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Ehrung für DSC-Legende Camillo Ugi

Heute jährt sich der Todestag des einstigen Rekord-Nationalspielers Camillo Ugi zum 42. Mal. Zu Ehren dieses Ausnahmesportlers und als Zeichen der Dankbarkeit und Anerkennung, auch an seine noch lebenden Töchter, wird am Sonntag um 11 Uhr eine feierliche Kranzniederlegung auf dem Friedhof in der Markkleeberger Rathausstraße 51 stattfinden. Initiator ist die Leipziger Initiative 1903, die sich der Fußball-Traditionspflege verpflichtet sieht.

Camillo Ugi wurde am 21. Dezember 1884 in Leipzig geboren. Er sah aus wie ein Italiener, hieß wie ein Italiener, war aber dennoch ein Deutscher. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts entzückte kaum ein Spieler in Deutschland die Zuschauer mehr als Camillo Ugi. Auch heute erzählt man sich noch von seinem berühmten Handstand, den er während einer Partie auf dem Querbalken eines Tores ausführte. Seine Eltern waren einst aus Baden nach Leipzig übergesiedelt. Ugis italienischer Vater und seine deutsche Mutter wollten ihren Sprössling Kamill nennen, ein misstrauischer Standesbeamter machte aber Camillo daraus. Der hagere Mann mit dem Schnurrbart war mit seinen technischen Fähigkeiten seiner Zeit weit voraus. Zwar spielte Camillo Ugi nur für kurze Zeit beim DSC, aber aufgrund seiner einzigartigen Gesamtkarriere kann man ihn getrost auch in der Landeshauptstadt als Legende verehren. Camillo Ugi begann 1898 als Turner und später als Fußballer beim ATV Leipzig 1845 und wechselte 1902 zum Leipziger BC, wo er sich grandios entwickelte. 1905 legte er den Grundstein für seinen Ruf als Weltenbummler, als es ihn für vier Monate nach Brasilien zum SC Germania São Paulo zog.

Dieses Abenteuer begann mit einer Dampfschiffpassage nach São Paulo. Der Hamburger Kaufmann Hans Nobiling hatte ihm eine attraktive Anstellung in seinem Kontor in der brasilianischen Hafenstadt angeboten, mit dem Hintergedanken, dass sich der damals schon legendäre deutsche Spieler nach Feierabend seines Vereins annehmen werde. Ein kluger Plan, der auch funktionierte, denn Camillo Ugi kam, sah und siegte mit dem SC Germania São Paulo fünf Mal in sieben Spielen. Dann packte ihn aber das Heimweh und er bestieg den nächsten Dampfer nach Europa. Zurück in Leipzig schloss er sich dem VfB an, mit dem er 1906 Deutscher Meister wurde.

Danach spielte er im Rahmen seines Militärdienstes in der Saison 1906/1907 beim Dresdner SC, wo er Ostsachsenmeister und Mitteldeutscher Meisterschaftsdritter wurde. Im Mai 1907 kehrte er zum VfB Leipzig zurück, aber 1908 verschlug es ihn beruflich nach Frankreich, wo er für Olympique Marseille auflief. Das Heimweh trieb ihn schon 1909 wieder zurück nach Deutschland. Er schloss sich dem FSV Frankfurt 1899 an. Aber schon in der Saison 1910/1911 war er wieder für den VfB Leipzig am Ball und wurde Deutscher Vizemeister. Wieder einmal aus beruflichen Gründen war er danach von Oktober 1911 bis zum Kriegsausbruch 1914 bei den Vereinigten Breslauer Sportfreunden aktiv. Gegen Kriegsende lief er für den Dresdner FC Fußballring (heute Sportfreunde 01 Dresden-Nord) auf, um danach für den FC Sportfreunde 1900 Leipzig (1918 bis 1919) und wieder für den VfB Leipzig
(1919 bis 1921) zu spielen. 1921 wechselte Camillo Ugi dann endgültig zum FC Sportfreunde 1900 Leipzig, wo er 1927 nach einem Motorradunfall im Alter von
42 Jahren (!) seine Karriere beendete.

Von 1909 bis 1912 absolvierte er 15 Spiele (ein Tor) für die Deutsche Nationalmannschaft, davon neun als Spielführer. Höhepunkte waren für ihn sicherlich die beiden Partien bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm
.
16:0 hieß es gegen Russland, 1:3 gegen Ungarn. Zwischen 1902 und 1914 spielte er 75 mal repräsentativ für Mitteldeutschland und Leipzig. Noch im hohen Alter blieb Camillo Ugi sportlich sehr aktiv. In den 60er Jahren schwamm der schon 80-Jährige noch fast täglich seine Runden im Leipziger Stadtbad. Die Legende Camillo Ugi lebte von 1921 bis zu seinem Tod am 9. Mai 1970 im Alter von 85 Jahren in Markkleeberg. Sein Vermächtnis und die Erinnerung an seine einzigartige Laufbahn werden nie verblassen. Der Markkleeberger Zentralsportpark wurde 2006 in Camillo-Ugi-Sportpark umbenannt. Sepp Herberger sagte einst, dass Camillo Ugi das große Idol seiner eigenen Jugend gewesen sei. Auch beim Dresdner SC wird man den ersten Legionär des deutschen Fußballs nicht vergessen: “Der DSC feierte zwar schon kurz nach seiner Gründung die ersten Erfolge und Titel, aber die moderne Spielkultur brachte erst Camillo Ugi mit, als er 1906 beim DSC anheuerte”, weiß DSC-Traditionspfleger Andreas Tschorn.

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