Die fußballfreie Zeit möchten wir auch dafür nutzen, auf die DSC-Geschichte seit der politischen Wende 1990 zurückzublicken. Wir starten damit heute eine Serie von 1990 bis zum Jahr 2020. Seid gespannt auf die einzelnen Teile! Für die Interessierten gibt es einen guten Überblick über die letzten drei Jahrzehnte Sportclub-Fußball. Für die Experten gibt es hoffentlich auch das eine oder andere spannende Detail zu rekapitulieren oder lernen. Wir starten heute mit den ersten drei Saisons ab 1990.
Politische Wende, Wiedergründung & Saison 1990/91
Die friedliche Revolution und der damit angestoßene Prozess zum Mauerfall und der Wiedervereinigung Deutschlands in den Jahren 1989 sowie 1990 sorgten auch im Sport für große Veränderungen. Mit der politischen Wende erfolgte am 31. März 1990 die Umbenennung des SC Einheit Dresden in „Dresdner Sportclub 1898“. Die DSC-Fahne als Wappen und die Vereinsfarben Schwarz-Rot erlebten dabei ihr schon nicht mehr für möglich gehaltenes Comeback. Am 1. Juli 1990 trat die FSV Lok Dresden dem Dresdner SC 1898 als Fußballabteilung bei.
Vor Beginn der Saison 1990/91 wurde vom Deutschen Fußball-Verband (DFV), dem Fußballverband der DDR, die Eingliederung der DDR-Fußballmannschaften in den DFB-Spielbetrieb beschlossen. Der DFV löste sich schließlich am 21. November 1990 auf. Der DSC nahm im Spieljahr 1990/91 an der Bezirksliga Dresden teil, der vierten Spielklasse in den noch nicht vereinigten Fußballligen. Im Sommer 1991 wurden die ‚alten‘ Bezirksligen dann endgültig abgeschafft, schließlich lösten sich im Oktober 1990 auch die DDR-Bezirke zugunsten der neuen Bundesländer auf.
In Sachsen sollte es aber auch ab 1991/92 mit sogenannten Bezirksligen unterhalb der Landesliga weitergehen. Aber ohne den DSC, denn der Sportclub schaffte als Bezirksliga-Meister auf Anhieb den Aufstieg in die sächsische Landesliga. Mit 53:7 Punkten, also 23 Siegen bei 7 Unentschieden, wurde der DSC mit 17 Punkten Vorsprung vor Pentacon Dresden (im Saisonverlauf Umbenennung in FV Dresden 06 Laubegast) souverän Meister. Auch das Torverhältnis von 101:23 spricht Bände. Im Bezirkspokal Dresden ging es bis ins Halbfinale.
Im Übrigen: Im Jahr 1991 schlossen sich die Fußballerinnen des SV Motor TuR Dresden-Übigau (bis 1990 BSG Motor TuR Dresden-Übigau) dem DSC an. Die Damen holten 1991 die Meisterschaft in der sächsischen Landesliga und nahmen am DFB-Frauen-Pokal teil.
Saison 1991/92 (Landesliga Sachsen)
Die Teilnahme an der Landesliga 1991/92 entsprach der gesamtdeutschen 4. Liga. Unterhalb der beiden Bundesligen (2. Bundesliga mit 2 Staffeln) wurde in der Fußball-Oberliga Nordost (mit 3 Staffeln im Gebiet der neuen Bundesländer) gespielt – dem folgten dann die Landesligen. Und auch hier gelang dem Dresdner Sportclub als Aufsteiger die Meisterschaft und damit der nächste Aufstieg.
Im Programmheft zum ersten Ligaspiel hieß es von Abteilungsleiter Lothar Müller: „Es ist soweit, der Fußball rollt wieder im traditionsreichen Rasen im Ostragehege. … Wir wollen auch in der Landesliga das Niveau mitbestimmen und erfolgreich bestehen.“ Na, das hat ja wunderbar geklappt. Der FV Gröditz 1911 wurde mit 7:0 besiegt. Und so gings auch weiter. In 26 Spielen gabs unter Trainer Matthias Müller 23 Siege zu feiern, zweimal wurde Remis gespielt und nur ein Spiel ging verloren (0:1 bei Motor Grimma am vorletzten Spieltag). Mit 48:4 Punkten und einem Torverhältnis von +61 stand erneut ein satter Vorsprung vorm Tabellenzweiten, dem VfB Zittau (36:16 Punkte), zu Buche. In der Liga mit dabei übrigens unter anderem die Amateure von Dynamo Dresden, aber auch Namen wie Motor Thurm oder Tanne Thalheim.
Im Kader dieser Saison standen unter anderem die späteren DSC-Trainer Karsten Petersohn, Jens Wagner und Matthias Schulz. Letzterer sicherte sich die Landesliga-Torjägerkanone vor den Teamkameraden Dirk Losert und Marco Hölzel.
Saison 1992/93 (Amateuroberliga Nordost-Süd)
Die Saison ging mit zwei eingleisigen Bundesligen über die Bühne – die 2. Bundesliga agierte übrigens mit 24 Teams. Danach folgten zehn Oberliga-Staffeln. In der Staffel Nordost-Süd mit dabei der DSC nach zweimaligem Aufstieg. Dort erreichte der DSC in der Saison 1992/93 als Aufsteiger den neunten Platz. Sieben Siegen standen dabei zehn Niederlagen gegenüber. 15 Remis bedeuteten den Liga-Spitzenwert.
Durchschnittlich 414 Zuschauer (Zuschauerrang 12 von 17) sahen unter anderem Spiele gegen Sachsen Leipzig, Rot-Weiß Erfurt, den FSV Zwickau, Wismut/Erzgebirge Aue oder auch Funkwerk Kölleda.
Zudem qualifizierten sich die Schwarz-Roten für das Finale im Sächsischen Landespokal, welches aber beim FC Sachsen Leipzig mit 0:2 verloren ging. Nebenbei erwähnt: Das Spiel hatte einige Anekdoten zu bieten. Der Austragungsort des Finals wurde damals vorher ausgelost. Die damalige CFC-Sekretärin Jüngling zog als Ort ausgerechnet Leipzig. Trainer Matthias Müller sagte damals im Vorfeld: „Vielleicht protestieren wir. Wenigstens bissel neutral muss es zugehen. Jetzt wird der ganze Pokal abgewertet. Ein Unding!“ Zuvor hatten diverse andere Orte aus Angst vor Sachsen-Hools abgewunken. Auch mit dem späten Austragungstermin am 2. Juni haderten die Dresdner, die da schon im Urlaub sein wollten. Geplant war eigentlich ein Spiel am 20. Mai auf neutralem Platz. Es blieb dabei. Für 5,- DM plus 2,- DM Top-Zuschlag gab‘s ein Stehplatz-Ticket im Alfred-Kunze-Sportpark. Zwei Tore kurz vor Ende der Halbzeiten sicherten dem Heimteam den Titelgewinn und der DSC verpasste so den Einzug in den DFB-Pokal nur knapp. Die Dresdner Morgenpost titelte darauf am Folgetag: „0:2 – DSC darf nicht gegen die Bayern ran“.
Im Teil 2 unserer Serie geht’s dann demnächst weiter mit der DSC-Geschichte ab der Saison 1993/94.