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Der Verband ist für alle da: Stellungnahme des DSC

Der Verband ist für alle da: Stellungnahme des DSC

Die Entscheidung ist gefallen. Alle 17 noch am sächsischen Landespokal beteiligten Vereine haben ihre Zustimmung zum Änderungsvertrag des SFV gegeben. Der Pokal geht also ohne die zehn Amateurvereine weiter und wird unter den sieben Regionalligisten und Drittligisten zu Ende gespielt.

Der Dresdner SC 1898 hat sich seit Präsentation dieser Idee klar positioniert und ist für andere Lösungen eingetreten. Dies erfolgte unter großer Einigkeit in der Meinung der Mitglieder, Fans und des sonstigen Vereinsumfeldes. Die Fußball-Abteilungsleitung des DSC hat sich die Entscheidung zur Zustimmung nicht einfach gemacht und ausführlich sowie lange diskutiert. Dabei standen die eigenen Interessen und eigenen Vorschläge im Mittelpunkt, aber auch externe Rahmenfaktoren. Auch die Meinungslage des Herrentrainers sowie der 1. Mannschaft wurden eingeholt.

Die Abteilungsleitung hat sich mit einer Stellungnahme, die dem Sächsischen Fußball-Verband übersandt wurde, noch einmal klar zur Verantwortung des Verbandes und zum Verfahrensablauf positioniert und hofft, dass daraus für die Zukunft gelernt werden kann.

 

Zu Eurer Kenntnisnahme hier die Stellungnahme im Wortlaut:

An: Sächsischer Fußball-Verband e.V.

Der Verband ist für alle da
Verantwortung und Fair Play – Stellungnahme des Dresdner SC 1898 zum Fortgang des sächsischen Landespokal-Wettbewerbs

Sehr geehrter Herr Winkler,
sehr geehrter Herr Beier,
sehr geehrte Damen und Herren,

der Dresdner SC 1898 befindet sich diese Saison in sportlich ruhigem Fahrwasser. In der Landesklasse Ost spielt die Mannschaft erfolgreichen Fußball. Und im Pokal haben sich unsere Kicker aus dem Dresdner Ostragehege die berühmte Kirsche auf der Torte verdient. Nach Siegen gegen die höherklassigen Teams aus Neugersdorf und Striesen in den letzten beiden Pokalrunden steht das Achtelfinale gegen den Regionalligisten 1. FC Lok Leipzig an. Es wäre ein würdiges Abschiedsspiel für das Heinz-Steyer-Stadion, das nach dieser Saison abgerissen und neugebaut wird. Es wäre ein rauschendes Fußballfest vor Rekordkulisse geworden, dass sich Mannschaft, Fans und der ganze Verein nach Jahren der guten Arbeit verdient hätten. Es bleibt beim Konjunktiv, aus der Pokal-Lust wurde in den letzten Monaten eine Last, der Druck für die Verantwortungsträger beim Sportclub ist groß.

Wie konnte es dazu kommen? Die im Pokal verbliebenen Profi-Vereine sprechen sich für ein finanziell entschädigtes freiwilliges Ausscheiden der Amateurvereine aus. Der Sächsische Fußball-Verband stellt sich in unserer Wahrnehmung als „Anwalt“ an „deren“ Seite und befürwortet damit, dass allein die Profis die Chance haben, in der ersten DFB-Pokal-Runde dabei zu sein, während die Amateure in die Röhre schauen. Argumentiert wird dabei mit dem Druck, am Finaltag der Amateure ein Endspiel um den Sächsischen Landespokal auszutragen, um einen sächsischen Vertreter am DFB-Pokal melden zu können.

Verantwortung für einen sportlich fairen Pokalwettbewerb

Wir alle im DSC 1898 und auch unsere Unterstützer sowie Anhänger, die das Achtelfinale herbeisehn(t)en, sind uns der schwierigen Pandemie-Ausnahmesituation bewusst und bereit, lösungsorientiert einen Weg zu finden, der die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt. Leider war dies für uns nicht ersichtlich. Im Gegenteil: der Weg des SFV zur Entscheidungsfindung ist abenteuerlich und entbehrt jeglichem Respekt gegenüber anderen Meinungen aus dem Amateurlager.

Der SFV schiebt die alleinige Verantwortung für Wohl und Wehe aller verbliebenen Vereine im Landespokal den Amateuren zu. Die Amateurvereine stehen teilweise vor der Entscheidung, ihre Interessen zu verfolgen oder dafür verantwortlich zu sein, dass kein DFB-Qualifikant gemeldet werden kann und kein Verein finanziell entschädigt wird. Amateurvereine in eine solche Situation zu bringen, ist unnötig und hat mit verantwortungsvoller Verbandsarbeit nichts zu tun. Der Verband ist für die nun eingetretene, unbefriedigende Situation verantwortlich, hat er in den vergangenen Wochen die Amateurvereine schließlich durch zahlreiche Anrufe gegeneinander ausgespielt. Aus unserer Sicht ein ungeheuerlicher Vorgang – der Verband trägt Verantwortung für alle seine Vereine und ist nicht Interessenvertreter der Profivereine.

