Das Online-Team unterhielt sich mit Mathias vom DSC FanTV. Der Mann mit der Kamera gehört seit einiger Zeit zum festen Bild auf den Sportplätzen, auf denen der DSC spielt. Die Nachschau der Tore, der besten Spielszenen oder des gesamten Spieles gehört zum festen Ritual der DSC-Fans innerhalb der Wartezeit auf das kommende Pflichtspiel. Für die, die nicht dabei waren, bietet es die Chance, das Spiel noch einmal „live“ zu erleben. Im Interview nun viele aufschlussreiche Fakten über das DSC FanTV.
Online-Team: Zunächst einmal bitten wir dich um eine kurze Vorstellung! Und erzähle uns doch bitte wie du zum DSC gekommen bist?
Mathias: Ich bin 27 Jahre und in Dresden geboren. Hab über den zweiten Bildungsweg mein FH-Diplom gemacht und war bis vor kurzen dabei, an einer Doktorarbeit zu schreiben. Jetzt bin ich Software-Entwickler. Ja, wie bin ich zum Sportclub gekommen? Ich hab mich erst relativ spät in meinem Leben für Fußball interessiert. So richtig fing das glaube ich erst mit der 2006er WM an. Ich hab Fußball geschaut des Spieles wegen. Mir war fast immer egal, wer gewann und wer verlor. Natürlich hab ich mit der Zeit Feinbilder aufgebaut und Teams gefunden, denen ich gern beim Spielen zu geschaut hab. Allerdings war nie wirklich DER Verein dabei. Als ein Verein, der für mich gepasst hätte. Es fehlte einfach der persönliche Bezug. Im Herbst 2010 war es glaube ich, da hab ich dann von dem Überfall der Gestörten beim Post-Spiel gehört, die wohl eher der rechten Szene zugeordnet werden konnten, und dachte mir als guter Antifaschist, der ich bin, dass doch sowas nicht sein kann. Wieso greifen da ein paar Spinner das Spiel eines Siebtligisten an. Daraufhin bin ich eben zum Sportclub gekommen. Ich hab mich in die Atmosphäre verliebt, die ich bei so unterstufigem Fußball nie erwartet hätte. Das Mitfiebern, das Adrenalin wenn es läuft. Die Emotionen wenn es nicht läuft. Da bin ich eben da geblieben. Beim Meisterverein mit ellenlanger Historie. Inzwischen kick ich unbegabt in unserer Freizeitmannschaft umher und versuche mich auch neben dem FanTV in der Fanszene einzubringen.
Online-Team: Du bist Kameramann und Regisseur des DSC FanTV zugleich und berichtest von fast allen Spielen der 1. Männer des DSC. Vielleicht erklärst du noch einmal kurz, was das DSC FanTV eigentlich ist, wofür es gedacht ist und wo man es sehen kann!
Mathias: Das FanTV soll den Fans, insbesondere denen, die nicht zum Spiel kommen können, eine Chance geben das Spiele mitzuerleben oder noch Mal zu erleben. Dafür stelle ich verschiedene Videos zu den Spielen auf meinen youtube-Kanal online. Von jedem Spiel gibt es die Tore, die Highlights und die gesamte Partie. Manchmal gibt es auch Videos anderer Spiele online.
Online-Team: Wie bist du persönlich auf die Idee gekommen, die DSC-Spiele aufzunehmen und auszustrahlen?
Mathias: Ich war auf der Suche nach einem Hobby und hatte schon eine Weile vor, irgendwas mit Videos zu machen. Ich wollte ein bisschen mit einem Videoschnittprogramm rumspielen. Bei einem Spiel dachte ich mir, bring ich doch einfach das nächste Mal deine Kamer mit. Gesagt, getan, Wecker schoss das Tor.
Online-Team: Wie lange dauert es eigentlich, die Spiele im Nachgang zu bearbeiten, zu schneiden und die angesprochenen verschiedenen Sequenzen fertigzustellen?
Mathias: Es gibt drei Schritte. Zuerst mach ich die Grafiken für die Partie fertig. Da hab ich Vorlagen und setze die richtigen Namen und Daten ein. Die Grafiken werden dann in das Video für die gesamte Partie an die richtigen Stellen eingefügt. Im zweiten Schritt mach ich die Tor-Videos fertig. Das heißt die Szene, die zum Tor geführt hat, das Tor und der Jubel wird zurechtgeschnitten. Meist füge ich eine Zeitlupe ein, die zeigt wie das Tor entstanden ist. Bis dahin brauch ich je nach Anzahl der Tore ein bis zwei Stunden. Der dritte Schritt ist die Zusammenfassung. Ich schau mir die gesamte Partie nochmal an und schneide die interessanten Szenen raus. Das dauert etwas mehr als zwei Stunden. Wenn das alles fertig ist, werden die Videos noch gerendert, quasi gespeichert. Das dauert für die Tore und Highlights nur wenige Minuten, bei der gesamten Partie aber ca. 3 Stunden. Dabei muss ich aber nix machen, das macht mein Rechner auch ohne mich. Am Ende wird alles auf den youtube-Kanal geladen. Auch hier nochmal ca. 3 Stunden. Wenn die Videos hochgeladen sind, schreib ich den Artikel und stell alles auf meine Website.
