70 Jahre SC Einheit Dresden
29.11.2024
29.11.2024
Vor 70 Jahren wurde der SC Einheit Dresden am 21. November 1954 in Adams Gasthof in Moritzburg gegründet. Zum ersten Clubvorsitzenden wurde Hans Wodny berufen. Stellvertretender Clubvorsitzender wurde Werner Fritzsche. Heimstätte war zunächst das Rudolf-Harbig-Stadion, ehe man zum 1. Januar 1957 in das Heinz-Steyer-Stadion wechselte. Als Clubfarben wurden Rot-Weiß bestimmt. Die DS-Oberliga-Fußballer des neuen Clubs, die bisherige 1. Mannschaft der BSG Rotation Dresden, bestritten ihr Auswärtsspiel beim ZSK Vorwärts Berlin an diesem Tag bereits in Trikots mit der Aufschrift SC Einheit Dresden. Es endete mit einer 3:1-Niederlage.
Zunächst sollten nur die zwölf besten Fußballspieler der BSG Rotation Dresden in den SC Einheit Dresden übernommen werden, keine Reservisten und keine Nachwuchsabteilung. Ein Protest und offener Widerstand dieser zwölf Spieler führten letztendlich dazu, dass im Dezember 1954 schließlich doch die komplette 1. und 2. Mannschaft sowie die besten Nachwuchsspieler der BSG Rotation Dresden in den SC Einheit Dresden übernommen werden.
Natürlich könnte man die SCE-Gründung, nur neun Jahre nach dem DSC-Verbot, heute mit traditioneller Brille so erklären, dass man in Dresden endlich zu der Erkenntnis kam, dass es im Sinne der sportlichen Entwicklung endlich wieder einen großen leistungsorientierten Sportclub für alle wichtigen Sportarten geben müsse. Das stimmte zwar natürlich, doch die Gründung der Sportclubs war ein landesweites Ergebnis der DDR-Sportpolitik. So war der SC Einheit Dresden dann auch bis zum 18. Februar 1963 neben dem SC Einheit Berlin einer von zwei zentralen Sportclubs der Sportvereinigung Einheit in der DDR. Anschließend wurde der SC Einheit Dresden zentraler Sportclub des Bezirks Dresden.
Die SED-Medien stellten auch schnell klar, dass der Sportclub Einheit mit dem alten Dresdner Sport-Club nichts zu tun habe. Nach dem Anti-DSC-Schauprozess 1958 erschien in der Freien Presse sogar ein Artikel mit der Überschrift „SC Einheit Dresden ist nicht der DSC“. Der stellvertretende SCE-Vorsitzende Werner Fritzsche stellte hier klar, dass es notwendig sei, noch einmal nachdrücklich darauf hinzuweisen, dass der SC Einheit nichts mit dem DSC gemeinsam hat. „Bei Starts unserer Sportler in Westdeutschland mußten wir feststellen, daß in Publikationen der SC Einheit Dresden als Nachfolger des DSC bezeichnet wird und er dessen Tradition weiterführt. Diese irrige Meinung wurde an Ort und Stelle richtiggestellt.“
Der Höhepunkt der SCE-Fußballgeschichte: Durch ein 2:1 nach Verlängerung gegen den SC Lokomotive Leipzig wurde der SC Einheit am 14. Dezember 1958 im Cottbuser Max-Reimann-Stadion FDGB-Pokalsieger. Die Sächsische Zeitung berichtete vom bisher „dramatischsten, schönsten und mitreißendsten Pokalendspiel der DDR“.
Nur dreieinhalb Jahre nach dem Abstieg aus der DDR-Oberliga 1962 musste sich die Sektion Fußball des SC Einheit Dresden mit ihren 16 Fußballmannschaften am 6. Januar 1966 als Fußball-Spielvereinigung Lokomotive (FSV Lok) Dresden selbstständig machen. Zwei Jahre später erklärte der DTSB-Bezirksvorstand auf Anordnung der SED-Bezirksleitung Dresden die SG Dynamo Dresden am 28. Juli 1968 zum Fußball-Leistungszentrum des Bezirkes Dresden, womit die FSV Lok endgültig auf das Abstellgleis geschoben wurde.
Als zentraler Sportclub des Bezirks Dresden war der SC Einheit Dresden ein Staatsbetrieb, der drittgrößte im DDR-Sport. Der Unterhalt kostete die Staatskasse jährlich 6,5 Millionen DDR-Mark. Zum 31. Dezember 1986 trainierten 716 Leistungssportler in elf Sektionen beim SC Einheit Dresden. Nur beim SC Dynamo Berlin (1.082), beim TSC Berlin (798) und beim SC DHfK Leipzig (766) waren mehr Athleten in einem DDR-Sportclub aktiv. Zum 1. Januar 1989 beschäftigte der SC Einheit Dresden unglaubliche 256,5 Vollzeitpersonal-Planstellen.
Nachdem man die beliebte Sportart Eishockey bereits 1970 aus dem SCE warf, verschwanden zum Schluss auch die letzten beiden Wintersportarten: Die Sektionen Eiskunstlauf und Eisschnellauf des SC Einheit wurden infolge eines DTSB-Beschlusses am 28. Oktober 1989 als ESC Dresden ausgegliedert.
Nach der politischen Wende erfolgte am 31. März 1990 schließlich die Neugründung des DSC zunächst als Interessengemeinschaft. Die DSC-Fahne und die Vereinsfarben Schwarz-Mohnrot erlebten nun ihr schon nicht mehr für möglich gehaltenes Comeback. Der Clubvorstand des SC Einheit Dresden beschloss in seiner Vorstandssitzung am 19. April 1990 letztlich die Umwandlung in einen Verein und die Umbenennung des SCE in Dresdner SC 1898 durch Annahme einer entsprechenden Vereinssatzung. Günter Mauckisch als letzter Clubvorsitzender des SC Einheit wurde durch die Umbenennung automatisch auch erster Vorstandsvorsitzender des DSC.
Die FSV Lokomotive Dresden als verlorenes Kind trat mit all ihren 21 Fußballmannschaften dem Dresdner SC 1898 am 7. Juni 1990 wieder als Abteilung Fußball bei. Lothar Müller, treibende Kraft der DSC-Neugründung, wurde erster Fußball-Abteilungsleiter. Am gleichen Tag erhielt der Dresdner SC 1898 mit der Eintragung in das Vereinsregister das Kürzel e. V. Der SC Einheit Dresden lebt weiter in seinem Rechtsnachfolger Dresdner SC 1898.