Anstatt die Perspektive der Amateure einzunehmen, für die der Landespokal die einzige Chance ist, sich einem großen Publikum zu zeigen, solidarisiert sich der SFV mit den „Großen“. Dies noch nicht einmal versteckt, sondern mit einer Erklärung der Regionalligisten, die das Logo des SFV ziert. Dem Vorschlag des DSC zur Fortführung des Sachsenpokals war das Logo des SFV nicht vergönnt. Nichts zu spüren von „unsere Amateure – echte Profis“ – gerade in diesen schwierigen Zeiten ein fatales Signal an die vielen Ehrenamtler, die mit ihrem Engagement die Folgen der Pandemie für die Clubs abzufedern versuchen.

Dass es anders geht, zeigen andere Landesverbände, die aktuell noch keine Notwendigkeit des Handelns erkennen lassen bzw. die Fortführung ihres Landespokals über den 29.05.2021 hinaus verlängert haben.

Verantwortung für unsere Mitglieder und den Verein!

Die Abteilungsleitung des Dresdner SC 1898 Fußball musste unter dem Eindruck der Pandemie und dem Druck des Verbandes eine Entscheidung treffen. Dabei wiegt die Verantwortung für die eigenen Mitglieder, Fans wie 1. Herren und Nachwuchs, für uns am höchsten. Schweren Herzens und mit großem Unmut haben wir uns dazu entschieden, uns den Schuh des alleinigen „Buhmanns“ nicht anziehen zu wollen. Diesen Schuh hat uns der SFV vor die Tür gestellt, auf verschiedenen Wegen wurde uns diese Haltung klar kommuniziert. Druck aufzubauen, Vereine gegeneinander auszuspielen, Geldgier anzuprangern und Fehlinformationen zu streuen, statt gemeinsam ernsthaft nach Lösungen zu entwickeln, die allen die gleichen Chancen im Pokalwettbewerb einräumen, und sei es eine Los-Entscheidung unter allen verbliebenen Teams zur Ermittlung des sächsischen DFB-Pokal-Vertreters, ist aus unserer Sicht kein Fair Play, sondern Foulspiel.

Foulspiel ist es auch, wenn beschlossene Dinge der eingesetzten Task-Force nicht im endgültigen Arbeitspapier enthalten sind. Ein früherer Einstieg der Profivereine in den Landespokal sowie verpflichtende Testspiele der Großen gegen die Kleinen als Zeichen einer Solidaritätsgemeinschaft fehlen im Vertragswerk oder als Diskussionsgrundlage – wenigstens in der Präambel.

Der Druck, am Ende allein den schwarzen Peter zugeschoben zu bekommen, ist uns zu hoch. Enttäuscht sind wir trotzdem, vor allem für unsere Männermannschaft, die sich sportlich dieses Highlight absolut verdient hat. Dass die Pandemie ggf. kein Spiel zulässt, ist das eine. Das andere ist, mit den eigenen Interessen als Amateurverein auch ernst genommen zu werden.

Verantwortung für die Zukunft – Lehren aus der Situation ziehen!

Die Verantwortung für das Aus der Amateure im sächsischen Landespokal trägt der SFV. Wir erwarten daher zumindest für die Zukunft ein klares Signal der Verbandsführung. Unsere Forderung: alle sächsischen Vereine ab der ersten Pokalrunde in den Lostopf – auch die Profis! In dieser Saison werden Vereine um den Pokalsieg spielen, die bisher noch kein einziges Landespokalspiel absolviert haben und unter Umständen reichen diesen zwei Siege zum Titelgewinn. Andere Vereine haben jetzt schon vier Siege geholt, müssen nun aber aussteigen. Das hat mit fairem Wettbewerb wenig zu tun, dieser Makel muss abgestellt werden. Andere Landesverbände machen es unter gleichen Voraussetzungen vor, so dass auch das Argument „fehlende Termin-Möglichkeiten“ nicht zieht. Hier kann der Verband zeigen, ob er in Zukunft auch die Verantwortung für die Amateurklubs übernehmen will. Wir wünschen uns das als eine Lehre aus dieser verkorksten Pokalsaison.

Mit schwarz-roten Grüßen
Die Abteilungsleitung Fußball des Dresdner SC 1898 e.V.

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