Bilder: 3D-Modell zur Tragwerksplanung für den Neubau des Heinz-Steyer-Stadions (Bildquelle: ASSMANN BERATEN + PLANEN)
Die Bauarbeiten am Stadionneubau im Ostragehege laufen und befinden sich gut im Zeitplan. Aktuelle Fotos vom Stand der Bauarbeiten gibt es bei www.stadion-dresden.de.
Doch welche Herausforderungen waren bei der Planung zu meistern? Wie werden die Bauwerke wassersicher und stabil gegründet? Was passiert in den Stadionkurven? Welche Details sind spannend? Was war die komplexe Herausforderung mit der Rollstuhlfahrer-Rampe? Dies und einiges mehr erfahrt ihr im Interview von Stadion-Dresden.de, welches im Folgenden als kurzer Auszug zu finden ist. Dazu gibt es tragwerksplanerische Grafiken vom Stadion-Projekt.
Manfred Klawonn, Leiter vom Kompetenzcenter Sportstättenbau der Firma ASSMANN BERATEN + PLANEN, ist der für das Heinz-Steyer-Stadion zuständige Tragwerksplaner. Das Unternehmen kümmert sich dabei um die komplette Tragwerksplanung und koordiniert zudem den Stahlbau sowie alle Fertigteile. Während das Unternehmen auch in Dresden einen Sitz hat, kommt das Team des Kompetenzcenters Sportstätten aus Dortmund und hat unter anderem das Wildparkstadion Karlsruhe, die Arena in Regensburg, das Tivoli in Aachen und eine Großsporthalle in Heidelberg geplant und betreut. Auch bei den Stadionbauten in Aue und Chemnitz war ASSMANN beteiligt.
Interview-Auszug
Welcher Teil der Planungen für den Stadion-Neubau liegt in Ihren Händen? Wie groß ist Ihr Team und wie ist der Bearbeitungsstand Ihrer Teilprojekte?
Manfred Klawonn: Grundsätzlich sind wir für die komplette Tragwerksplanung für das gesamte Areal verantwortlich. Dazu gehören auch die Außenanlagen und alle Winkelstütz-Elemente. Darüber hinaus übernehmen wir beim Stahlbau und bei den Fertigteilen auch die Koordination mit den ausführenden Firmen – beim Stahlbau direkt, bei den Fertigteil-Elementen ist noch ein Fertigteil-Planer dazwischengeschaltet, die Firma IGBFB aus Dresden. Mit denen haben wir auch schon mehrere Stadien zusammengeplant. Das geht Hand in Hand. Im Laufe der Jahre sind die Tribünen-Konstruktionen so auch im Detail immer weiterentwickelt worden.
In der Hauptphase haben vier Statiker und fünf Konstrukteure am Projekt gearbeitet. Nun wird das weniger, wenn es ‚nur‘ noch um die Baustellenbetreuung und weitere Kurvenplanung geht. Die Hauptplanung haben wir bereits abgeschlossen. Die komplette Fertigteil-Planung ist schon seit geraumer Zeit abgeschlossen. IGBFB hat die Element-Pläne gezeichnet und diese sind vom Prüfer auch bereits freigegeben. Dies muss so früh fertig sein, damit der Generalunternehmer, also ZECH, ein Fertigteilwerk beauftragen kann. Erste Fertigteile, Treppen, sind bereits produziert und kommen auf der Baustelle an. Mit den ersten Tribünenplatten und -stelzen ist dann in etwa zwei bis drei Monaten zu rechnen. Anschließend können diese verlegt werden.
Was sind die größten tragwerksplanerischen Herausforderungen beim Projekt Heinz-Steyer-Stadion?
Manfred Klawonn: Zum einen betrifft dies technisch den Bereich der Gründung, die durch das Hochwasserareal im Elbe-Bereich komplex ist. Das Stadion wird durch eine bestehende Flutschutzanlage geschützt, was oberirdisches Wasser abhält. Geologisch ist es eine besondere Situation, weil sich etwa zwei Meter unter der Spielfeld-Oberfläche eine Lehmschicht durchzieht. Nach unten hin sind die Flutschutzmauern gegen die Lehmschicht abgedichtet.
Der Boden selbst ist für die großen Lasten der Südtribüne jedoch nicht tragfähig genug, weil der tragfähige Boden erst unter der Lehmschicht beginnt. Unser Problem ist somit, dass wir immer durch die Lehmschicht hindurchmüssen. Und alles, was wir dabei in dieser Schicht kaputt machen, müssen wir auch wieder reparieren und schließen, um die Abdichtung durch die Lehmschicht nicht zu gefährden und den Hochwasserschutz zu erhalten.
Die bestehende Nordtribüne wurde mit Mikropfählen gegründet – wir machen das jetzt aber bei der Gründung der neuen Südtribüne anders. Die Gründung erfolgt durch eine Bodenverbesserung mit Schottersäulen. Diese durchbohren zwar die Lehmschicht, aber im Bereich der Lehmschicht werden diese anschließend mit einer Mörtelsuspension wieder abgedichtet. Dies erfolgt mit einem Bohrgerät.
In den Kurven gründen wir komplett schwimmend, oberhalb der Lehmschicht. Der Boden oberhalb dieser Schicht kann kleine Lasten tragen, was der Bodengutachter geprüft hat. Die Fundamente der Lichtringstützen haben einen Abstand von ca. 16 Metern und sind auf diese kleinen Pressungen dimensioniert. Nur die beiden Fundamente der Lichtbrücke, welche die Nordtribüne überspannt, werden tiefgegründet, weil die Lasten zu groß sind.
Wie werden die beiden Stadionkurven, die ja auch im Bedarfsfall mit mobilen Tribünen ausgestattet werden sollen, konzipiert und tragfähig umgesetzt? Und werden die Stadionkurven auch ohne mobile Tribünen für Zuschauer nutzbar sein.
Manfred Klawonn: In den Kurven wird entgegen der ersten Ausschreibung zurzeit die Betontribüne geplant. Das Konzept dazu steht bereits. Und auf diese Situation werden auch alle relevanten Höhen der Promenaden und Anschluss-Elemente ausgelegt. Für diese Tribüne machen wir auch – in Abstimmung mit den Architekten – den kompletten Entwurf und die technische Ausarbeitung. Das bedeutet, dass sich in der Westkurve in etwa sieben Reihen und in der Westkurve etwa 15 Reihen ergeben. Damit würden wir es ermöglichen, 10.000 feste Sitzplätze zu generieren. Das wäre ein großer Mehrwert für das Stadion, wenn dies so umgesetzt werden kann.
Hier geht es zum kompletten Interview auf stadion-dresden.de – viel Freude beim Lesen: