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60 Jahre SC Einheit Dresden

Am 21. November 1954, also heute vor 60 Jahren, absolvierte der SC Einheit Dresden sein erstes Punktspiel unter neuem Namen gegen den damaligen DDR-Spitzenclub ASK Vorwärts Berlin auf dem Sportplatz an der Cantianstraße, dem heutigen Friedrich-Ludwig-Jahnsportpark in Berlin. Zeitgleich fand in Adams Gasthof zu Moritzburg die Gründungsveranstaltung des neuen Schwerpunktclubs der Sportvereinigung Einheit statt. Wenn am morgigen Samstag der Radebeuler BC zum vorletzten Heimspiel der Hinrunde 2014/15 im altehrwürdigen Heinz-Steyer-Stadion gastiert, werden die Fußballer des Dresdner SC den Anlass nutzen, um in speziell vom DSC-Museum entworfenen Trikots aufzulaufen, um damit das Jubiläum angemessen zu würdigen.

Doch was hat der Dresdner Sportclub 1898 mit dem SC Einheit zu schaffen? Fangen wir an in den 50er Jahren, die wie die erste Hälfte der vierzig Jahre währenden SED-Diktatur im Zeichen von fortwährenden sportpolitischen Eingriffen in das Sportsystem der Republik standen. Umbenennungen, Delegierungen und große Reformen zur Förderung des Spitzensports standen auf der Tagesordnung, um die DDR international konkurrenzfähig aufzustellen. Die erste große Reform bestand in der Eingliederung der in der SBZ ab 1946 zugelassenen SGs auf Stadtteilebene in das System der BSGs. Im Zuge dessen wurde aus der SG Mickten die BSG Sachsenverlag als Mannschaft der Sächsischen Zeitung. Wenig später wurden die Namen der BSGs vereinheitlicht. Das Verlagswesen erhielt den Namenszusatz „Rotation“.

Bis 1954 sorgte Rotation im Paul-Gruner-Stadion (Stadion an der Eisenberger Straße) für Furore und lieferte sich in der obersten Spielklasse der DDR hochklassige und zuschauerträchtige Derbys mit der Deutschen Volkspolizei bzw. Dynamo Dresden. Zudem wurde Harry Arlt in der Saison 1953 Torschützenkönig. Die Herbst- bzw. frühen Wintermonate des Jahres 1954 waren für die Fußballstadt Dresden gleichermaßen Fluch und Segen. Um das Niveau im Fußballsport zu heben, kam es zur Gründung der sogenannten Schwerpunktclubs der Sportvereinigungen (SV). Die SVs waren unterteilt nach den Berufssparten, denen die Fußballer offiziell nachgingen, die aber eigentlich die Sponsoren der Clubs darstellten. Wie erwähnt, diente der Name Rotation als Label für Vereine des Verlagswesens, der zentrale Club wurde in Leipzig gegründet. Die SV Dynamo erhielt ihren SC in der Hauptstadt der DDR, wozu die Meistermannschaft der SG Dynamo Dresden nach Berlin delegiert wurde. Die SV Einheit wiederum wurde von der Verwaltung gesponsert, der Schwerpunktclub in Dresden installiert. Der Sponsor war in diesem konkreten Fall der Bezirksrat der Stadt Dresden.

Die Schwerpunktclubs waren keine reinen Fußballclubs, sondern deckten ein breites Spektrum an Sportarten ab. Beim SC Einheit gab es z.B. die Abteilungen Faustball, Tischtennis, Schach oder Handball. 44 Goldmedaillen konnten die Olympioniken aus der Friedrichstadt bis zum Ende der Republik bei Olympischen Spielen in den Sportarten Wasserspringen, Rudern, Schwimmen, Eisschnelllauf und Kanu gewinnen. Hinzukommen silberne und bronzene Auszeichnungen in der Leichtathletik, im Radsport, Fechten und Gewichtheben.

