C2-Jugend des DSC spielt, als Schiedsrichter für die 98er unterwegs. Die zweite Saison in Folge gehört er der Kadergruppe des Stadtverbandes Fußball Dresden an. Das bedeutet, dass er als Schiedsrichter-Talent besonders gefördert wird. Wir sprachen mit dem 14-Jährigen über sein Hobby und die mögliche Zukunftsperspektive.
Hallo Julian, bitte stell dich doch erst einmal kurz vor.
Ich bin Julian Hesse, vor ein paar Tagen 14 Jahre alt geworden, Schiedsrichter für den Dresdner Sportclub und spiele selbst aktuell in der C2-Jugend beim DSC. Ich bin im Verein seit 2021 und Schiedsrichter seit 2023.
Wie bist du zum Fußball und zum DSC gekommen?
Ich spiele seit dem 6. Lebensjahr Fußball und hatte schon immer viel Lust auf Fußball. Zu Beginn habe ich beim SV Pesterwitz gespielt, hatte das Angebot zum Probetraining zum DSC zu kommen und bin danach ins Ostragehege gewechselt. Die Trainingseinheiten hatten mir damals viel Freude bereitet und ich wollte mich fußballerisch weiterentwickeln, so dass ich nicht lange gezögert habe.
Wann und warum hast du dich entschieden, auch als Schiedsrichter aktiv zu sein? Wie war die Schiedsrichter-Ausbildung?
Ich habe den Schiedsrichter-Lehrgang im Frühjahr 2023 erfolgreich absolviert. Der Lehrgang war auf 2 Wochen aufgeteilt. Zusätzlich hatten wir ein Portal zur Verfügung gestellt bekommen, welches uns mit auf die Prüfung vorbereitet hatte. Die Prüfung bestand aus Regelfragen zum Ankreuzen und schriftlichen offenen Fragen. Anschließend gab es einen sportlichen Test = Lauftest.
Ich habe mich dazu entschieden Schiedsrichter zu werden, weil ich schon immer wissen wollte, wie es sich anfühlt, Schiedsrichter zu sein und die Rolle vom Fußballer zum Schiedsrichter zu wechseln. Zugleich mag ich es grundsätzlich, wenn es gerecht zugeht! Und das ist auch eine Hauptaufgabe des Schiedsrichters.
Worauf liegt dein Hauptaugenmerk derzeit? Spielst du noch selber oder widmest du dich ganz dem „Pfeifen“?
Ich spiele selbst noch in der C2-Jugend und möchte unbedingt die kommende Saison in der C1 aktiv spielen. Danach wird, aktuell gesprochen, der Fokus wohl mehr auf dem Pfeifen liegen. Ich gebe zu, ich brenne für beides, aber das ‚Schiedsen‘ hat 1% mehr auf dem Radar. *lacht*
Du gehörst seit fast zwei Jahren der Kadergruppe des Stadtverbandes an. Was sind die Vorteile der Kadergruppe und hast du damit auch besondere Aufgaben?
Die Kadergruppe besteht aus jungen Schiedsrichtern, die durch erfahrene und ehemalige Schiedsrichter gefördert werden. Dadurch lernen wir sehr viel dazu und können uns durch das Coaching weiterentwickeln. Einige Schiedsrichter, darunter auch Nils (Großmann) und ich, haben sehr erfahrende Coaches, mit denen wir unter der Woche häufig in Kontakt stehen. Eine Aufgabe ist es u. a., dass wir pro Halbserie mindestens ein Spiel von uns filmen und es anschließend mit unseren Coaches auswerten. Meine Spiele selbst werden häufig gefilmt und danach detailliert ausgewertet.
Ein weiterer Vorteil, der zugleich ein Teil der Arbeit ist, ist die Teilnahme an Kadergruppen-Veranstaltungen und Coaching-Maßnahmen. Die Lehrgänge und Maßnahmen ermöglichen uns großartige Momente, wie zum Beispiel Spielbeobachtungen und anschließende Auswertungen mit den Schiedsrichtern bei und von den Spielen der Profimannschaften, u. a. der SG Dynamo Dresden.
In welcher Liga darfst du derzeit pfeifen und hast du Pläne, wohin deine Wege im Idealfall führen sollen?
Ich pfeife seit der Rückrunde in dieser Saison im Herren-Bereich bzw. der Stadtliga A von Dresden. Mein Ziel ist es, in die nächsthöhere Spielklasse aufzusteigen und für die Zukunft im Land zu pfeifen sowie dann höher in den kommenden Jahren.
Gibt es Schiedsrichter, die für dich Vorbilder sind?
Vorbilder sind für mich generell alle Schiedsrichter aus dem Profibereich. Schiedsrichter, wie Richard Hempel oder Michael Nähter, die aus Sachsen kommen, sind natürlich auch sehr große Vorbilder.
Wie bereitest du dich auf ein Spiel vor?
Die Vorbereitung beginnt für mich mit der Ansetzung für ein Spiel. Ich schaue, ob ich für das Spiel Assistenten habe und wie die Tabellensituation ist. Anschließend informiere ich meinen Coach über meine Ansetzung. Spätestens drei Tage vor dem Spiel informiere ich meine Assistenten mit den Details und schaue auf die Ergebnisse der letzten Spiele der Mannschaften. Ich schaue außerdem, ob es Auffälligkeiten in den letzten Spielen gab.
Generell gehe ich natürlich das Regelwerk nochmals durch und schaue immer, ob es Neuerungen gibt. An vielen Weiterbildungsmaßnahmen dazu nehmen wir auch teil. Gleichwohl halte ich mich fit, achte auf meine Ernährung, aber bissel was Süßes muss schon sein [*lacht*]. Und ich schaue, dass ich ausgeschlafen zu den Spielen komme. Wichtig ist mir, dass ich körperlich absolut fit bin sowie alle Regeln und Notwendigkeiten auf dem Radar habe.
Wieviel Zeit investierst du pro Woche für das Hobby als Schiedsrichter?
Eine genaue Zeitangabe kann ich nicht nennen, aber abgesehen von den Einsätzen am Wochenende, wo pro Spiel 5 Stunden gesamt investiert werden, gehe ich nochmal zusätzlich von 2-4 Stunden pro Woche aus, an denen ich mit meinem Coach im Austausch bin. Im Übrigen bin ich super stolz, einen Coach zu haben und er ist ein toller Fachmann und Mensch.
Was waren deine bisherigen Highlights in deiner eigenen fußballerischen Laufbahn sowie als Schiedsrichter?
Für mich war das Stadtpokalfinale der C-Jugend letzte Saison ein Highlight, wo ich bei Nils, der das Spiel gepfiffen hat, Assistent war. Außerdem war diese Saison mein erstes Herrenspiel mit eigenen Assistenten ein weiteres Highlight, wo wiederum Nils einer meiner beiden Assistenten war.
Was würdest du jungen und auch älteren Menschen raten, die überlegen Schiedsrichter zu werden? Was ist für dich das Tolle daran, Schiedsrichter zu sein?
Wichtig ist erst einmal, absolut Lust darauf zu haben. Fußball ist ein toller Sport und als Schiedsrichter kann man auch daran teilnehmen und ganz aktiv seinen Beitrag zum Spiel leisten.
Vielen Dank für das Interview! Möchtest du zum Abschluss noch etwas loswerden?
Ich möchte Danke sagen. Dass Ihr uns nach einem Interview fragt, hätten wir nicht gedacht.
Na, aber immer gerne!
[DH]