Online-Team: Kannst du uns einen kleinen Einblick gewähren, wie hoch die Zugriffszahlen auf die Videos sind und wie die Entwicklung dabei aussieht?
Mathias: Natürlich muss ich da zuerst über das Tor von Tino reden. Seit ich es online gestellt habe wurde es über 7800 Mal angeschaut. Alle Videos, inzwischen sind es über 300, wurden zusammen 32.500 Mal angeschaut. Das Tor von Tino hat also ein gewaltiges Gewicht daran, es wird auch Heut noch ab und an aufgerufen. Insgesamt würde ich sagen, dass die Hinrunde 2011/2012 die meisten Zuschauer hatte, wenn man mal vom Wecker-Tor absieht. Da gab es Wochen, in denen ich um die 1000 Zuschauer hatte. Die Rückrunde war eher mau, aber da hab ich auch einige Spiele verpasst. Seit die Saison wieder angefangen hat, geht es aber wieder Bergauf und letzte Woche hatte ich wieder über 800 Zuschauer, soviel wie seit Anfang des Jahres nicht mehr. Das hat sicher auch mit der hohen Spielfrequenz zu tun, den Pokalübertragungen und auch der Zwoten. Deren Pokalbegegnung gegen Weißig wurde 120 Mal angeschaut.
Online-Team: Für viele Fans ist es auch eine Möglichkeit, das live gesehene noch einmal per Video nach zu verfolgen, strittige Szenen zu analysieren oder schöne Tore noch einmal zu anzuschauen. Apropos Tore: Deine Aufnahme des Tores von Tino Wecker gegen die Post vor zwei Jahren, als er einen Eckball direkt mit dem Außenrist verwandelte, schaffte es bis zum MDR Tor des Monats und gewann schließlich auch – erzähle uns doch noch einmal wie es dazu kam!
Mathias: Ja das war größten Teils Zufall. Ich glaube es war eines der ersten Spiele, wenn nicht sogar das erste Spiel, welches ich aufgezeichnet habe. Selbst für mich Fußballlaien war das ein Hammertor. Einfach ein magischer Moment wie der Ball seinen Weg ins Tor fand. Irgendjemand meinte dann zu mir, ich solle das Tor doch an den MDR schicken. Gesagt, getan. Das Tor kam offensichtlich bei vielen Fußballbegeisterten gut an und am Ende hatte Wecker eine neue Trophäe im Schrank. Wichtiger war aber glaube ich, dass auch der DSC mal wieder in der Öffentlichkeit zu sehen war. Das Tor hat es übrigens auch zu Zeiglers wunderbarer Welt des Fußballs geschafft.
Online-Team: Bei dem Tor war ja sogar das ARD Tor des Monats im Gespräch. Letztlich reichte angeblich auch die Qualität dafür nicht aus – weißt du dazu Näheres?
Mathias: Nicht mehr als Gerüchte. Wir waren möglicherweise in der Auswahl der besten 10 Tore. Vielleicht war die Qualität des Videomaterials nicht gut genug, vielleicht war das Tor auch zu technisch und nicht spektakulär genug. Wenn der nächste Knaller kommt hab ich auf jeden Fall eine ordentliche Kamera parat.
Online-Team: Zuletzt hast du beim Pokalspiel gegen Laubegast gleich noch die Dresden Fernsehen-Kamera übernommen und auch für die Fernsehübertragung des Spieles gedreht. Wie kam es dazu?