Der größte Erfolg der Fußballer lag im Gewinn des FDGB-Pokals der Saison 1958. Im mit 15.000 Zuschauern ausverkauften Cottbusser Max-Reimann-Stadion schlug der SC Einheit den SC Lok Leipzig, der mit dem 1.FC Lok nichts gemein hat und um die Verwirrung komplett zu machen, in der Tradition der BSG Chemie steht. Gegen diesen Favoriten und Titelverteidiger, gecoacht vom späteren Meistertrainer Alfred Kunze konnte nur eine geschlossene Mannschaftsleistung zum Sieg verhelfen. Dem ehemaligen DDR-Nationaltrainer und gewieftem Taktiker „Hans“ Siegert ist es zu verdanken, dass der Pott mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung nach umkämpften 120 Minuten nach Dresden entführt werden konnte.

An den Trikots der Pokalsiegersaison orientiert sich die Trikotage für das Spiel gegen den Radebeuler BC. Die Langarmtrikots sind rot-weiß gestreift, mit dem SC Einheit Logo mittig auf der Vorderseite prangend, welches mit dem Aufdruck „FDGB-Pokalsieger 1958“ geschmückt ist und deren Rückseiten lediglich schwarze Rückennummern zieren. Entworfen vom DSC-Museum, umgesetzt in ausgezeichneter Zusammenarbeit mit dem Sporthaus Haubold und dem Sportdirektor Stefan Steglich, werden die Trikots finanziert von den treuen und traditionsbewussten Fans des Dresdner SC.

Dass sich keine weiteren Pokale in der Einheit-Vitrine befinden, ist den Umstrukturierungen der 60er Jahre zu verdanken, denen der SC zum Opfer fiel. Für die Steigerung des Leistungsvermögens der DDR-Fußballer waren die Mehrspartenvereine nicht mehr en vogue. Fußballclubs wurden allerorts aus dem Boden gestampft. Pläne für eine Fusion der Fußballer des SC Einheit mit der SG Dynamo zum 1.FC Dresden wurden zwar erdacht doch schnell ad acta gelegt. Stattdessen wurde die Fußballabteilung ausgegliedert und spielte unter dem Namen FSV Lokomotive Dresden für die Verkehrswissenschaftler der TU Dresden.

Einheit und FSV zeichneten sich durch eine außerordentliche Nachwuchsarbeit aus, welche sich in mehreren DDR-Meisterschaften in verschiedenen Altersklassen äußerte. Nach der sogenannten „Wende“ fusionierten beide Vereine zum Dresdner Sportclub 1898. Vielleicht ist es den Funktionären und Nachwuchsspielern der SG Friedrichstadt zu verdanken, die sich nach dem Verbot des DSC-Nachfolgers 1950 den sportpolitischen Anweisungen widersetzen und sich nicht wie vorgegeben der heutigen SG Striesen anschlossen, sondern in großen Teilen zur SG Mickten wechselten und damit die Keimzelle für den heutigen DSC pflanzten.

Die großartige Nachwuchsarbeit sollte uns in jedem Fall Vorbild sein. Leider machten die Nachwuchskicker aus dem Ostragehege damals, aufgrund der Tatsache, dass die SG Dynamo Dresden in den 60ern zum Gravitationszentrum der Dresdner Fußballwelt bestimmt wurde, ausschließlich im gelben Hemd Karriere. Bestes Beispiel ist der vor nur wenigen Tagen zum Ehrenspielführer der SG Dynamo ernannte Eduard Geyer, der für Lok und Einheit insgesamt 128 Einsätze absolvierte, im schwarz-gelben Maillot „nur“ auf 113 kommt. Ein anderes von vielen weiteren Beispielen wäre Klaus Sammer, der Vater des Sportvorstands des FC Bayern München, der über den SC Einheit den Weg zur SG Dynamo fand.

Mehr Informationen findet Ihr unter: www.dsc-museum.de

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