Am 18.11.2005 stellte das Präsidium des DSC Fußball 98 e.V. einen Antrag auf Insolvenz. Nur gut eine Woche danach fanden sich zahlreiche Freunde des Dresdner Fußballs zusammen und gründeten den Dresdner Sport-Club Friedrichstadt. Einer der Initiatoren dieses neuen Vereines ist der langjährige DSC-Anhänger Andreas Tschorn aus Forchheim. Mit ihm sprach das Online-Team von dsc-fussball98.de!
dsc-fussball98.de: Vor gut 1 ½ Wochen wurde der Dresdner Sport-Club Friedrichstadt ins Leben gerufen. Sie sind einer von vier gewählten Vorstandsmitgliedern. Wie ist das Prozedere an diesem Tag gelaufen?
Als Kassenprüfer bestimmten die Mitglieder Nico Berger (28, Dresden, Ostsächsische Sparkasse Dresden) und Thomas Kaden (31, Dresden, Ostsächsische Sparkasse Dresden, DSC-Fanbeauftragter). Im Anschluss wurden noch organisatorische Fragen geklärt.
dsc-fussball98.de: Wie sieht es mit dem Eintrag ins Vereinsregister und weiteren formellen Angelegenheiten aus?
Andreas Tschorn: Am vergangenen Freitag war der erste Termin beim Amtsgericht. Der Verein wird voraussichtlich am kommenden Mittwoch in das Vereinsregister der Stadt Dresden eingetragen. In den nächsten Tagen wird ein Vereinskonto eröffnet. Ebenso wird die Gründung des Vereins dem Finanzamt mitgeteilt, bei dem auch die Beantragung der Steuerermäßigungen bei der Umsatzsteuer und der Befreiung von der Gewerbe- und Körperschaftssteuer zwecks der Verfolgung gemeinnütziger Interessen vonstatten gehen wird. Eine provisorische Geschäftsstelle ist schon vorhanden. Die Vereinsanschrift lautet vorerst: Dresdner SC Friedrichstadt e. V., Leipziger Straße 94, 01127 Dresden. Ein Vereinslogo wurde auch schon kreiert. Im Internet wurden die Domain www.dsc-friedrichstadt.de und die E-Mail-Adresse info@dsc-friedrichstadt.de freigeschaltet.
dsc-fussball98.de: Wie ist die Idee des DSC Friedrichstadt gewachsen?
Andreas Tschorn: Der DSC Friedrichstadt besteht als Arbeitskreis schon seit dem 10. Juli 2004. Schon damals befürchteten einige DSC-Mitglieder einen finanziellen Kollaps des DSC Fußball 98 aufgrund der Altschulden aus besseren sportlichen Tagen. Seinerzeit wurde auch beschlossen, dass der DSC Friedrichstadt erst und nur dann als Auffanglösung aktiv wird, wenn der DSC Fußball 98 e. V. Insolvenz anmeldet, was nun leider trotz aller positiven Bemühungen passiert ist. Jetzt ging alles ganz schnell und der DSC Friedrichstadt erlebte seine Geburtsstunde als offizieller Verein.
dsc-fussball98.de: Welche Ziele verfolgt der DSC Friedrichstadt?
Andreas Tschorn: Wir verstehen uns als Auffanglösung für den Fall, dass das Insolvenzverfahren beim DSC Fußball 98 mangels Masse nicht eröffnet oder nicht erfolgreich beendet wird. Nur im Falle der Liquidation des DSC Fußball 98 wird der DSC Friedrichstadt die Teilnahme am Spielbetrieb beantragen und versuchen, sämtliche Junioren- Frauen- und Männermannschaften zu übernehmen. Wir sind die einzigste bisher bekannte Gesamtlösung. Kein anderer Dresdner Verein hat derartige Kapazitäten frei, um im Falle des Falles weit mehr als 200 Spielerinnen und Spielern von heute auf morgen eine neue Heimstatt mit geregeltem Trainings- und Wettkampfbetrieb bieten zu können. Klar ist daher, dass auch der DSC Friedrichstadt seine Heimat im Sportpark Ostragehege haben müsste. Eine Zerschlagung des DSC Fußball 98 und die Aufteilung der Mannschaften auf mehrere Vereine ist für uns nicht akzeptabel.
dsc-fussball98.de: Welche Dinge sollen in den kommenden Wochen stattfinden?
Andreas Tschorn: Am 5. Dezember findet im Rathaus ein Gespräch mit Sport-Bürgermeister Winfried Lehmann statt, an dem der Insolvenzverwalter Jan Gärtner sowie Vertreter des DSC Fußball 98, des DSC Friedrichstadt, des DSC-Fanprojektes und des Sächsischen Fußball-Verbandes teilnehmen werden. Es wird derzeit von vielen Personen nichts unversucht gelassen, den DSC Fußball 98 als Verein zu retten. Jan Gärtner wird sich voraussichtlich Mitte Dezember entscheiden, welche Schritte eingeleitet werden. Bis dahin müssen wir mehrgleisig fahren. Wir müssen aber für jeden Fall gerüstet sein und so stehen noch einige Gespräche und viel Arbeit an.
dsc-fussball98.de: Der DSC Fußball 98 e. V. hat eine Woche vor Gründung des DSC Friedrichstadt einen Antrag auf Insolvenz gestellt. Wie stellt sich die Situation für den neugegründeten DSC Friedrichstadt dar?
Andreas Tschorn: Für alle Beteiligten ist es sehr schwierig, weil momentan niemand sagen kann, wie es weiter geht. Wir stehen in ständigem Kontakt zum Präsidium des DSC Fußball 98 und unterstützen uns gegenseitig. Auch der Vorstand des DSC Friedrichstadt setzt momentan seine ganze Kraft ein, um dem DSC Fußball 98 zu helfen. Es gibt keine Konkurrenz, nur Partnerschaft. Uns wäre es am liebsten, wenn der DSC Fußball 98 nach einem erfolgreichen Insolvenzverfahren ohne Schulden dasteht und wir den DSC Friedrichstadt wieder abmelden könnten.
dsc-fussball98.de: Wie können potentielle Interessenten den DSC Friedrichstadt unterstützen?
Andreas Tschorn: Ein Verein verursacht Kosten, egal, ob er am Spielbetrieb teilnimmt oder nicht. Interessierte Sponsoren werden herzlich darum gebeten, sich mit uns in Verbindung zu setzen. Wie gesagt, es ist unklar, wie es weitergeht. Aber möglich sind z. B. auch Absichtserklärungen, die dann greifen würden, wenn der DSC Friedrichstadt am Spielbetrieb teilnimmt. Jedermann kann den DSC Friedrichstadt als Mitglied, gerne auch als förderndes, unterstützen. Die Aufnahmegebühr beträgt zehn Euro, der monatliche Mitgliedsbeitrag vier Euro. Wir rufen aber auch dazu auf, den DSC Fußball 98 zu unterstützen und ihm die Treue zu halten. Die derzeitigen Einnahmen des DSC Fußball 98, also z. B. auch die Erlöse der Baustein-Aktion, werden nur dafür genutzt, um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Und dies ist momentan für uns alle das Wichtigste.
Vielen Dank für das Gespräch!