Mathias: Das Sachsen Fernsehen, zu dem auch das Dresden Fernsehen gehört, hat ja die Rechte an der Ausstrahlung der Spiele des Landespokal erworben. Da mussten wir uns eben arrangieren (Radio-Kay und ich mit denen). Das war erfreulich einfach und angenehm. Das Spiel der Ausscheidungsrunde gegen Großpostwitz-Kirschau hab ich noch mit meiner Kamera aufgenommen und dann einfach beim Dresden Fernsehen vorbeigebracht, wo es dann ja auch ausgestrahlt wurde. Bei der 1. Hauptrunde war eben die Ansage, dass das Sachsen Fernsehen das Spiel aufzeichnen wird und per Live-Stream im Internet bereitstellt. Da wir ohnehin schon in Kontakt waren, haben wir vereinbart, dass ich eine der beiden Kameras übernehme und im Gegenzug das Material wieder online stellen kann. Zusätzlich hat Kay noch die Kommentierung übernommen. Von allen Seiten wurde uns bescheinigt, dass wir da einen großartigen Job gemacht haben. Auch an der Stelle nochmal von mir einen großen Dank an das Sachsen Fernsehen, dass wir das so einfach möglich machen konnten. Auch an die Fans, die für eine geile Kulisse gesorgt haben und den DSC damit natürlich auch für solche Aktionen interessant gemacht haben. Für das Spiel der 2. Hauptrunde wird es ja auch wieder die Zusammenarbeit geben.
Online-Team: Was hast du dir für die Zukunft des DSC FanTV vorgenommen?
Mathias: Ich habe so ein paar Ideen im Hinterkopf, von denen ich aber noch nichts Konkretes verraten möchte. Ich versuche immer weiter, die Videos noch interessanter zu gestalten. Da gibt es Ideen zum Optischen in den Videos, da gibt es Ideen die mit dem Web-Radio zu tun haben. Die Frage ist, wann ich mal Zeit und Muße habe darüber nachzudenken und die Ideen umzusetzen.
Online-Team: Gibt es etwas, was du dir fürs FanTV wünschst? Was benötigst du? Was würde dir die viele, viele Arbeit etwas einfacher machen?
Mathias: Ich wünsche mir einen Ü-Wagen, 5 Profi-Kameras und zu Hause ein Server-Cluster… Nein, ernsthaft. Es wäre schön, wenn sich für die Wochenenden, an denen ich einfach keine Zeit hab, jemand findet, der die Kamera übernimmt. Das hat bislang fast immer geklappt. An der Stelle ein herzlichen Dank an Roy, Martin, Ulf und alle die schon mal die Kamera geführt haben. Wenn aber zum Beispiel jemand Lust hat, ein Sonntagsspiel aufzuzeichnen (wenn der Glorreiche am Samstag spielt), dann würde mich das auch freuen. So könnte ich nämlich mein Angebot ausweiten. Ansonsten freue ich mich natürlich auch über jede Art von Feedback, gern auch Kritik (sachlich), Ideen, Vorschläge, MitarbeiterInnen.
Online-Team: Was denkst du über die laufende Saison der 1. Männer – wo steht der Sportclub am Ende?
Mathias: Ich finde, das Sportliche ist momentan noch reichlich schwer einzuschätzen. Dafür fehlt mir einfach die Erfahrung mit der Liga. Dass wir auch gegen starke Gegner können, hat die Vorbereitung gegen den BSC Freiberg gezeigt. Starkes Spiel hinten, die Chancen die man nach vorne hat auch genutzt. Gegen Laubegast haben wir stark gespielt, aber da hat Laubegast viel liegen lassen. Auch gegen Cunewalde fand ich den Einsatz toll. Was mir gar nicht gefallen hat, war das Spiel gegen die Post am Wochenende. Es wurde auf dem Platz endlos miteinander diskutiert. Mir hat das Team-Gefühl gefehlt, etwas das ich sonst immer beim DSC sehe. Ich hoffe die Spieler nehmen das Spiel als Weckruf war. Es ist eben nicht mehr Straßenbahn-Liga, wir sind jetzt auf der Lausitzer-Seenplatte unterwegs. Da müssen immer die 100% her. Ich glaube unser Sportclub kann das. Ich träume natürlich vom Aufstieg, realistisch find ich aber durchaus etwas Einstelliges.
Online-Team: Vielen Dank für das interessante Interview. Wir hoffen, dass du uns und den zahlreichen DSC-Fans weiterhin so viel Freude mit dem DSC FanTV bescherst und wünschen für dieses Projekt alles Gute! Nun gebührt dir das Abschluss-Statement – was möchtest du unbedingt noch loswerden?
Mathias: Schaut vorbei auf der neuen Website: www.dscfantv.de. Ansonsten, unser Sportclub ist etwas Einzigartiges. Er lebt von den vielen aktiven Fans. Von einer tollen Mannschaft. Von unserem Trainer-Ass und natürlich auch von einer engagierten Vereinsführung. Ich würde mich freuen, wenn das Miteinander in Zukunft auf demselben hohen Niveau ist wie unser Engagement. In diesem Sinne. Nur der DSC.
[EE]